Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Diskussionsrunde D1: Citizen Science und Transdisziplinarität

Mittwoch, 22.02.2023, 11:00-12:30 Uhr

Der seit Jahren klar erkennbare Trend zur Öffnung der Wissenschaft hin zu Gesellschaft und Politik ist teils als nicht-intendierter Effekt von Großprozessen (wie der Digitalisierung) zu begreifen, teilweise ist er jedoch auch wissenschaftspolitisch gezielt intendiert, z.B. in Auseinandersetzung mit umfassenden gesellschaftlichen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Pandemien und Kriegen. Während Elemente wie "Wissenschaftskommunikation" und "Wissenstransfer" dabei durchaus Tradition haben, aber neue Bedeutung erlangen und innovative Formen annehmen, sind Ansätze der "Transdisziplinarität" hinsichtlich des Grades der Öffnung der Wissenschaft aber auch hinsichtlich der Symmetrie der Beziehungen zu außerwissenschaftlichen Akteuren wohl am ambitioniertesten. Sie zielen auf die gleichberechtigte Kooperation von Wissenschaftler*innen und Nicht-Wissenschaftler*innen und können dabei die Zusammenarbeit mit nicht-wissenschaftlichen Spezialist*innen ebenso umfassen können wie die Einbindung von Laienforscher*innen im Falle von "Citizen Science". Der umfassende Öffnungsanspruch an die Wissenschaft macht Transdisziplinarität dabei gleichzeitig sperrig und stellt viele hergebrachte Denktraditionen in Frage – beginnend mit der Schwierigkeit außerwissenschaftliches Wissen in seiner (wissenschaftlichen) Bedeutung anzuerkennen. Kritische Stimmen weisen darauf hin, dass die Verwischung des Unterschiedes zwischen Wissensarten und -niveaus die Wissenschaft in Zeiten einer epistemischen Krise zusätzlich entwertet.

Während die wissenschaftspolitische Diskussion dazu bisher meist von naturwissenschaftlichen Perspektiven geprägt ist, bringt diese Diskussionsrunde Sozial- und insbesondere Politikwissenschaftler*innen zusammen, die alle Erfahrungen im Bereich "Transdisziplinartität" und "Citizen Science" gesammelt bzw. dieses beforscht haben. Dabei sollen Möglichkeiten und Grenzen von Transdisziplinarität und "Citizen Science" insbesondere in der deutschen Politikwissenschaft diskutiert werden.

Organisation der Diskussionsrunde: Dr. Gregor Walter-Drop (Knowledge Exchange Lab SCRIPTS, Exzellenzcluster "Contestations of the Liberal Script" (SCRIPTS), Freie Universität Berlin)

Moderation

Dr. Gregor Walter-Drop, Direktor des Knowledge Exchange Lab, SCRIPTS, Freie Universität Berlin

Impulse

Dr. Ina Opitz, Referentin für Research Forums, Berlin University Alliance

Dr. Justus Henke, Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF)

Dr. Klaus Jacob, Leiter der Forschungsgruppe Policy Assessment am Forschungszentrum für Nachhaltigkeit, Freie Universität Berlin

Zur Person

Gregor Walter-Drop ist Leiter der Koordinationsstelle Wissensaustausch Außenpolitik (KWAP) an der Freie Universität Berlin und Direktor des „Knowledge Exchange Lab“ des Exzellenzclusters SCRIPTS. In dieser Rolle ist verantwortlich für eine Vielzahl von Projekten des Wissensaustausches mit bundespolitischen Akteuren in Berlin und insbesondere dem Auswärtigen Amt.

Ina Opitz arbeitet als Referentin für Research Forums an neuen Formaten und Methoden, um Bürger*innen in transdisziplinäre Forschung einzubeziehen. Mit "Berlin forscht mit - Das Research Forum Berlin Citizens" wurden 2022 zwei neue Formate zu Co-Exploration von Fragen entwickelt und durchgeführt: Tüftel-Workshops für Kinder und Clowning im öffentlichen Raum.

Justus Henke ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Hochschulforschung (HoF) Halle-Wittenberg. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wissenschaftskommunikation, Wissenschaftsmanagement, die Third Mission von Hochschulen, Citizen Science und Hochschulfinanzierung. Er ist zudem Nachwuchsgruppenleiter im Graduiertenkolleg "Wissenschaftsmanagement und Wissenschaftskommunikation als forschungsbasierte Praxen der Wissenschaftssystementwicklung".

Klaus Jacob verbindet akademische politikwissenschaftliche Forschung mit der Beratung von Umweltpolitik. In seinen transdisziplinären Projekten mit PraktikerInnen werden politische Strategien, Prozesse und Instrumente entwickelt und evaluiert.