Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Forschungsnahe Dienste des Fachinformationsdienst Politikwissenschaft - Pollux. Eine Bedarfs- und Zufriedenheitsanalyse

Rahmenbedingungen und methodisches Vorgehen

Einmal in jeder Förderphase führt der Fachinformationsdienst (FID) Politikwissenschaft – Pollux eine groß angelegte Online-Umfrage unter Politikwissenschaftler*innen durch, mit der zum einen zielgruppenspezifische Bedarfe erhoben und zum anderen herausgefunden werden soll, wie die Services von Pollux wahrgenommen (Wirkung) und bewertet (Zufriedenheit) werden. Die Online-Umfrage vom April 2024 schließt an die Umfrage an, die im Sommer 2020 durchgeführt wurde. Umfang und Inhalt waren gleich bzw. ähnlich, um Entwicklungen sehen und Vergleichbarkeit gewährleisten zu können.

Vor dem Start der Umfrage gab es einen Vorabcheck des Fragebogens durch die Abteilung Survey Design and Methodology unseres Projektpartners GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften  und einige Pretests u.a. auch mit unserem Wissenschaftlichen Beirat.

Die Umfrage lief drei Wochen (9.4.2024-30.4.2024) und konnte sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache durchgeführt werden. Der zeitliche Aufwand für die Beantwortung der Fragen betrug ca. 10 Minuten. Es gab geschlossene, halbgeschlossene und offene Fragen sowie einige Filterfragen, die nur nach bestimmten Antworten angezeigt wurden. Der Fragebogen war in vier Themenblöcke aufgeteilt:

  1. Literaturbeschaffung
  2. Forschungsmethoden und Open Science
  3. Kommunikation
  4. Angaben zum akademischen Hintergrund

Die Umfrage wurde breit über verschiedene Kommunikationskanäle (Social Media, Newsletter, Webseiten, Mailinglisten) beworben, u.a. auch über die Mailingliste und Webseite der DVPW. Nach zwei Wochen Laufzeit wurde von der DVPW eine Erinnerungsmail versendet, was die Rücklaufquote erneut leicht anstiegen ließ (siehe Abb. 1).

 

 

Umfrageergebnisse im Überblick

An der Umfrage haben insgesamt 237 Personen teilgenommen, davon 205 Politikwissenschaftler*innen aus allen Teilgebieten (siehe Abb. 2). Der Großteil der Teilnehmenden (TN) gab an, aktuell als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (115 TN) tätig zu sein, gefolgt von 45 Professor*innen, 12 studentischen Hilfskräften und 7 Juniorprofessor*innen.

 

82 (34,6%) Personen gaben an, Pollux nicht zu kennen. 2020 waren es noch 41% (107 TN). Die Bekanntheit von Pollux konnte somit immerhin etwas (um 6,4%) gesteigert werden. Zugleich macht der Befund deutlich, dass Öffentlichkeitsarbeit weiterhin wichtig ist.
Bei der Frage nach der Nutzung von Pollux gaben im Vergleich zu 2020 (13,6%) allerdings deutlich mehr Personen an, Pollux (sehr) häufig zu nutzen (25,3%).

Literaturbeschaffung

Das Rechercheverhalten hat sich gegenüber 2020 kaum verändert. Google-Scholar und Bibliothekskataloge sind weiterhin wichtige Ressourcen zum Auffinden von Quellen. Noch häufiger genutzt werden allerdings Literaturverzeichnisse und Zitationsangaben aus Zeitschriftenartikeln und Büchern (siehe Abb. 3). Diese Ressourcen wurden 2024 erstmalig abgefragt und können aus diesem Grund nicht mit den Ergebnissen von 2020 verglichen werden.

 

Bei der Frage danach, welche Publikationsformen und Angebote für die eigene Forschungstätigkeit wichtig seien, gaben die meisten (209 Nennungen, 88,6%) an, dass elektronische Zeitschriften sehr wichtig seien (2020 waren es 78,5%). Die Rezeption elektronischer Bücher (128 Nennungen, 54,2 %) hat die der gedruckten Bücher (nur noch 71 Nennungen, 30,3%) auf Platz zwei abgelöst. 2020 lagen diese noch bei 47,4%. Open-Access-Publikationen auf Dokumentenservern werden von 89 Befragten (38,2%) 2024 weit wichtiger angesehen als noch 2020 (22,7%).

