Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft
Sektion Policy-Analyse und Verwaltungswissenschaft

15. FoJuS Jahrestagung (24. Februar 2022)

Am 24. Februar 2022 fand die 15. FoJuS Jahrestagung unter dem Titel "Politik und Verwaltung zwischen langfristiger gesellschaftlicher Transformation und kurzfristigem Krisenmanagement" statt. Die Tagung wurde von Svenja Bauer-Blaschkowski organisiert und wurde zum zweiten Mal in Folge online ausgerichtet. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Vortragenden und den zahlreichen Zuhörer:innen für Eure Beteiligung und die spannenden Beiträge.

Abstracts

Zu den folgenden Tagungsbeiträgen können die Abstracts direkt online abgerufen werden:

Aguila, Baptiste (HSU Hamburg): Explaining governance as process of change. A process perspective.

Behnke, Nathalie, Jonas Bernhard & Till Jürgens (TU Darmstadt): Understanding collective agency in the long-term perspective: A historical comparative case study of local government associations in Germany and the United States

Eckhard, Steffen  (Universität Konstanz) & Laurin Friedrich (Universität Duisburg-Essen): Linguistic Analysis of Public Service Encounters: Initial Empirical Explorations of Spoken Administrative Language

Hundehege, Anna (Hertie School): How the organization of national ministerial departments shapes the transposition of EU directives

Ibrahim-Sauer, Michael (Deutsche Hochschule der Polizei Münster): Bevölkerungsschutz auf Bundesebene: Die Krisenmanager als Krisenfall

Platzer, Eva (TU Darmstadt): Die Implementation der Policy zum Schutz Kritischer Infrastrukturen in Deutschland:  Einblicke in die Implementation einer freiwilligen, kooperativen und dynamischen Policy

Slavici, Melanie (Universität Magdeburg): Wohnungspolitik zwischen akuter Wohnraumknappheit und langfristigen Anpassungen an Demografie, Inklusion und Klima

Struck, Dirk (Fernuniversität Hagen): Migration und Integration: Die „Deutsche Islam Konferenz“ als institutionalisiertes multilaterales Kommunikations- und Verhandlungssystem zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren

Thiele, Lukas (Universität Potsdam): Who participates online, and does context make a difference? Examining patterns of online political participation in Europe

Walter, Jana Marleen (Universität Kassel): Funktionale Politisierung auf der ministeriellen Arbeitsebene: Eine Grounded Theory.
 

Finales Tagungsprogramm

Das finale Programm der 15. FoJuS Jahrestagung könnt ihr hier abrufen.
 

Call for Papers

(hier als PDF abrufbar)

Politik und Verwaltung zwischen langfristiger gesellschaftlicher Transformation und kurzfristigem Krisenmanagement (24. Februar 2022, Technische Universität Darmstadt)

Politik und Verwaltung agieren zunehmend in einem Spannungsfeld kurz- und langfristiger Herausforderungen, denen sie innovativ, nachhaltig und kollaborativ, mitunter aber auch schnell und effektiv begegnen sollen. Im Umgang mit dauerhaften Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung, dem demographischen Wandel, Migration und Integration oder steigender sozialer Ungleichheit sollen sie ihre Reaktions-, Anpassungs- und Innovationsfähigkeit beweisen. Klassische Denkweisen sowie Entscheidungsmuster entlang von Politikfeldern oder Organisationsstrukturen werden in Frage gestellt. Akteur:innen in der Verwaltung sollen fernab ihrer „Silowahrnehmung“ integrativ und vernetzt agieren. Politische Akteur:innen, die als vote- und office-seeker auch auf die Popularität und den schnell sichtbaren Erfolg ihrer Entscheidungen angewiesen sind, sollen Entscheidungen treffen, deren Erfolge erst in fernerer Zukunft sichtbar werden.

