Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Roundtable-Programm

"Politik in der Polykrise"

29. DVPW-Kongress, 24.-27. September 2024, Georg-August-Universität Göttingen

 

 

Übersicht (23.09.2024)

Di E  | Dienstag, 24.09.2024, 16:00-17:30 Uhr

Mi B  |  Mittwoch, 25.09.2024, 11:00-12:30 Uhr

Do B  |  Donnerstag, 26.09.2024, 11:00-12:30 Uhr

Do E  |  Donnerstag, 26.09.2024, 16:00-17:30 Uhr

Fr B  |  Freitag, 27.09.2024, 11:00-12:30 Uhr

Fr D  |  Freitag, 27.09.2024, 14:15-15:45 Uhr

 

Di E | Dienstag, 24.09.2024, 16:00-17:30 Uhr

Di E 01 | Die Polykrise als globales Phänomen?

Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 101 (ZHG101)

Als Polykrise definiert der DVPW-Kongress das geographisch und zeitlich nahe und sich wechselseitig beeinflussende Auftreten von Krisenphänomenen wie der Klimakrise, der Krise des Wirtschafts- und Finanzsystems, Flüchtlingsbewegungen, die Corona-Pandemie, der Neuordnung der internationalen Beziehungen ausgelöst durch den Ukraine-Krieg, der ebenfalls damit verbundenen Energiekrise und schließlich der uns schon länger begleitenden Krise der Demokratie, einhergehend mit dem Erstarken des Populismus und illiberaler Orientierungen. Aus der Perspektive der Vergleichenden Politik­wissenschaft möchten wir in einer Diskussionsrunde mit eingeladen ExpertInnen für verschiedene Weltregionen diskutieren, inwieweit die beschriebene Polykrise tatsächlich ein globales Phänomen ist, ob sie sich regional unterschiedlich zusammensetzt und ob die Krisen überall in der beschriebenen räumlichen und zeitlichen Nähe auftreten, so dass von einer Polykrise die Rede sein kann. Ferner wollen wir auch diskutieren, wie unterschiedliche Regimetypen durch die spezifischen Krisenerscheinungen herausgefordert sind und welche (ähnlichen oder verschiedenen) Lösungsstrategien sie im Umgang mit der (Poly)Krise anbieten können.

Moderation: Norma Osterberg-Kaufmann, Humboldt-Universität zu Berlin, Kristina Weissenbach, Universität Duisburg-Essen

Panelists:

Thorsten Faas, Freie Universität Berlin

Nele Nösselt, Universität Duisburg-Essen

Susanne Pickel, Universität Duisburg-Essen

Thomas Richter, German Institute for Global and Area Studies GIGA, Hamburg

Alexander Stroh-Steckelberg, Universität Bayreuth

Brigitte Weiffen, The Open University

Organisator*innen: Sektion „Vergleichende Politikwissenschaft“ (Kristina Weissenbach, Universität Duisburg-Essen), Arbeitskreis „Demokratieforschung“ (Norma Osterberg-Kaufmann, Humboldt-Universität zu Berlin)

 

 

Di E 02 | Die Verantwortung von Politikwissenschaft, Politischer Bildung und Politikdidaktik in Zeiten der Transformation

NEU Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 102 (ZHG102)

Die 2021 eingeläutete Legislaturperiode auf Bundesebene steht unter dem Eindruck gesellschaftlicher und politischer Krisen: Der menschengemachte Klimawandel fordert Kooperationsanstrengungen in einer sonst von Konflikten geprägten internationalen Sphäre. Innenpolitisch setzen der demographische Wandel, der Fachkräftemangel sowie abnehmendes Vertrauen in staatliche Institutionen die Politik unter Druck. Zuvorderst die Klimakrise veranlasste die Bundesregierung aus SPD, Bündnis 90/Grüne und FDP, ihren Koalitionsvertrag unter das Leitwort „Mehr Fortschritt wagen” zu stellen. Das politische Ziel der „Transformation” beschränkt sich indes nicht auf die Dekarbonisierung der Wirtschaft, besonders der Automobilindustrie, sondern erstreckt sich über die digitale und demokratische Transformation hin zu klimaneutralem Wohlstand, guten Lebensbedingungen und einer grenzüberschreitenden Kultur sozialer Rechte und Mitbestimmung.

