Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Sympathien für Putin: Eine Folge politischer Entfremdung. Ein Beitrag von Lucca Hoffeller und Nils Steiner

Warum sympathisieren Menschen in Deutschland auch nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch mit Wladimir Putin und seinem Regime? Was bringt Menschen aus demokratischen Gesellschaften dazu, Autokraten aus dem Ausland zu schätzen? Unsere Forschung zeigt: Politische Entfremdung spielt eine zentrale Rolle. In Längsschnittanalysen mit dem GLES-Panel erweisen sich insbesondere mangelndes politisches Vertrauen und eine Neigung zu Verschwörungsdenken als zentrale Prädiktoren positiver Haltungen zu Putin und seinem Regime.

Rekorde im Westen – welche Faktoren erklären die Zugewinne der AfD in Hessen und Bayern? Ein Beitrag von Marc Debus, Julius Kölzer und Christian Stecker

Die AfD hat in Hessen und Bayern im Herbst 2023 ihr bislang höchstes und dritthöchstes Ergebnis bei einer westdeutschen Landtagswahl erzielt und gegenüber der letzten Landtagswahl 2018 deutlich hinzugewonnen. Wir gehen in diesem Beitrag der Frage nach, welche Faktoren die Höhe des Stimmenanteils der AfD sowie ihre Zugewinne erklären. Dazu ziehen wir die das Abschneiden der AfD auf Ebene der Städte und Gemeinden sowie deren sozioökonomische Eigenschaften heran. Diese kleinräumliche Analyse zeigt, dass die AfD heute besonders in Gegenden stark ist, in denen die Erfolge der Republikaner in den 1990er Jahren bereits auf ein bestehendes rechtsautoritäres Wählermilieu hinwiesen. Allerdings können diese womöglich weiterhin bestehenden Wählermilieus nicht mehr die Zugewinne der AfD seit 2018 erklären. Dies deutet darauf hin, dass die AfD inzwischen breitere Wählerschichten außerhalb einer rechtsradikalen Kernwählerschaft anspricht. Auch wenn unsere Analyse keine Schlüsse auf individuelle Wahlmotive zulässt, könnten zukünftige Betrachtungen der AfD-Wählerschaft von einer stärkeren Differenzierung zwischen Kernwähler*innen und neueren Wähler*innen profitieren.

Progressiv oder regressiv? Parteipositionen zur Geschlechterpolitik in Deutschland. Ein Beitrag von Stefan Wallaschek, Monika Verbalyte und Monika Eigmüller

Geschlechterpolitik gehört wohl derzeit zu den meistdiskutierten Politikbereichen – sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern. Anhand einer Parteiexpert*innenumfrage vor der Bundestagswahl 2021 untersucht der vorliegende Beitrag, wie die im Bundestag vertretenen Parteien zu verschiedenen Fragen der Geschlechterpolitik stehen. Dabei zeigt sich, dass die Parteipositionen zu kulturellen Fragen zentraler für die Erklärung der Geschlechterpolitik-Positionen sind als die klassische Links-Rechts-Positionierung der Parteien. Die Parteien weisen jedoch auch Positionsunterschiede je nach geschlechterpolitischen Bereich auf.

Archivieren und Teilen von qualitativen, sensiblen Forschungsdaten aus politikwissenschaftlicher Forschung: Das Forschungsdatenzentrum Qualiservice. Ein Beitrag von Paula Lein

Qualitative politikwissenschaftliche Forschungsdaten sind in der Regel sensibel und basieren oftmals auf einem engen Vertrauensverhältnis zwischen Forschenden und Forschungsteilnehmenden. Zugleich sind diese Forschungsdaten aber reichhaltig, einzigartig und entstehen häufig in schwer zugänglichen Forschungsfeldern, weshalb sie besonders wertvolle Datenschätze darstellen. Um das Teilen von Daten zu ermöglichen und gleichzeitig Forschungsteilnehmende ausreichend zu schützen, sind daher hohe Anforderungen an die Archivierung dieser Forschungsdaten und spezielle Schutzvorkehrungen notwendig. Das Forschungsdatenzentrum Qualiservice stellt für solche hochsensiblen Forschungsdaten eine angemessene Archivierungsumgebung bereit.

