Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Diskussionsrunde C1: Digitale Transformation in Forschung und Lehre

Mittwoch, 22.02.2023, 9:00-10:30 Uhr

Die digitale Transformation ist in vollem Gange. Sie führt zu tiefgreifenden Veränderungen in Staat und Gesellschaft und bietet Chancen und Herausforderungen für die politikwissenschaftliche Forschung und Lehre. Bisherige Erfahrungen und Möglichkeiten der produktiven Gestaltung der digitalen Transformation für die politikwissenschaftliche Forschung und Lehre, stehen im Zentrum der Diskussionsrunde.

Durch die digitale Transformation stellen sich neue interdisziplinäre Forschungsfragen. Als Disziplin verfügt die Politikwissenschaft über langjährige Erfahrung in der Kooperation mit benachbarten Disziplinen wie der Rechtswissenschaft, den Wirtschaftswissenschaften oder der Soziologie. In Kooperation mit diesen Disziplinen hat die Politikwissenschaft zahlreiche interdisziplinäre Verbundforschungsprojekte hervorgebracht (u.a. Sonderforschungsbereiche, Forschungsgruppen, Schwerpunktprogramme). Ausschreibungen in den Themenfeldern der digitalen Transformation verlangen bereits heute häufig die Einbindung sozialwissenschaftlicher Expertise. Dennoch kommt politikwissenschaftliche Expertise hier eher selten zum Zuge. Im Rahmen der Diskussionsrunde soll erörtert werden, wie eine erfolgreiche Verbundforschung von Politik- und Computerwissenschaft gelingen kann. Wo bestehen fachliche und organisatorische Herausforderungen und wie können unterschiedliche Forschungsinteressen und Arbeitsweisen produktiv in Verbindung gebracht werden. Welche positiven und auch negativen Erfahrungen können aus bestehenden Forschungskooperationen gewonnen werden und wie kann unsere Disziplin insgesamt von der interdisziplinären Zusammenarbeit mit der Informatik profitieren?

Die digitale Transformation bietet zudem starke Impulse für neue interdisziplinäre Studienprogramme, in denen die Grenzen zwischen Technik- und Sozialwissenschaften überwunden werden. So sind in den vergangenen Jahren zahlreiche neue BA- und MA-Studiengänge im Themenfeld Digital Social Science und Computational Social Systems entstanden. Die Diskussionsrunde soll die Möglichkeit bieten, die bisher in diesen Studiengängen gewonnenen Erfahrungen für die Politikwissenschaft zu reflektieren. Wie wird mit unterschiedlichem Vorwissen der Studierenden umgegangen? Wie werden die unterschiedlichen Lehr- und Forschungsperspektiven der Hochschullehrenden in einem Curriculum vereint? Welche Lern- und Lehrformate haben sich in den Modulen bewährt?

Diesen und weiteren Fragen zur Gestaltung der digitalen Transformation politikwissenschaftlicher Forschung und Lehre sollen im Rahmen der Diskussionsrunde ausreichend Platz geboten werden.

Organisation der Diskussionsrunde: Prof. Dr. Markus Tepe (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) und Prof. Dr. Stefan Wurster (Technische Universität München, Hochschule für Politik) sowie Prof. Dr. Matthias Freise (Westfälische Wilhelms-Universität Münster) und Dr. Julia Reuschenbach (Freie Universität Berlin) für den Arbeitskreis "Hochschullehre" der DVPW

Moderation

Dr. Julia Schwanholz, Akademische Rätin am Institut für Politikwissenschaft, Universität Duisburg-Essen

Impulse

Prof. Dr. Isabelle Borucki, Professorin für politikwissenschaftliche Methoden und Demokratie im digitalen Wandel, Philipps-Universität Marburg

Daniel Krupka, Geschäftsführer, Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)

Michael Schönstein, Leiter des Teams Analysen, Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS)

Dr. habil. Lena Ulbricht, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Politik der Digitalisierung, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Prof. Dr. Stefan Wurster, Professor für Policy-Analyse, Hochschule für Politik an der Technischen Universität München

Zur Person

Julia Schwanholz ist Akademische Rätin am Institut für Politikwissenschaft und Prodekanin für Digitalisierung an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Ihre Forschungsthemen umfassen Parlaments-, Demokratie- und Public Policy-Forschung mit einem Schwerpunkt auf Digitaler Transformation. 

Isabelle Borucki ist Professorin für politikwissenschaftliche Methoden und Demokratie im digitalen Wandel an der Philipps-Universität Marburg. Sie leitete eine Nachwuchsforschungsgruppe zu digitaler Parteienforschung an der NRW School of Governance an der Universität Duisburg-Essen und arbeitete in einer Vertretungsprofessur an der Universität Siegen. Sie forscht zum Wandel von Beteiligungs- und Partizipationsstrukturen, insbesondere in politischen Parteien, zum digitalen Wandel demokratischer Institutionen und arbeitet zu Informationstechnologien und Politik in einer methodisch integrativen und dialogischen Weise.

Daniel Krupka vertritt die Gesellschaft für Informatik als Geschäftsführer in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Er ist verantwortlich für Projekte der größten Informatik-Fachgesellschaft im deutschsprachigen Raum u.a. zu künstlicher Intelligenz, zu digitaler Bildung und digitaler Souveränität, zu Data Literacy und Data Science. Er studierte Politik- und Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz, der Jiao Tong University in Shanghai (VR China) und der York University in Toronto (Kanada).

Michael Schönstein leitet das Team Strategische Vorausschau und Analysen der Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im BMAS. Er ist u.a. zuständig für die Entwicklung von Szenarien für die digitale Arbeitsgesellschaft, die Koordinierung der KI-Strategie der Bundesregierung sowie die Gestaltung des Forschungsprogramms zur digitalen Transformation von Arbeit und Gesellschaft. Zuvor war er im BMAS im Bereich Fachkräftepolitik und Zukunft der Arbeit sowie bei der OECD, im BMG und bei einer Unternehmensberatung tätig.

Lena Ulbricht leitet die Forschungsgruppe „Technik, Macht und Herrschaft“ am Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft – Das Deutsche Internet-Institut, ist zudem Mitarbeiterin der Gruppe Politik der Digitalisierung am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Co-Host des Podcasts "PurpleCode - Intersectional feminist perspectives on digital societies". Promoviert hat sie an der Humboldt-Universität zu Berlin und war parallel Forscherin in der Projektgruppe der WZB-Präsidentin Jutta Allmendinger. Ihre Forschungsthemen sind Regulierung und Governance in digitalen Gesellschaften, Föderalismus, Sicherheitspolitik, Datenschutz und digitale Forschungsmethoden. Publikationen der letzten Jahre befassen sich mit Big Data als Steuerungsinstrument, Corona-Apps im internationalen Vergleich, der Politisierung von Algorithmen, demokratischen Implikationen von Webscraping, Datenschutzaufsicht und Algorithmen in der Polizeiarbeit.

Stefan Wurster ist seit August 2016 Professor für Policy Analysis der Hochschule für Politik an der Technischen Universität München. Von 2015 bis 2016 war er als Juniorprofessur für Politikfeldstudien an der Universität Trier tätig. Neben dem Regimetypvergleich steht die Policyanalyse in Politikfeldern mit Nachhaltigkeitsbezug im Zentrum seiner Forschung.