Auch die Politikwissenschaft, zumal die Politische Bildung und Politikdidaktik, beschäftigt die unter dem Schirm der Transformation zusammengefassten Entwicklungen: Nicht selten wirken die Trans­formationsziele der Klimaneutralität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts im öffentlichen Diskurs als Antipoden und generieren so Forschungsfragen zur politischen Machbarkeit und Umsetzung. Politische Bildung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Politikdidaktik sehen sich dem Vorwurf der „mangelnden Neutralität” ausgesetzt, sobald sie Transformationsfragen in Bildungspraxen aufwerfen. Konsequenzen hat die Transformation schließlich für das eigene Fach- und Wissenschafts­verständnis, zwischen anwendungsbezogener transformativer Wissenschaft einerseits und Grundlagenforschung jenseits konkreter gesellschaftlicher Problemlagen andererseits oszillierend.

Der Roundtable forciert eine Debatte um die Verortung von Politikwissenschaft, Politischer Bildung und Politikdidaktik in der Transformation: Welche Verantwortung tragen Politikwissenschaft, Politische Bildung und Politikdidaktik in der Transformation? Inwiefern versteht sich das Fach als den Zielen der Transformation oder der kritischen Reflexion eben jener verpflichtet? Welche Wünsche und Herausforderungen werden durch Vertreter*innen der Politik und der Zivilgesellschaft an die Disziplin herangetragen?

Moderation: Julia Reuschenbach, Freie Universität Berlin

Panelists:

Luisa Girnus, Freie Universität Berlin

Angela Oels, Universität Augsburg

Daniel Kraft, Pressesprecher der Bundeszentrale für politische Bildung

Linus Dolder, Fridays for Future

Organisator*innen: Sektion „Politikwissenschaft und Politische Bildung“ (Isabelle-Christine Panreck, Katholische Hochschule NRW), Arbeitskreis „Hochschullehre“ (Julia Reuschenbach, Freie Universtität Berlin), Sektion „Politikwissenschaft und Politische Bildung“ (Marc Partetzke, Universität Hildesheim)

 

Mi B | Mittwoch, 25.09.2024, 11:00-12:30 Uhr

Mi B 01 | In der Krise der konstitutionellen Demokratie: Was können wir von den Göttinger Sieben und anderen „politischen Professoren“ lernen?

Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 101 (ZHG101)

Weltweit wird die konstitutionelle Demokratie heute im Inneren wie von außen angefochten. Große Teile der Bürgerschaft entziehen den demokratischen Parteien und dem System generell ihre politische Unterstützung. Die universalistischen Legitimitätsgrundlagen von gleicher Würde und Freiheit sowie dem gleichen Recht auf Regelung der öffentlichen Angelegenheiten werden zugunsten autoritärer Werte in Frage gestellt. Zugleich weisen demokratische Regierungen in der Bearbeitung der mit der Polykrise verbundenen Probleme – Klima, Krieg, Pandemie, Migration und viele mehr – erhebliche Schwächen auf, sachlich angemessene Antworten zu entwickeln und durchzusetzen. Welche Rolle kommt in dieser Situation der Wissenschaft, speziell der Politikwissenschaft zu? Kann sie nur aus einer Position neutraler Distanz ihre Unabhängigkeit wahren und die Erkenntnisse erarbeiten, auf die die Politik angewiesen ist? Oder bedarf es eines einmischenden Engagements, in Form einer aktiven Beratung auch in politischen Auseinandersetzungen? Diese Fragen sollen hier vor dem historischen Hintergrund „politischer Professoren“, die sich aktiv für Konstitutionalismus und Demokratie eingesetzt haben, diskutiert werden – insbesondere prominente Angehörige der Göttinger Universität wie Friedrich Christoph Dahlmann (einer der Göttinger Sieben und Mitglied der Nationalversammlung in der Paulskirche) und Gerhard Leibholz (Staatsdenker und Bundesverfassungsrichter, der die Parteien­staatslehre entwickelt hat).

