Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Willkommen beim Arbeitskreis "Konstruktivistische Theorien der Politik" der DVPW!

Profil

Die Einsicht, dass gesellschaftliche Ordnung auf politische Weise hervorgebracht wird, zählt zu den zentralen intellektuellen Herausforderungen der Gegenwart. Denn diese Einsicht lenkt den Blick über die Systemgrenzen der Politik hinaus auf die konstitutive Funktion des Politischen, so etwa auf die Rolle von Konflikt und Macht im performativen Aufbau institutioneller wie auch symbolischer und imaginärer Ordnungsmuster. Damit hält sie zur Reflexion auf die Kontingenz und – potenziell emanzipatorische – Veränderbarkeit dieser Ordnungsmuster an, was Widerhall etwa in aktuellen Debatten der radikalen Demokratietheorie findet. Orientiert an einer im weiten Verständnis konstruktivistischen Konzeption des Politischen setzt sich der Arbeitskreis die Weiterentwicklung jener Ansätze Politischer Theorie zum Ziel, die auf die Kontingenz sozialer Praktiken, Strukturen und Machtverhältnisse reflektieren sowie einen Beitrag zur Erhellung von Genese und Stabilisierungsweisen politischer Ordnung leisten, um so zu einer zeitgemäßen Reformulierung politikwissenschaftlicher Fragestellungen und Begrifflichkeiten beizutragen.

Der Arbeitskreis „Konstruktivistische Theorien der Politik“ soll eine Plattform bieten für einen produktiven Austausch und die Vernetzung zwischen Forschern und Forscherinnen, die in diesem Bereich engagiert sind bzw. sich künftig engagieren wollen. Darüber hinaus soll sie zu einer stärkeren Verankerung konstruktivistischer Politiktheorien in der Scientific Community beitragen. Hierzu sind jährliche Tagungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten geplant, ggf. in Kooperation mit der „Sektion für Politische Theorie und Ideengeschichte“ oder anderen Sektionen und Arbeitskreisen der DVPW bzw. fachwissenschaftlichen Vereinigungen von Nachbardisziplinen. Die Themengruppe „Konstruktivistische Theorien der Politik“ wurde im März 2011 auf Antrag der Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Renate Martinsen (Universität Duisburg-Essen) ins Leben gerufen. Im April 2019 hat der Vorstand der DVPW dem Antrag auf Umwandlung in einen gleichnamigen Arbeitskreis zugestimmt. Mit April 2020 hat das neue Sprecher*innen-Team seine Arbeit aufgenommen:

Prof. Dr. Paula Diehl (Universität Kiel)

"Die Konstruktion sozialer Wirklichkeit setzt unzählige symbolische Operationen voraus. Sie entsteht in einem symbolischen Netz und produziert zugleich dieses Netz. Zu beachten sind sowohl die Performativität solcher symbolischen Operationen als auch das Imaginäre, das sie ermöglicht und von ihnen konstituiert wird."

Prof. Dr. Oliver Marchart (Universität Wien)

"Die 'soziale Konstruktion der Wirklichkeit' ist tatsächlich eine politische, sofern wir im Politischen nicht nur Politik, sondern allgemeiner die machtförmige und konflikthafte Institution sozialer Verhältnisse erkennen wollen. Sind die kontingenten Fundamente des Sozialen politisch instituiert, so sind sie auch politisch reinstituierbar – was durch Demokratie Anerkennung findet."

Sara Gebh, M.Phil. (Universität Greifswald)

"Ein konstruktivistisch verstandener Demokratiebegriff basiert auf der Einsicht in das Gemachtsein einer jeden politischen Form und legt Spielräume für Emanzipation und radikale Selbstregierung offen. Konstruktivistisch orientierte Theorien des Politischen anerkennen demnach das demokratische Potential von Unordnung, Konflikt und provisorischer Neuordnung."

Florian Hoffmann, M.A.(Universität Speyer)

"Konstruktivistische Theorien der Politik leisten eine Kontingenzreflexion auf jene soziale Praktiken, Strukturen und Machtverhältnisse, welche politische Ordnungsmuster performativ hervorbringen und stabilisieren. Dies ermöglicht einen kritischen Seitenblick auf blinde Flecken und funktional äquivalente Alternativen und mündet somit in Perspektivenvielfalt unter Einbeziehung des eigenen Beobachtungsstandpunkts."

Neuerscheinung

Anke Schad-Spindler, Friederike Landau-Donelly, Stefanie Fridrik und Oliver Marchart (Hrsg.)

Konfliktuelle Kulturpolitik

Dieser Sammelband vereint Beiträge aus unterschiedlichen Bereichen der Kulturpolitikforschung. Impulsgebend für den Band war das Forschungsprojekt „Agonistische Kulturpolitik (AGONART) – Fallstudien zur konfliktiven Transformation von Kulturstandorten“. Dieses verstand sich als interdisziplinärer Beitrag zwischen qualitativ-empirischer Grundlagenforschung in Politikwissenschaft (mit Schwerpunkt auf Kulturpolitik) und politischer Theorie (mit Schwerpunkt auf Konflikttheorie bzw. agonistischer Demokratietheorie). Das Buch regt somit zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Kulturpolitik(forschung) in Österreich, dem deutschsprachigen Raum und darüber hinaus an.

Hier finden Sie das Inhaltverzeichnis, den Produkt-Flyer und den Link zum Buch.