Für die Analyse der Zufriedenheit mit den Services von Pollux wurden die Variablen Relevanz und Zufriedenheit zusammengeführt und ausgewertet (siehe Abb. 4). Die Frage nach der Zufriedenheit wurde nur den Teilnehmenden angezeigt, die zuvor geantwortet hatten, Pollux zu nutzen (n=83). Die Frage nach der Relevanz der Services für den akademischen Alltag wurde allen 237 Teilnehmenden gestellt und von 235 Personen beantwortet.

 

Auffällig ist hier, dass das „Auffinden von Forschungsdaten“ von 119 (50%) Personen als ziemlich bzw. sehr relevant erachtet wird. 2020 waren es nur 33%. Gleichzeitig haben aber auch 55% diesen Service bisher noch nicht genutzt. Die Durchschnittsnote für die Zufriedenheit mit dem Auffinden von Forschungsdaten ist 3 (wobei hier nur 35 TN eine Note vergeben haben). Ganz ähnlich wie 2020 wurden hingegen die Suchfunktionen sowie der direkte Zugriff auf elektronische Volltexte als sehr relevant für den akademischen Alltag und mit gut (Note 2) bewertet (siehe Abb. 4). Darüber hinaus sticht hervor, dass 120 (52,6%) der Befragten das Politikmonitoring- und Analysetool Polit-X nicht kennen. 

Forschungsmethoden und Open Science

Open Science bezeichnet den Ansatz, wissenschaftliche Forschung transparent, zugänglich und nachnutzbar zu gestalten, indem Forschungsdaten, -methoden und -ergebnisse offen geteilt und nachgenutzt werden können. Wir haben untersucht, welche Rolle Open Science in der Politikwissenschaft spielt.121 Befragte (51%) gaben an, dass Open-Science-Praktiken bereits heute eine wichtige Rolle für die eigene Arbeit einnehmen, während 76 (32%) diese in Zukunft als bedeutend ansehen. Lediglich 37 Personen (15,6 %) sind mit dem Begriff Open Science bisher nicht vertraut.

Das Open Access (OA) Publizieren hat seit 2020 etwas an Bedeutung gewonnen. Während damals 35,2 % der Befragten noch keine OA-Publikation veröffentlicht hatten, ist dieser Anteil bis 2024 auf 30 % gesunken. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die mehr als zehn OA-Publikationen vorweisen können, um 5 %. Hauptgründe für eine Open Access Publikation sind der schnelle, kostenlose Zugang (113 Nennungen), erhöhte Sichtbarkeit und Zitierhäufigkeit (111) sowie die beschleunigte Kommunikation (84). Es besteht ein Bedarf an fachspezifischer Information und Beratung zum Open Access Publizieren in der Politikwissenschaft.

Auch das Forschungsdatenmanagement (FDM) gewinnt an Relevanz. 128 Befragte (54,9 %) haben bisher noch nie Daten in einem Repositorium archiviert oder veröffentlicht, 2020 waren es noch 76,6 % (200 Nennungen). Die Bereitschaft, in Zukunft Daten zur Nachnutzung freizugeben, ist hoch: 130 Personen (69,1 %) würden dies tun, verglichen mit 62,5 % (163 Nennungen) im Jahr 2020. Besonders gefragt sind die Nutzung von Interviewtranskripten (148 Nennungen), Fragebögen, Tabellen und Datenbanken (141), Stellungnahmen, Regierungserklärungen und Policy-Dokumente (141), Umfragedaten (138) sowie Zeitungsberichte (129). Auch bei dem Thema FDM besteht ein großer Bedarf an Beratung und Informationen.

Erstmals wurden auch Daten zu den Forschungsmethoden erfasst: 37 Befragte nutzen quantitative, 70 qualitative und 97 kombinierte Methoden. 30 Befragte arbeiten nicht empirisch und 3 machten keine Angaben.

Zum Thema Text and Data Mining gaben 54 Befragte an, diese Methode zu nutzen, während 68 (noch) kein Text and Data Mining betreiben, aber Interesse daran haben. 114 Personen nutzen diese Methode nicht.

Wissenschaftskommunikation

Mehr als die Hälfte der Befragten (58% von 138 Teilnehmenden) gab an, keinen eigenen Social Media Account zu besitzen, auf dem regelmäßig Inhalte veröffentlicht werden. Dieses Ergebnis ist dem von 2020 sehr ähnlich, als 64% angaben, keinen eigenen Social Media Account zu haben.