Input und Moderation: Andreas Busch und Tine Stein, beide Georg-August-Universität Göttingen

Panelists:

Tanja A. Börzel, Freie Universität Berlin

Nicole Deitelhoff, Goethe-Universität Frankfurt

Gesine Schwan, Berlin Governance Platform

 

 

 

Mi B 02 | Let’s talk about war! - Der Krieg in der Ukraine als Erfahrung einer professionellen Krise

NEU Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 102 (ZHG102)

Der Roundtable findet unter Einhaltung der Chatham-House-Regel statt.

Der Krieg in der Ukraine ist außergewöhnlich, aber nicht in der Weise wie oft der Eindruck erweckt wird: Es ist nicht der erste Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, er ist nicht grausamer als andere Kriege, es ist nicht das erste Mal das internationales Recht zum Verhalten in bewaffneten Konflikten gebrochen wird. Was tatsächlich neu ist: Der Krieg in der Ukraine betrifft viele von uns unmittelbarer und eindrücklicher als andere aktuelle Konflikte. Mehr als das erfahren wir als deutsche Politik­wissen­schaftler*innen den Krieg nicht nur als Zuschauer*innen, sondern sind auch in unserer professionellen Eigenschaft involviert. Mit anderen Worten: Wir nehmen dadurch, wie wir auf den Krieg reagieren – analysierend, kommentierend, politische Handlungen ableitend – am Krieg teil. Daher kommt in unseren Reaktionen unser professionelles Selbstverständnis zum Ausdruck und wie wir es mit persön­lichen Überzeugungen, Emotionen und Erfahrungen in Einklang bringen. Die Idee des Roundtables ist, eine Diskussion zu professioneller Ethik anzuregen und zu hinterfragen, ob und wie die eigene ‚Erfahrung‘ des Krieges unsere professionelle Praxis verändert. Ausgehend von dieser Selbstreflektion stellt der Roundtable die Frage, wie die deutsche Gesellschaft ihr Verhältnis zu Krieg und der Anwendung militärischer Gewalt (neu) verhandelt.

Moderation: Eva Johais, Chr. Michelsen Institute (CMI)

Panelists:

Sophia Hoffmann, Universität Erfurt

Maren Hofius, Universität Hamburg

Carlo Masala, Universität der Bundeswehr München

Conrad Schetter, Bonn International Center for Conflict Studies

Annick Wibben, Swedish Defence University

Organisator*innen: Sektion „Internationale Beziehungen“ (Eva Johais, Chr. Michelsen Institute (CMI)), Arbeitskreis „Gewaltordnungen“ (Mariam Salehi, Freie Universität Berlin)

 

Do B | Donnerstag, 26.09.2024, 11:00-12:30 Uhr

Do B 01 | Klagen in der Krise

Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 101 (ZHG101)

Strategische Prozessführung hat durch weltweit rasant zunehmende Klimaklagen an Bedeutung gewonnen. Von strategischer Prozessführung spricht man, wenn Klagen nicht primär zu individuellen Rechts­schutz­zwecken erhoben werden, sondern um das Recht gezielt für politische Interessen­durchsetzung zu mobilisieren. Über den Weg juristischer Grundsatzentscheidungen sollen Veränder­ungen der Politik bewirkt werden. Unterstützung erfahren Kläger*innen dabei häufig von Verbänden, Nichtregierungsorganisationen oder religiösen Gemeinschaften, die potenzielle Präzedenzfälle mit entsprechender Breitenwirkung auswählen. Der Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts ist ein Beispiel dafür, der zudem die Türen weiter dafür geöffnet hat, die politische Auseinandersetzung über die ökologische Frage künftig verstärkt mit verfassungsrechtlichen Mitteln auszutragen.

