Autorinnen: Lea Schliephake und Thea Maria Blume
Projektbeschreibung:
Das Beratungen einen großen Einfluss auf die Politik haben, ist kein Geheimnis - im Jahr 2021 gab die deutsche Bundesregierung 186,3 Millionen Euro für externe Berater:innen aus. Aber wie gestaltet sich Beratung mit Fokus auf kommunikativ-strategische Aspekte auf kommunaler Ebene? Und wie transparent müssten diese Prozesse dargelegt werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich die Studierenden während der Projekt- Challenge “All problems solved? Politische Beratung im Öffentlichen Sektor.”. Als Basis des Seminars dienten fünf, interaktiv geplante Lehreinheiten zur Vermittlung der wissenschaftlichen Grundlage und dem Erwerb von Selbst-, Sozial-, Sach- und Methodenkompetenzen. Die als Projekt angelegte Prüfungsleistung erfolgte als Simulations-Challenge, bei welcher die Studierenden in 4er-Gruppen als fiktives Beratungsunternehmen agierten und auf Anfrage einer öffentlichen Einrichtung hin ein Proposal erarbeiteten. Dieses Proposal sollte eine praxisorientierte, realistische, kommunikativ-strategische Lösung für die öffentliche Einrichtung im Rahmen des Krisenmanagements enthalten. Ziel war die Analyse der kommunalen Politik und der dazugehörigen Netzwerke, das Verständnis von dort stattfindenden politischen Prozessen und das Erleben von Politik durch die Projektaufgabe.
Didaktische Lernziele:
Die Inhalte und Methoden des Projekts waren auf das Ziel zugeschnitten, dass sich die Studierenden innerhalb der vier Kompetenzbereiche in bis zu 12 Bereichen weiterentwickeln konnten. Diese bilden eine Grundlage für das weiterführende Studium sowie das spätere Berufsleben der Studierenden.
Projektkonzept:
Challenge: Die in den Lehreinheiten erworbenen Kompetenzen und das Grundlagenwissen sollten in der Challenge im geschützten Rahmen des Seminars praktisch erprobt, angewandt und verinnerlicht werden. Neben der Aufgabe der Erstellung eines Proposals sollten die Studierenden vor allem Kommunikationsskills im politischen Kontext anwenden und sich in ihnen fremde Rollen hineinversetzen. Die Rollen entsprachen u.a. denen in einem Beratungsunternehmen vertreteten Positionen - so war auch hier die Zuteilung in einen Junior Consultant, einen Senior Consultant, Manager und einen Principal/Senior Manager vorgegeben. Die Aufgaben dieser Rollen wurden über den gesamten Zeitraum der Selbstlern-Phase und der Präsentation von den Studierenden erfüllt. Durch die Lehrenden erfolgte die fiktive Anfrage und auch weiterführende Kommunikation als “Auftraggebende” der öffentlichen Einrichtung. Begleitend konnten die Studierenden die Expertise einer realen Senior Beraterin der Kearney GmbH hinzuziehen.
Ad-Hoc-Challenge: Der politische Alltag in einer öffentlichen Einrichtung ist immer öfter mit nicht vorhersehbaren Herausforderungen konfrontriert. Um die Flexibilität und erworbenen Kenntnisse zur Krisenkommunikation der Studierenden anzusprechen, erfolgte innerhalb der Erarbeitungsphase eine spontane, aber angekündigte Aufgabe, in welcher die Studierenden einen Medien-Eklat der öffentlichen Einrichtung durch eine Pressemitteilung auffangen sollten.
Zur Verfügung gestellte Infomaterialien: Die Studierenden erhielten zur Unterstützung alle notwendigen politischen, statistischen und rahmengebenden Informationen/Dokumente, um die Problemsituation der öffentlichen Einrichtung umfassend verstehen und bearbeiten zu können.
Projektergebnisse:
Als Projektergebnisse präsentierten fünf Studierenden-Gruppen ihre erarbeiteten Proposals innerhalb ihrer zugeteilten Rollen und versuchten auf interaktive und kreative Weise, die Auftraggebenden von ihrem High-Level-Lösungsansatz für die öffentliche Einrichtung zu überzeugen. Im Anschluss erfolgten mit jeder Gruppe ausführliche Evaluationen, durch welche in der Summe die vorab festgelegten Projektziele als erreicht eingestuft werden konnten. Die Evaluation zielte einerseits auf die Reflexion der Kompetenzen ab; die Studierenden äußerten, dass die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema der Transparenz von Beratung in politischen Arenen wurde. Andererseites wurde die wahrgenommene Politikerfahrung aus Sicht der Studierenden positiv reflektiert. Die Projektchallenge bot damit einen frühen Einblick in ein potenzielles Arbeitsfeld, welches in einem geschützen Rahmen erlebt werden konnte.
Über die Autorinen:
Lea Schliephake (M.Sc.) ist seit 2021 an der Hochschule Osnabrück an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und zugleich Lehrbeauftragte für politik- und sozialwissenschaftliche Lehrveranstaltungen.
Thea Marie Blume(M.A.) ist seit 2023 an der Hochschule Osnabrück an der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und zugleich Lehrbeauftragte für politik- und sozialwissenschaftliche Lehrveranstaltungen.
Über die Reihe „Herausragende Lehre in der deutschen Politikwissenschaft“
Dieser Beitrag wurde für den Lehrpreis Politikwissenschaft 2024 eingereicht. Der gemeinsame Preis von DVPW und Schader-Stiftung wurde 2020 neu geschaffen, um die besondere Bedeutung der politikwissenschaftlichen Hochschullehre sichtbar zu machen und die Qualität der Lehre in der deutschen Politikwissenschaft zu stärken. Der Lehrpreis Politikwissenschaft wurde in diesem Jahr an Prof. Dr. Sandra Destradi für ihr Lehrprojekt „How to Study the International Effects of Populism”, durchgeführt im Sommersemester 2023 an der Albert-Ludwigs Universität Freiburg, verliehen. Die Jury möchte mit dieser Blog-Reihe die Vielzahl der Einreichungen innovativer und didaktisch anspruchsvoller Lehrprojekte würdigen.
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