Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Die Themengruppe „Kritische Sicherheitsstudien“ versteht sich als offenes, nicht an ein bestimmtes Paradigma gebundenes Forum für Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Bereichen der Politikwissenschaft und angrenzender Disziplinen zum Austausch über gemeinsame Interessen und Fragestellungen rund um „Politiken der (Un-)Sicherheit“.  Durch die Organisation von Konferenzen und Workshops sowie das Betreiben einer gemeinsamen Mailingliste möchte die Themengruppe einen Rahmen für diesen Austausch schaffen und das Forschungsfeld der Kritischen Sicherheitsstudien in Deutschland stärker etablieren und verankern. Ein besonderes Anliegen ist dabei die gezielte Einbindung und Förderung von Wissenschaftler*innen auf verschiedenen Karriere- und Erfahrungsstufen.

Im Forschungsfeld der Kritischen Sicherheitsstudien bündeln sich unterschiedliche Perspektiven auf das sicherheitspolitische Feld und seine verschiedenen Gegenstände und Fragestellungen. Gemeinsam ist diesen diversen Zugängen dabei vor allem, dass sie über klassische, oftmals realistisch inspirierte und auf militärische (nationale) Sicherheit fokussierte Ansätze hinausgehen wollen. Eine zentrale Gemeinsamkeit vieler Forschungsansätze im Feld der Kritischen Sicherheitsstudien liegt in der Beschäftigung mit der Entstehung und den Konsequenzen neuer Sicherheitslogiken und -dynamiken. Komplementär zu eher problemlösungsorientierten Forschungsperspektiven ist hier eines der zentralen Erkenntnisinteressen, wie soziale und politische Machtverhältnisse die Form und Funktion von Sicherheitsinstitutionen und Sicherheitsdiskursen hervorbringen und diese verändern.

In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich die „Critical Security Studies“ zunehmend in der internationalen politikwissenschaftlichen Forschungslandschaft etabliert. Weithin sichtbar hat dazu die Diskussion rund um die Erweiterung und Vertiefung des Sicherheitsbegriffes sowie insbesondere die Debatte um „Versicherheitlichung“ (Securitization) beigetragen. Jenseits dessen finden aber auch eine Vielzahl anderer „kritischer“ Ansätze, etwa Feminismus, Postkolonialismus, Poststrukturalismus oder Neo-Marxismus, Anwendung auf das Feld der Sicherheitspolitik. Thematisch zeigen sich Schwerpunkte etwa zu neuen Sicherheitstechnologien, Demokratisierung von Sicherheit, Wissensproduktion im Sicherheitsbereich, Transnationalisierung von Sicherheit oder neuen Formen sicherheitspolitischen Regierens.

Auch in Deutschland haben inzwischen viele, vor allem jüngere, Wissenschaftler*innen diesen Trend aufgenommen und forschen zu unterschiedlichen Fragen in diesem Bereich. Während die Kritischen Sicherheitsstudien ihren Schwerpunkt vor allem im Bereich der Internationalen Beziehungen und Sicherheitsstudien haben, leisten auch andere politikwissenschaftliche Bereiche wie die Politische Soziologie oder die Vergleichende Politikwissenschaft wichtige Beiträge. Darüber hinaus zeichnet sich das Feld durch starke interdisziplinäre Bezüge, etwa in die Kriminologie, Friedens- und Konfliktforschung, Soziologie, politische Geographie und neuerdings historische Sicherheitsforschung, aus. Hierzulande gibt es bisher allerdings kaum institutionelle Räume, in denen die unterschiedlichen (sub-)disziplinären Debatten zusammengebracht werden und ein Austausch über die Entwicklung inter- und transdisziplinärer Forschungsagenden in diesem Feld ermöglicht wird.