In der Politikwissenschaft wird diese politische Mobilisierung von Recht durch das Instrument der Klage bislang jedoch nur am Rande betrachtet. Der Roundtable ist als ein Auftakt für die verstärkte interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Klagen in der Polykrise gedacht und soll politik- und rechts­wissen­schaftliche mit demokratie- und legitimationstheoretischen Perspektiven zusammenführen. Er setzt sich in drei Hinsichten grundlegend mit „Klagen in der Krise“ auseinander:

  1. Strategische Klagen als Mittel zur Bewältigung politischer Krisen: Inwiefern eröffnen Klagen weitere Partizipationschancen und verschaffen Handlungsfähigkeit für Individuen und soziale Bewegungen?
  2. Strategische Klagen als Symptom politischer Krisen: Inwiefern ist strategische Prozessführung ein Symptom tiefer liegender Repräsentations- und Beteiligungskrisen, wenn etwa soziale Bewegungen direkt „von der Straße ins Gericht“ ziehen und Parlamente nicht mehr als Ort wirksamer Interessenvertretung gesehen werden?
  3. Strategische Klagen als Krisenverstärker: Verschärfen strategische Klagen bestehende politische Krisen, indem sie Gerichte politisch instrumentalisieren und auf diese Weise deren Neutralität gefährden, was womöglich zu weiteren Vertrauensverlusten und sinkender Folgebereitschaft der Politik führt?

Moderation: Verena Frick, Georg-August-Universität Göttingen

Panelists:

Svenja Ahlhaus, Universität Münster

Sonja Buckel, Universität Kassel

Sarah Lincoln, Gesellschaft für Freiheitsrechte

Andreas Paulus, Universität Göttingen

Organisator*innen: Sektion „Politische Theorie und Ideengeschichte“ (Svenja Ahlhaus, Universität Münster), Arbeitskreis „Politik und Recht“ (Verena Frick, Universität Göttingen)

 

Do B 02 | Public Support for the EU in Times of Polycrisis and Polarisation

NEU Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 102 (ZHG102)

Over the past two decades, the European Union (EU) has faced a wide range of external and internal challenges that have led to a transfer of policy competences to the EU in many areas. This deepening of the integration process has provoked mixed reactions from the European public. On the one hand, despite recurrent European crises, support for the EU has become more stable, with people reaffirming the shared values of the European community. While solidarity policies in the EU gained strong traction during the COVID-19 pandemic, the EU continued to enjoy significant public support in the midst of the Russian invasion of Ukraine in 2022. At the same time, the European project has become increasingly contested among the public. Growing migration and the escalating cost of living resulting from crises and conflicts are contributing to people's sense of alienation from the European community, fueling the success of political actors on the populist right who advocate a return to national sovereignty. How can the EU respond to the challenges of the polycrisis in times of such growing public polarisation? This roundtable will take a comparative approach to exploring this question, discussing the role of political elites, voters and activists in potentially exacerbating polarisation, while shedding light on recent developments in the context of the 2024 European Parliament elections.

Moderation: Ann-Kathrin Reinl, European University Institute, Julia Schulte-Cloos, Philipps-Universität Marburg

Panelists:

Daniela Braun, Universität des Saarlandes

Katjana Gattermann, Universität Amsterdam

Swen Hutter, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)

Nils Steiner, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Organisator*innen: Sektion „Politische Soziologie“ (Julia Schulte-Cloos, Philipps-Universität Marburg), Arbeitskreis „Europa- und Regionalismusforschung“ (Ann-Kathrin Reinl, European University Institute)

 

Do E | Donnerstag, 26.09.2024, 16:00-17:30 Uhr

Do E 01 | Bleibt alles anders? Wählen und Regieren mit Parteien in der Polykrise

Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 101 (ZHG101)

