Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Oktober 2023

Schwächt eine programmatische Annäherung der Unionsparteien an die AfD den Wahlerfolg der Rechtspopulisten? Eher nicht. Ein Beitrag von Marc Debus

Die programmatische Distanz zwischen Wählern und Parteien bzw. deren Kandidierenden stellt eine zentrale Komponente in der Analyse von Wahlverhalten und Parteienwettbewerb dar. So fällt die Chance tendenziell höher aus, dass sich Wählerinnen und Wähler für eine Partei entscheiden, je geringer die Distanz zu den um Stimmen werbenden Parteien ist. Sollte sich im Kontext des deutschen Parteienwettbewerbs die Union auf die AfD programmatisch zubewegen, dann – so könnte man erwarten – sollte dies zu einem Rückgang des Stimmenanteils der AfD führen. In dieser Kurzanalyse wird auf der Grundlage des Abschneidens der AfD und der programmatischen Distanzveränderung der Union bei 37 Land- und Bundestagswahlen der Frage nachgegangen, ob es Evidenz für diese Erwartung gibt. Die Ergebnisse deuten – übereinstimmend mit bestehen Studien zum Abschneiden rechtspopulistischer Parteien – jedoch darauf hin, dass eine Annäherung der CDU/CSU an die Position der AfD in gesellschafts- wie wirtschaftspolitischen Fragen eher dazu führt, dass der Stimmenanteil der AfD anwächst und nicht zurückgeht.