Mit Beteiligung gemeinsam Probleme lösen. Ein Beitrag von Daniel Oppold und Ortwin Renn

Bürgerbeteiligung und Stakeholderbeteiligung sind bislang oft getrennte Welten. Dabei liegt in ihrer Kombination großes Potential, um die Wirksamkeit und Legitimität von Beteiligungsprozessen zu steigern. Fallbeispiele aus der Stadt Erlangen und dem Land Baden-Württemberg zeigen, wie das gelingen kann.

Repräsentativ, direkt-demokratisch oder im Dialog: Welche Entscheidungsmodi präferieren Bürgerinnen und Bürger? Ein Beitrag von Angelika Vetter und Frank Brettschneider

Die meisten Bürger*innen wollen in politischen Sachfragen nicht unbedingt selbst entscheiden. Allerdings ist ihr Wunsch nach mehr Dialog und Kommunikation im Vorfeld von Entscheidungen sehr stark. Das gilt sowohl für die Bundes- als auch für die Landes- und die kommunale Ebene des politischen Systems. Dies ist das Ergebnis zweier repräsentativer Umfragen aus den Jahren 2021 und 2022, in denen ein neuer Messansatz verwendet wurde.

Bürgerräte als Praxis und Forschungsobjekt. Ein Beitrag von Detlef Sack und Nora Freier

Bürgerräte sind en vogue. Sie generieren einen neuen Forschungszyklus in der politikwissenschaftlichen Forschung. Der Beitrag plädiert dafür, zwischen den Sichtweisen einer „partizipationsorientierten Deliberationsforschung“ (pD) und einer „prozessorientierten Public-Policy-Forschung“ (pPF) zu unterscheiden. Damit sollen die theoretischen, methodischen und praktischen Differenzen bei der Analyse von Bürgerräten reflektiert werden.

Scheiterte der Einsatz in Afghanistan erst durch seine Beendigung? Ein Beitrag von Thorsten Gromes

Ein Untersuchungsausschuss und eine Enquete-Kommission des Bundestages arbeiten noch daran, das Scheitern des internationalen Engagements in Afghanistan aufzuarbeiten. Die akademische Diskussion zu den Hintergründen der desaströsen Bilanz ist schon weiter. Der Beitrag skizziert einige Kontroversen dieser Ursachenforschung und warnt vor einem prominenten Erklärungsangebot, welches das Scheitern in Afghanistan auf die Beendigung des Einsatzes verkürzt.

Können die Unionsparteien von einer Annäherung an die AfD profitieren? Die Antwort der Politikwissenschaft ist unklar. Ein Beitrag von Nico Sonntag

Marc Debus untersucht in seinem Blogbeitrag den Zusammenhang zwischen Positionsverschiebungen von Parteiprogrammen und dem Wahlerfolg der AfD. Basierend auf einer Analyse von 37 Land- und Bundestagswahlen zeigt er, dass eine Annäherung der Unionsparteien (CDU/CSU) an die Alternative für Deutschland (AfD) in Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik mit Stimmverlusten für erstere einhergeht. Aus diesem Befund sowie aus weiteren der Forschungsliteratur entnommenen Hinweisen schließt er, dass eine Annäherung eher nicht zur Rückgewinnung von AfD-Wähler*innen beitragen wird. Im Folgenden möchte ich diese Schlussfolgerung hinterfragen.

Mastodon im Fediverse: Eine offene Alternative für die Wissenschaftskommunikation. Ein Beitrag von Regina Pfeifenberger

Dieser Beitrag möchte verdeutlichen, warum Wissenschaftler*innen Mastodon als Alternative zu anderen Social-Media-Plattformen in Betracht ziehen sollten. Mit Mastodon werden offene Prinzipien unterstützt und vermieden, dass zentralisierte, kommerzielle Anbieter wie X, ehemals Twitter, starke Kontrolle über die Kommunikation haben. Der Wechsel zu selbstverwalteten, nicht-kommerziellen Plattformen kann ein bereicherndes Umfeld für den wissenschaftlichen Diskurs bei gleichzeitiger Datenautonomie bieten.