Ein Jahr vor der Bundestagswahl und im Lichte der Europawahl, vor drei Landtagswahlen in Ostdeutschland und Kommunalwahlen beschäftigt sich der Roundtable mit Veränderungen im Parteiensystem und stellt die Frage, welche Implikationen diese Veränderungen für das Wählen, die parlamentarische Arbeit und das Regieren in Deutschland haben. Das Parteiensystem in Deutschland ist zunehmend durch Polarisierung gekennzeichnet. Mit der AfD und dem neu gegründeten BSW fordern populistische Akteure die etablierten Parteien heraus. Wie Umfragen zeigen, sind sie keine vorüber­gehenden Protestphänomene, sondern können auf eine Wählerbasis bauen, die ihre inhaltlichen Positionen teilt. Populistische Einstellungen sind zumindest in Teilen nicht mit den Prinzipien der liberalen Demokratie vereinbar, und aus diesem Umstand erwachsen zahlreiche Probleme für das politische und gesellschaftliche Miteinander. Einerseits gefährdet die Verbreitung illiberaler Werte und Normen den gesellschaftlichen Zusammenhalt, da die für Dialog und produktive Auseinandersetzung notwendige gemeinsame Wertebasis wegbricht. Andererseits stellt dies auch die Akteure und Institutionen im politischen Raum vor große Herausforderungen.

Wie ist der elektorale Aufstieg der populistischen bis rechtsextremen Kräfte zu erklären? Welche Strategien etablierter Parteien sind erfolgsversprechend, um potentielle Wähler:innen dieser Parteien von sich zu überzeugen? Wie beeinflusst die Präsenz populistischer Akteure die politische Kultur, also die Einstellungen der Bürger:innen zur Demokratie, ihren Institutionen und Politiker:innen? Wie können angesichts eines polarisierten Parteiensystems stabile Regierungen gebildet werden? Welchen Einfluss haben populistische Akteure auf den Diskurs, die Debatten und den Stil in den Parlamenten? Wie können die Prinzipien und Institutionen der liberalen Demokratie gegen die Angriffe seitens der extremen Ränder geschützt werden? Welche Reformansätze erscheinen vielversprechend, um das politische System zukunftsfähig und resilient gegenüber populistischen Angriffen zu machen?

Moderation: Kathrin Ackermann, Universität Siegen

Panelists:

Paulina Fröhlich, Das Progressive Zentrum

Benjamin Höhne, Technische Universität Chemnitz

Sigrid Roßteutscher, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Christian Stecker, Technische Universität Darmstadt

Sarah Wagner, Queen's University Belfast

Organisator*innen: Sektion „Regierungssystem und Regieren in der Bundesrepublik Deutschland“ (Christian Stecker, TU Darmstadt), Arbeitskreis „Parteienforschung“ (Benjamin Höhne, Technische Universität Chemnitz), Arbeitskreis „Wahlen und politische Einstellungen“ (Kathrin Ackermann, Universität Siegen)

 

 

Do E 02 | Politikgestaltung in der Polykrise: Welche Stimme hat die Politikwissenschaft?

NEU Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 102 (ZHG102)

Ob sozial-ökologische Transformation, wachsende gesellschaftliche Polarisierung, sich zuspitzende geoökonomische Konkurrenz zwischen mächtigen Staaten und Handelsblöcken oder die autoritären Bewegungen national und international – die Politik steht vor vielen neuartigen Herausforderungen, für die es keine Blaupause gibt. Jenseits eingespielter Konfliktlinien müssen Parteien, Verbände und andere politische Akteure neue programmatische Positionen entwickeln und um Deutungshoheiten in der Polykrise ringen. In dieser Zeit enormer Umbrüche, in denen wichtige Weichen für die Zukunft gestellt werden, ist es besonders entscheidend, welche Wissensbestände in die Politikgestaltung einfließen und welche Expert*innen Gehör finden.

