In demokratischen Rechtsstaaten haben wir den Anspruch, dass transparente, neutrale, faire und nachvollziehbare Verwaltungsentscheidungen getroffen werden. KI-Anwendungen zur Bewertung von Szenarien werden allerdings oft als „Black Boxes“ empfunden. Der gängige Fall ist, dass menschliche Entscheider*innen Informationen heranziehen, die durch eine (wie auch immer geartete) KI in wenig nachvollziehbarer Weise generiert wurden – es besteht also eine Mensch-Maschine-Interaktion. Ein aktueller Beitrag in der Zeitschrift dms untersuchte, mit welcher Intention junge Verwaltungsentscheider*innen KI-generierte Informationen verwenden würden. Dazu wurden vier verschiedene Intentionen voneinander unterschieden: (1) eine direkte Übernahme der KI-Entscheidung, (2) eine reflektierte Entscheidung unter Berücksichtigung der KI-Empfehlung, (3) eine reine Kenntnisnahme der Empfehlung sowie (4) ein Ignorieren des KI-Systems. Jede Nutzungsintention ließ sich unterschiedlich durch die Faktoren Einfachheit der Nutzung, Systemleistung, Kompetenzerleben, KI-Expertenvertrauen und KI-Überlegenheit erklären.
Flucht und Migration sind auch international politisch hoch umstrittene Themen. Infolgedessen ist die formale Politikgestaltung in diesem Feld häufig erschwert. Dies führt dazu, dass internationale Organisationen über nur stark begrenzte Mandate verfügen. In diesem Beitrag zeige ich, dass internationale Akteure trotz fehlender umfassender offizieller Kompetenzen die globale Migrations- und Asylpolitik gestalten – durch ihre Praxis vor Ort. Durch improvisierte Entscheidungen im Feld und die anschließende Stabilisierung lokaler Lösungen regieren sie Asyl und Migration auf informelle Art und Weise.
Warum löst der Niedergang der Industrie nicht überall denselben populistischen Reflex aus? Tatsächlich entscheidet weniger die Schwere des wirtschaftlichen Niedergangs als vielmehr die Frage, ob der Arbeitsplatzverlust schon eingetreten ist oder erst befürchtet wird. Menschen in ehemaligen Industrieregionen, in denen Arbeitsplätze bereits weggefallen sind, wählen häufiger linkspopulistisch, während Personen in Regionen mit nach wie vor starker Industrie und drohender Zukunftsunsicherheit eher rechtspopulistisch stimmen. Somit ist nicht nur die ökonomische Situation, sondern insbesondere deren Interpretation und emotionale Verarbeitung für populistisches Wahlverhalten ausschlaggebend.
Open Access setzt sich mehr und mehr als Publikationsform durch. Dieser Trend zeigt sich trotz disziplinspezifischer Unterschiede deutlich, so auch in der Politikwissenschaft. Mit Open Access verbinden sich verschiedene Geschäftsmodelle und durch die Strukturen des wissenschaftlichen Publikationsmarktes sind mit der Open-Access-Transformation wissenschaftspolitisch brisante Fragen verbunden.
Die AfD bewegt sich in jüngsten Jahren zunehmend in Richtung Rechtsextremismus. Eine aktuelle empirische Analyse zeigt, dass sich die Wählerschaft der AfD in diesem Zuge zunehmend auf eine extrem rechte Kernanhängerschaft konzentriert hat. In Krisenzeiten scheint es der AfD dagegen zu gelingen, auch Wählersegmente außerhalb der Kernanhängerschaft zu mobilisieren.
Pollux bietet Forschenden eine einfache Möglichkeit, politische Textsammlungen (Korpora) auf der neuen Plattform Pollux Political Corpora (PoliCorp) (https://demo-pollux.gesis.org/) zu durchsuchen und zu analysieren. PoliCorp bietet Politikwissenschaftler*innen und interdisziplinär Forschenden Zugang zu strukturierten Daten, die über die Web-Suchschnittstelle leicht durchsuchbar sind. Die Plattform enthält derzeit Daten aus dem GermaParl-Korpus - eine Sammlung von Transkripten von Bundestagsdebatten, die 72 Jahre Parlamentsdebatten - von 1949 bis 2021 - abdeckt und über 958.000 Redebeiträge umfasst.
Im neuen Bundestag wird sich vieles ändern: Er wird kleiner. Er wird ideologisch weiter rechts angesiedelte Mehrheiten haben. Und er wird männlicher. Bei der Wahl am 23. Februar 2025 wurden nur 32,38% Frauen gewählt, während es 2021 noch 35,20% waren. Wir analysieren wie die Verschiebung der politischen Mehrheiten nach rechts und die Wahlrechtsreform sich auf den sinkenden Frauenanteil im Parlament auswirken und diskutieren, was das kurz- und langfristig für die Repräsentation von Frauen bedeutet. Außerdem zeigen wir verschiedene Hebel wie paritätische Quotenregelungen oder Anreize für Parteien auf, um den beschriebenen Entwicklungen aktiv entgegenzuwirken.
Bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag wird erstmals das neue Wahlrecht gelten. Der Bundestag wird eine fixe Größe von 630 haben; der Preis dafür ist, dass es keine Garantie mehr gibt, dass alle Wahlkreisgewinner tatsächlich in den Bundestag einziehen. Wie schlimm ist das? Die Autoren sagen: Nicht extrem dramatisch, da Wahlkreise ohnehin mit immer geringeren Stimmenanteilen gewonnen werden.
Aktuelle Forschungen belegen, dass sich sexualisierte Diskriminierung und Gewalt durch alle akademischen Disziplinen und Statusgruppen zieht und dass insbesondere Frauen, trans* und intergeschlechtliche Menschen betroffen sind. Der Beitrag stellt Ergebnisse des Gender-Reports 2022 zu Benachteiligungserfahrungen und sexueller Belästigung im Mittelbau vor und stellt die Frage, welchen Beitrag die DVPW als Fachvereinigung leisten kann, um in der Politikwissenschaft ein diskriminierungsarmes Klima zu schaffen.
Ergebnisse von Parlamentswahlen werden von politischen Akteuren oft als Auftrag der Wähler*innen für eine bestimmte Politik oder als Mandat für eine bestimmte Parteienkonstellation in der Regierung interpretiert. Aber existiert ein solches Mandat auch aus Sicht der Wähler*innen? Wir präsentieren Ergebnisse einer Befragung im Kontext der Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen im Herbst 2024. Wähler*innen interpretieren Wahlergebnisse sehr verschieden und teils auf Basis ihrer politischen Präferenzen. Trotzdem sehen viele Wähler*innen auch ein Mandat für Regierungen, in denen die eigene Partei nicht vertreten ist. Wähler*innen der AfD weichen von diesem Muster ab.