Bemerkenswert, wenn auch wenig überraschend, ist die Verschiebung bei der Nutzung verschiedener Plattformen: Die Nutzung von X (ehemals Twitter) sank von 79,8% im Jahr 2020 auf 69%, während Bluesky inzwischen von 41,2% genutzt wird. LinkedIn verzeichnete einen deutlichen Anstieg von 29,8% im Jahr 2020 auf 53,6%. Die offene Plattform Mastodon (siehe hierzu den Blogbeitrag „Mastodon im Fediverse: Eine offene Alternative für die Wissenschaftskommunikation“, ) wird immerhin von knapp 20% der Teilnehmenden zur Wissenschaftskommunikation genutzt (siehe Abb. 5).

Schlussfolgerungen und Maßnahmen zur Weiterentwicklung von Pollux

Die Umfrageergebnisse lassen uns zu folgenden Schlussfolgerungen kommen:

Ein wichtiger Schwerpunkt für die zukünftige Weiterentwicklung von Pollux wird die Optimierung der Suchfunktionen sein. Diese wurden von 185 Teilnehmenden als (sehr) relevant eingestuft, mit einer Zufriedenheitsnote von 2 (Median). Geplant ist, die Suchfunktionen weiter auszubauen, indem beispielsweise Abstracts und Zitationsangaben integriert werden.

Das Politikmonitoring- und Analysetool Polit-X ist über der Hälfte der Befragten (noch) nicht bekannt. Dies liegt vermutlich daran, dass es erst seit kurzem im Angebot ist und nicht für alle Teildisziplinen der Politikwissenschaft relevant ist. Um die Bekanntheit zu steigern, werden wir gemeinsam mit den Betreibenden weiterhin Webinare anbieten und das Angebot verstärkt bewerben.

Das Auffinden von Forschungsdaten wurde im Durchschnitt mit der Note 3 bewertet, allerdings haben nur 35 Teilnehmende eine Bewertung abgegeben. Hier besteht Handlungsbedarf, um den Service zu verbessern und bekannter zu machen. Informations- und Beratungsangebote zum Open Access Publizieren und Forschungsdatenmanagement werden wir weiter ausbauen.

Bisher sind wir davon ausgegangen, dass Text und Data Mining (TDM) nur für eine kleine Nutzergruppe relevant ist. Die Umfrage zeigt jedoch, dass 51,5% der Befragten bereits mit TDM-Methoden arbeiten oder Interesse daran haben. Daher planen wir, das Angebot an Textkorpora zu erweitern und die Literatursuche so zu gestalten, dass auch Treffer aus dem Bereich Textkorpora angezeigt werden. Dies ermöglicht eine umfassende und vernetzte Recherche, bei der sowohl Textkorpus-Daten als auch Fachinformationen aus Pollux berücksichtigt werden.

Abschließend ist festzuhalten, dass die kontinuierliche Weiterentwicklung von Pollux durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Suchoptimierung, Bekanntmachung von neuen Tools und Services sowie den Ausbau von Beratungsangeboten aktiv vorangetrieben wird, um den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer noch besser gerecht zu werden und die Sichtbarkeit von Pollux in der Politikwissenschaft nachhaltig zu erhöhen.

Über die Autorin:

Regina Pfeifenberger ist bei Pollux Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Open Access.
Die Grafiken wurden erstellt von Thore Christiansen (Header), Franziska Koch (Abb. 4) und Nina Smirnova (Abb. 1-3, 5).

 

Über die Rubrik "Pollux. Für die Politikwissenschaft"

In der Rubrik “Pollux. Für die Politikwissenschaft” berichtet das Team vom Fachinformationsdienst (FID) Politikwissenschaft - Pollux regelmäßig von neuen Angeboten und Entwicklungen aus den Bereichen Literaturrecherche, Open Access, Forschungsdatenmanagement, Wissenschaftskommunikation und weiteren Themen, die Informationsinfrastrukturen betreffen. Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen, Anregungen, Fragen und Kritik an kontakt@pollux-fid.de.

Mehr Informationen unter: www.pollux-fid.de

Aktuelles bei X @fidpol und Mastodon fidpol@polsci.social

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