Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft
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Politikwissenschaftler*innen: Digitale Technologien prägend für den Wahlkampf 2021

Pressemitteilung

Drei Expert*innen kommen in der DVPW-Reihe „Politikwissenschaft im Gespräch“ zu Wort 

Digitale Technologien haben wesentlichen Einfluss auf den aktuellen Bundestagswahlkampf, zu diesem Schluss kommen drei namhafte Politikwissenschaftler*innen in der aktuellen Gesprächsrunde „Politikwissenschaft im Gespräch“ der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft. Doch auch weiterhin informiere sich nur eine Minderheit von ungefähr 10 Prozent der Deutschen regelmäßig mit Hilfe Sozialer Medien über Politik.

„Politiker benutzen soziale Netzwerke als Signal: welche Themen funktionieren, welche nicht? Und das halte ich für extrem gefährlich, denn das Signal ist verfälscht,“ so Simon Hegelich, Professor für Political Data Science an der Hochschule für Politik (TU München). Schließlich nutzen nicht nur vergleichsweise wenige Menschen in Deutschland soziale Medien, auf Plattformen wie Twitter unterscheiden sich außerdem die Aktivitätsniveaus verschiedener Nutzer*innen wesentlich. „Wir haben das Phänomen, dass 5% der Nutzer von sozialen Netzwerken hyperaktive Nutzer sind und bestimmen, was wir zu sehen und nicht zu sehen bekommen,“ stellt Hegelich fest. Ihr Einfluss auf die Politik sei aktuell zu stark.

Am Beispiel des Wahl-O-Mats verdeutlicht Stefan Marschall, Professor an der Heinrich-Heine Universität in Düsseldorf, dass digitale Technologien die politische Meinungs- und Willensbildung auch sinnvoll unterstützen können. Mit seinem Team erforscht er seit 2003 das Angebot der Bundeszentrale für Politische Bildung, mit dem vor allem jüngere Bürger*innen überprüfen können, welche Wahlprogramme am ehesten mit ihren eigenen Positionen übereinstimmen. „Unsere Forschung zeigt, wie wichtig digitale tools im Wahlkampf geworden sind“, so Marschall. Rund 18 Prozent der Deutschen nutzten mittlerweile regelmäßig vor Wahlen den Wahl-O-Mat.

Auch Isabelle Borucki, Parteienforscherin an den Universitäten Siegen und Duisburg-Essen, konstatiert einen unausweichlichen Wandel politischer Prozesse: „Wir befinden uns auf einem Weg in eine Demokratie, die digital werden wird“, so Borucki. Mit dieser Entwicklung einher gingen „fundamentale gesellschaftliche Verwerfungen.“ Eine besondere Gefahr sieht sie in der zunehmenden Polarisierung der Meinungen und im Erstarken illiberaler Kräfte, wie es unter Donald Trump in den USA der Fall gewesen sei. Die Erforschung der Auswirkungen von Digitalisierung auf die Demokratie ist deshalb ein zentrales Forschungsfeld der Politikwissenschaft.  

Die vollständige Aufzeichnung des Gesprächs, das am 6.9.21 stattfand, finden Sie hier.
Aus dem Gespräch kann frei zitiert werden. Gerne können sie die beteiligten Wissenschaftler*innen auch direkt kontaktieren.

Kontaktdaten:  

Dr. Isabelle Borucki
Vertretungsprofessorin für das politische System der Bundesrepublik Deutschland, Universität Siegen.
E-Mail: isabelle.boruckiuni-siegende
Homepage: https://www.isabelleborucki.de

Prof. Dr. Simon Hegelich
Professor für Political Data Science an der Hochschule für Politik München/ TU München.
E-Mail: simon.hegelichhfp.tumde
Homepage: https://www.hfp.tum.de/professuren/professur-fuer-political-data-science/

Prof. Dr. Stefan Marschall
Professor für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Politisches System Deutschlands an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
E-Mail: Stefan.Marschall@uni-duesseldorf.de
Homepage: https://www.sozwiss.hhu.de/institut/abteilungen/politikwissenschaft/politik-ii/prof-dr-stefan-marschall

Die Pressemittelung finden Sie hier als PDF-Datei.