Vor diesem Hintergrund fragen wir in dem Roundtable nach dem Einfluss und Selbstverständnis der Politikwissenschaft in und gegenüber der Politik. Ausgehend von der These, dass die „großen Herausforderungen unserer Zeit“ in der Öffentlichkeit und von politischen Akteuren häufig nicht (oder nur am Rande) als Fragen von Verteilungsgerechtigkeit thematisiert werden, wollen wir uns auf aktuelle Herausforderungen mit unmittelbaren Verteilungsimplikationen konzentrieren - insbesondere in der Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Dabei stehen u.a. folgende Fragen im Fokus:

  • Was sind die Möglichkeiten und Bedingungen, unter denen Politikwissenschaft einen Impact erzielen kann? Was sind Wege der Beratung und Einflussnahme, die „funktionieren“, und über welche Wege „suchen“ politische Akteure ihre Ansprechpartner*innen?
  • Wie verhält sich der Einfluss der Politikwissenschaft im Vergleich zu unseren Nachbardisziplinen, insbesondere zur Ökonomie, die Verteilungsimplikationen und Interessenkonflikte weniger stark betont?
  • Wie positionieren sich Politikwissenschaftler*innen normativ zu ihrem Forschungsgegenstand?
  • Welche Auswirkungen haben die unterschiedlichen Krisen auf das Verhältnis von Politik und Politikwissenschaft?

Die Interaktion zwischen Politikwissenschaft und Politik vollzieht sich über vielfältige Wege und reicht von offiziellen Beratungsgremien oder Auftragsforschung über persönliche Kontakte bis hin zur aktiven Mitarbeit in Parteien und Verbänden. Dabei ist von unterschiedlichen Nutzungen von Wissenschaft durch die Politik auszugehen. Um diesem breiten Spektrum gerecht zu werden und die Verbindungen von Politik und Politikwissenschaft von beiden Seiten beleuchten zu können, bringen wir in diesem Roundtable Menschen aus der politischen Praxis mit Wissenschaftler*innen unseres Fachs zusammen. Die teilnehmenden Wissenschaftler*innen sind in unterschiedlichen Funktionen formell oder informell mit politischen Entscheidungsträger*innen in Austausch getreten. Die Teilnehmer*innen aus der Praxis hingegen waren vor ihrer politischen Tätigkeit selbst als Politkwissenschaftler*innen tätig, was eine besonders spannende Perspektive auf das Verhältnis von Politik und Wissenschaft verspricht.

Moderation: Florian Blank, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung, Lea Elsässer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Panelists:

Marius Busemeyer, Universität Konstanz

Anke Hassel, Hertie School Berlin

Eva Krick, Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung

Anna Lührmann, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Mitglied des deutschen Bundestages

Alexander Petring, Kommunikationsagentur brinkertlück

Organisator*innen: Sektion „Politische Ökonomie“ (Lea Elsässer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Arbeitskreis „Wohlfahrtsstaatsforschung“ (Florian Blank, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung)

 

 

Fr B | Freitag, 27.09.2024, 11:00-12:30 Uhr

Fr B 01 | Public Policy in the Polycrisis

Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 101 (ZHG101)

The polycrisis is a special challenge but also an opportunity for political science. It challenges political science because it is an expression of inadequate solutions to political problems. Political science must allow itself to be asked what contributions it has made and can make to explaining, solving and perhaps even forecasting crises. At the same time, it is an opportunity for political science, whose contributions have so far been only of marginal political relevance in many policy subsystems. Here, political science has often been overshadowed by other disciplines whose dominance is being challenged in times of crisis. Public policy research in particular offers added value in times of risks and uncertainty. As an interdisciplinary subject, it builds a bridgebetween political science and other disciplines to holistically depict problems and solutions. It thereby aims to grasp complex problems and make knowledge available for practical use. Public policy research is diverse and offers a wide range of theoretical and methodological tools that can be used for this endeavor. The roundtable "Public Policy in the Polycrisis" discusses different perspectives on long-term crisis processes in climate change, demographic change, social and political polarization on the one hand and situational challenges in the context of economic crisis, pandemic and war on the other. It illustrates the diversity of contributions of public policy, which is particularly suited to capture conflicts of interest, conflicts of values and conflicts of identity across different contexts. Public policy research combines structural with processual explanations, using a wide range of qualitative and quantitative methods. The roundtable discusses three challenges of public policy in the polycrisis:

  1. Which explanations do perspectives on public policy provide for the crises?
  2. Which contribution to practical crisis management can public policy research make?
  3. What can public policy research learn from crises?