Zugleich befinden sich Politik und Verwaltung aber auch in einem „Krisenmarathon“. Auf die Wirtschafts- und Finanzkrise folgte die „Flüchtlingskrise“. Die Coronakrise und die Folgen der „Hochwasserkatastrophe“ in Teilen Deutschlands als Ausdruck der globalen Klimakrise, sind noch nicht bewältigt. Diesen akut drängenden Herausforderungen soll zügig und entschlossen begegnet werden. Allerdings müssen Akteur:innen in Politik und Verwaltung auch hier mögliche Wechselwirkungen zwischen Politikfeldern und mit anderen Politikentscheidungen berücksichtigen, sowie die langfristigen Folgen des eigenen Entscheidens und Handelns antizipieren. Krisenmanagement soll schnell und effektiv, aber auch nachhaltig erfolgen. Mit ihm sollen nicht nur die unmittelbaren Folgen von Krisen bewältigt, sondern nach Möglichkeit auch deren Ursachen beseitigt sowie die Rahmenbedingungen für die Resilienz von Staaten und Gesellschaften gegenüber zukünftigen ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen verbessert werden.

Politik und Verwaltung bewegen sich damit in einem vielschichten Spannungsfeld multipler, interdependenter kurz- und langfristig zu bewältigender Herausforderungen. Diesen müssen sie bei der Entscheidungsfindung und Implementation auch unter hohem personellen, zeitlichen und finanziellen Druck begegnen, der sich in Krisenzeiten sogar noch verstärkt. Sowohl bei der Bewältigung aktueller Krisen als auch bei der Gestaltung langfristiger Transformationsprozesse ist die aktive Beteiligung von Bürger:innen, ebenso wie diejenige von Interessengruppen, dem privaten Sektor und Expert:innen aus der Wissenschaft und Zivilgesellschaft vonnöten, da sowohl die aktuellen Krisen als auch die langfristigen Transformationsprozesse aufgrund ihrer Komplexität und Konfliktivität in besonderem Maße einer wissenschaftlichen Fundierung und demokratischen Legitimierung bedürfen.

Für die Rolle von Verwaltung und Politik bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen und der Gestaltung langfristiger Transformationsprozesse ergeben sich daher u.a. folgende Fragestellungen:

  • Mit welchen Ideen, Werthaltungen oder Zielen begegnen individuelle und kollektive Akteur:innen in Politik und Verwaltung akuten Krisen oder langfristigen Herausforderungen? Wie werden Zielkonflikte wahrgenommen und bearbeitet?
  • Wie verhalten sich die Akteur:innen im Spannungsfeld aus begrenzten finanziellen und personellen Ressourcen, Zeitdruck, dem Wettbewerb um Wähler:innen und Ämter und welche Instrumente, Handlungsmuster und Strategien wenden sie an? Welche kurz- und langfristigen Entscheidungen treffen sie?
  • Welche Rolle spielen nicht-staatliche Akteure wie Interessengruppen, Bürgerinitiativen oder der private Sektor hierbei?
  • Welche strukturellen Faktoren beeinflussen ein erfolgreiches akutes Krisenmanagement und langfristige Transformationsprozesse in Politik und Verwaltung?
  • Welche Erkenntnisse aus vergangenen Krisen nutzen Politik und Verwaltung, um staatliche Strukturen resilienter zu machen und Krisen erfolgreich zu managen?

Diesen Fragestellungen möchten wir im Rahmen der 15. FoJuS-Jahrestagung gemeinsam aus verschiedenen theoretischen und methodischen Perspektiven der Policy- und Verwaltungsforschung nachgehen. Mögliche Beiträge können auf der Mikro-, Meso- und Makro-Ebene angesiedelt sein und alle Phasen des Policy-Cycles betreffen, vom Agenda-Setting bis hin zur Implementation, Evaluation oder Politik-Terminierung. Willkommen sind sowohl theoretische und konzeptionelle, als auch empirische Beiträge mit qualitativem oder quantitativem methodischen Zugang.

Wie immer können im Rahmen der Tagung auch Papiere in einem frühen Entwicklungsstadium sowie Auszüge aus Dissertationen vorgestellt und diskutiert werden. Gern richten wir auch ein „Open Panel“ für Papiere ein, die keinen unmittelbaren Bezug zum Thema der Tagung haben.

Beitragsvorschläge (Abstracts von ca. 500 Wörtern inklusive 4-6 Schlagwörter) sendet ihr bitte bis zum 15. November 2021 per E- Mail an Svenja Bauer-Blaschkowski (bauer-blaschkowski@pg.tu-darmstadt.de). Zusagen werden bis zum 30. November 2021 versendet.

Wir freuen uns auf eine spannende Tagung und auf zahlreiche Beitra?ge!

Das FoJuS-Sprecher:innenteam

(Baptiste Aguila, Camilla Wanckel und Svenja Bauer-Blaschkowski)