Im Zeitalter multipler Krisen schlägt regelmäßig die Stunde die Exekutive. Spätestens in der Corona-Pandemie ist damit auch die Bedeutung von Wissenstransfer, Wissenschaftskommunikation und Politikberatung sichtbar gestiegen: Wissenschaftliche Expertise wird von der Politik bzw. konkret von Regierungen und Verwaltungen zu Beratungszwecken herangezogen und von Medien zur Bildung der öffentlichen Meinung eingeholt.
Politische und politikwissenschaftliche Einordnungen sind zwischenzeitlich immer gefragter und bewegen dazu, alte und neue Fragen zu stellen: Was kann unser Fach zur Krisenbekämpfung und -bewältigung überhaupt konkret beitragen? Wo liegen umgekehrt in diesem Feld die Grenzen politikwissenschaftlicher Erklärungsfähigkeit? Sind wissenschaftliche Erkenntnis/wissenschaftliche Ergebnisse und Meinung im Hinblick auf Expertise zwei Seiten einer Medaille? Wie stellen Politik und Medien – angesichts angewandter Gatekeeping-Strategien und intransparenter Vorauswahlprozesse – sicher, dass unterschiedliche Perspektiven des Fachs zu Wort kommen und damit Meinungsvielfalt und Methodenpluralismus gewahrt werden? Wie kommen Expert*innen überhaupt „zu Wort“, wenn sie denn möchten? Welche Konsequenzen hat es, wenn zahlreiche Stimmen des Fachs stumm bleiben, weil sie sich selbst nicht aktiv an Transferaktivitäten beteiligen? Wie blickt schließlich die wissenschaftliche Community auf Expert*innen? Haben Wissenstransfer, Wissenschaftskommunikation und Politikberatung reputatorische Konsequenzen? Diese und weitere Fragen werden wir den Gästen auf dem Podium stellen, um anschließend nach kurzen Antworten und neuen Impulsen mit dem Publikum zu diskutieren.
Organisation der Diskussionsrunde: Prof. Dr. Andrea Römmele (Hertie School) und Dr. Julia Schwanholz (Universität Duisburg-Essen)
Prof. Dr. Andrea Römmele, Professorin für Politische Kommunikation und Vize Präsidentin, Hertie School, Berlin
Dr. Julia Schwanholz, Akademische Rätin am Institut für Politikwissenschaft, Universität Duisburg-Essen
Dr. Knut Bergmann, Leiter Kommunikation und Hauptstadtbüro, Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Theo Koll, Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin
Dr. Julia Reuschenbach, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle für Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. Mario Voigt, CDU-Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag
Andrea Römmele ist Professorin für Politische Kommunikation und Vizepräsidentin an der Hertie School in Berlin. Ihr Forschungsinteresse gilt den Themen vergleichende politische Kommunikation, politische Parteien und Wahlkämpfen. Sie geho?rte zum Wahlkampfteam von Gerhard Schro?der und Hillary Clinton. Regelma?ßige Medienauftritte (u. a. bei Maybrit Illner, Tagesschau, zeit.de, Focus, ARD Morgenmagazin, ZDF, New York Times). Seit 2021 eigene Demokratie-Reportage bei ARD-alpha. Näheres siehe www.andrearoemmele.de. | |
Julia Schwanholz ist Akademische Rätin am Institut für Politikwissenschaft und Prodekanin für Digitalisierung an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg-Essen. Ihre Forschungsthemen umfassen Parlaments-, Demokratie- und Public Policy-Forschung mit einem Schwerpunkt auf Digitaler Transformation. | |
Knut Bergmann studierte Politische Wissenschaften, Psychologie und Öffentliches Recht an der Universität Bonn, wo er 2002 mit einer Gesamtdarstellung des Bundestagswahlkampfes 1998 promoviert wurde. Anschließend war er u. a. Grundsatzreferent im Bundespräsidialamt und Redenschreiber des Bundestagspräsidenten. Seit 2012 leitet er die Kommunikationsabteilung und das Berliner Büro des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Zudem lehrt er Politikwissenschaften an der Universität Bonn und ist Fellow der NRW School of Governance. Publiziert hat er vor allem zu den Themen politische Kommunikation, Wahlforschung und Staatsrepräsentation. | |
Theo Koll ist Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin, koordiniert die Hauptstadtberichterstattung und analysiert in Zuschaltungen für 'heute' und 'heute-journal' das politische Geschehen. Zusätzlich leitet und moderiert er das politische Hauptstadtmagazin 'Berlin direkt' sowie die ZDF-Sommerinterviews. | |
Julia Reuschenbach studierte Politikwissenschaft, Soziologie sowie Neuere und Neueste Geschichte und ist seit Mai 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Arbeitsstelle für Politische Soziologie der Bundesrepublik Deutschland am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin tätig. Zuvor war sie unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin und Studiengangskoordinatorin an der Universität Bonn. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Parteien, Wahlen, Politische Kommunikation und Geschichtspolitik. In zahlreichen Medien ordnet sie politische Ereignisse in diesen Themenfeldern ein. Daneben ist sie seit 2015 Sprecherin des Arbeitskreises Hochschullehre in der DVPW und gewähltes Mitglied im Q-Ausschuss der DVPW. | |
Mario Voigt ist Landesvorsitzender der Thüringer CDU und Fraktionsvorsitzender der CDU im Thüringer Landtag. Mario Voigt war u.a. für die politische Repräsentanz von Siemens in Brüssel, die politische Planungsabteilung der CDU in Berlin und die Konrad-Adenauer-Stiftung in Washington tätig und leitete die Unternehmenskommunikation des Technologiekonzerns Analytik Jena AG. Seine Forschung konzentriert sich auf die Innovationszyklen des digitalen Campaignings und die Verbindung von Grassrootskampagnen mit digitalen Anwendungen und Big Data. Mario Voigt hat vier Bücher über politische Kampagnen und Kommunikation veröffentlicht und in über 40 Ländern zu digitalem Campaigning, Mobilisierung und Public Affairs gesprochen. |