Moderation: Nils C. Bandelow, Technische Universität Braunschweig

Panelists:

Johanna Hornung, Universität Bern

Thurid Hustedt, Hertie School Berlin

Alexa Lenz, Zeppelin Universität

Reimut Zohlnhöfer, Universität Heidelberg

Organisator*innen: Sektion „Policy-Analyse und Verwaltungswissenschaft“ (Nils Bandelow, Technische Universität Braunschweig), Arbeitskreis „Politik, Wissenschaft und Technik“ (Johanna Hornung, Universität Bern), Sektion „Regierungssystem und Regieren in der Bundesrepublik Deutschland“ (Reimut Zohlnhöfer, Universität Heidelberg)

 

Fr B 02 | Zwischen wissenschaftlichem Rat und politischem (Eigen-)Interesse: Die Aushandlung des neuen Wahlrechts zum Bundestag

NEU Zentrales Hörsaalgebäude, Hörsaal 102 (ZHG102)

Das Wahlrecht ist ein Herzstück des demokratischen Systems und seiner Legitimation erzeugenden Mechanismen. Damit steht es wie eine Brücke zwischen Recht und Politik: Es muss einerseits systematisch und in seinen Ergebnissen überzeugen, zugleich aber mit seinen Regelungen Akzeptanz finden. Die offensichtlichen Defizite des bis zur Bundestagswahl 2021 geltenden Wahlrechts (die sich v.a. in einer beständigen Vergrößerung des Bundestages ausdrückten) hatten dessen Reform weit oben auf die Reformagenda der neuen Regierung rücken lassen. Doch die im Frühjahr 2023 verabschiedete Reform des Wahlgesetzes war heftig umstritten; politische Anschuldigungen reichten bis zu Vorwürfen der „Verfassungswidrigkeit“ und sogar der „Wahlfälschung“. Die Überprüfung durch das Bundes­verfassungs­gericht steht aus. Der Roundtable versammelt am Reformprozess beratend oder entscheidend Beteiligte zu einer Reflexionsrunde, in deren Mittelpunkt das Verhältnis von Politikberatung und politischem Interesse stehen soll.

Input und Moderation: Andreas Busch und Simon Franzmann, beide Georg-August-Universität Göttingen

Panelists:

Joachim Behnke, Zeppelin Universität

Konstantin Kuhle, Mitglied des Bundestags

Florian Meinel, Georg-August-Universität Göttingen

Stefanie Schmahl, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

 

 

Fr D | Freitag, 27.09.2024, 14:15-15:45 Uhr

DAVO-DVPW-Roundtable:

Political Science and Middle Eastern Studies in Dialogue:
An Interdisciplinary Examination of the Israeli-Palestinian Conflict

Roundtable as part of the 30th International Congress of the German Middle East Studies Association for Contemporary Research and Documentation (DAVO) and the 29th Academic Convention of the German Political Science Association (DVPW)

Georg-August-Universität Göttingen
Waldweg 26, 37073 Göttingen, Raum 0.701

This roundtable brings together members of DAVO and DVPW to jointly analyze the dynamics of the Israeli-Palestinian conflict and to examine the role of both disciplines in the scholarly and media discourse surrounding the conflict. What insights does regional expertise on the Middle East offer regarding the conflict on the ground? What perspectives can political science provide on conflict resolution for this and similar conflicts? In what ways can both approaches learn from each other? What similarities and differences exist in the academic and media approaches to the conflict, and what lessons can be drawn from them?

Moderation: Irene Schneider, Georg-August-Universität Göttingen

Panelists:

Muriel Asseburg, Stiftung Wissenschaft und Politik

Kai Hafez, Universität Erfurt

Jannis Grimm, Freie Universität Berlin

Hanna Pfeifer, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Di E 01 | Die Polykrise als globales Phänomen?

 

 

Mi B 01 | Krise der konstitutionellen Demokratie

 

 

Do E 01 | Wählen und Regieren mit Parteien in der Polykrise