Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Panel-Beschreibungen / Panel abstracts

„Wir haben die Wahl! Politik in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung“ - “It’s our Choice! Politics in Times of Uncertainty and Autocratisation”

28. Wissenschaftlicher Kongress der DVPW, 14.-16. September 2021
28th Academic Convention of the DVPW, 14 - 16 September 2021

Hier finden Sie die Ausschreibung von Vorträgen auf Panelveranstaltungen auf Deutsch.

Here you can find the Call for Paper Proposals in English.

Inhalt / Content

  • Liste der offenen Panelveranstaltungen / List of open panels

  • Beschreibungen der offenen Panelveranstaltungen / Abstracts of open panels

  • Download (pdf)

 

 

 

Liste der offenen Panelveranstaltungen / List of open panels

P101 Institutionelle Unsicherheiten in der Bewältigung der COVID-19-Krise? Parlamente und Verwaltungen „jenseits des Rampenlichts“

P102 (Umkämpfte) Repräsentation sozialer Gruppen in Zeiten multipler Unsicherheiten

P103 ‘The Dawn of Eurasia’ – Human Rights Values and Norm Transformation between China and Europe

P104 Actors without arena? Analysing the political behaviour of youths and immigrants

P105 Antipopulismus. Konzeptuelle, normative und empirische Aspekte einer politischen Präventions- und Reaktionsstrategie

P106 Auf dem Weg in die „plebiszitäre“ Demokratie? Politische Herrschaft im Zeichen von democratic backsliding und authoritarian upgrading.

P107 Autocratization Processes in Comparative Perspective

P108 Autokratisierung und Politisierung als Herausforderung für internationale Organisationen

P109 Autoritarismus, Rohstoffe und Rente: Die dunkle Seite der Nachhaltigkeit?

P110 Bürger*innenbeteiligung in pandemischen Krisensituationen: brauchen wir mehr digitale Partizipation?

P111 Chinese Practices in Africa: Empowering African Elites and/or Populations to Make Their Own Choices or Transferring Dependency?

P112 Choosing to laugh? The possibilities and limits of political humour in times of uncertainty and autocratization.

P113 Citizenship policies and citizenship education in times of uncertainty

P114 Conceptualizing and Explaining Compliance with International Decisions on Environmental Disputes

P115 Coping with Insecurity in Societies Under Pressure: Crime and Welfare during Covid-19 and beyond

P116 Corona Street Politics. Contested State Control in the Covid-19 Pandemic

P117 Corruption and Elections: The People’s Choice?

P118 Das Bundesverfassungsgericht als Gegenstand politikwissenschaftlicher Forschung

P119 Das politische System Großbritanniens in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung – interne und externe Perspektiven

P120 Demokratie revisited: Wahlen als normativer Kern der Demokratie?

P121 Demokratische Konfliktfähigkeit - Aufgabenfelder politischer Bildung in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung

P122 Die demokratische Gesundheit in der Corona-Pandemie I. Die Corona-Pandemie als Auslöser oder Verstärker für demokratische Erosion?

P123 Die demokratische Gesundheit in der Corona-Pandemie II. Krisenreaktionen und Anpassungsmaßnahmen im Demokratie-Autokratie-Vergleich

P124 Die internationale Energiewende: Vergleichende Perspektiven und Lerneffekte

P125 Digitalisierung in der Integrationsarbeit

P126 Ein Meer der Unsicherheit

P127 Electoral Competitiveness in Non-Democratic Regimes

P130 Energiewende, Gerechtigkeit und soziale Ungleichheit

P131 Entscheiden und Zeitlichkeit: Konstruktivistische Perspektiven auf bedrohliche Zukünfte und autoritäre Verheißungen

P132 Erosion of societal norms and the resilience of democracies

P133 Ethische Herausforderungen in der ethnographischen Forschung – Ethik-Kodizes und Ethikkommissionen als Allheilmittel oder weitere Herausforderung

P134 Europas Normen, Europas Krisen: Ansätze, Felder und Herausforderungen normentheoretischer Perspektiven auf die Europäische Union

P135 Evidence-based science and scientific progress in research on IGOs: What are we learning?

P136 Fake News, Truth und Academic Freedom

P137 Gesellschaftliche Unsicherheiten und politische Bildung im Wechselspiel

P138 Gestalten, Formen und Praktiken des Autoritarismus

P139 Ignored Authors, Marginalized Documents. Diachronic Simultaneities and Discontinuities in the History of Political Thought

P140 In der Pandemie, aber nicht in der Krise? Extremismen und COVID-19

P141 Inequalities

P142 Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft- und Sicherheitspolitik zusammen denken

P143 Innerparteiliche Diskurse

P144 Institutionalizing climate change mitigation. Facing the challenges on different governance scales

P145 Internationale Organisationen im Vergleich

P146 Judging Corona: The Tightening of Pandemic Slack-Lines in Comparison

P147 Krise Politischer Repräsentation? Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zu Parlamentarischer Repräsentation

P148 Krisenbewältigung durch Politik, Verwaltung und Gesellschaft in Deutschland

P149 Legitimizing interventions in global/regional governance

P150 Lokale Konflikte und der Wandel der Zivilgesellschaft seit 2015

P151 Lokale Konflikte und Konfliktstrukturen

P152 Lokalisierungen des Politischen?  Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume in der lokalen Migrations- und Integrationspolitik

P153 Mehr denn je: Wir haben die Briefwahl!

P154 Nachrichtendienstforschung als wissenschaftliches Neuland der deutschen Politikwissenschaft: eine Bestandsaufnahme

P155 Nachwuchspanel: Demokratische Entscheidungen – Kontinuität(en) und Wandel

P156 Neue Policy Probleme, neue Interdependenzen? Politische Konfliktlinien und politikfeldübergreifende Wechselwirkungen in der Lösung komplexer Umweltprobleme

P157 Neuere Formen Internationaler Kooperation: Entstehung, Funktionsweise und Effekte

P158 Norms Research Beyond IR

P159 Of women*, mountains, and algorithms: The subjects and objects of knowledge creation and political decision-making

P160 Organisation and mobilisation of political parties in transition

P161 Parlamente in der Krise

P162 Parteien in Zeiten von Social Media

P163 Party-movement relations from the left to the right: Between cooperation and conflict

P164 Planspiele in der Hochschullehre

P165 Political Conflicts in Times of Uncertainty and Change

P166 Political Methodology in Insecure Times of Crisis

P167 Political Polarization - Panelvorschlag wurde zurückgezogen!

P168 Politik der Sicherheit im Rahmen komplexer Krisen

P169 Politische Theorie der Polarisierung

P170 Populism(s) and regionalism: Discourses, strategies, and effects

P171 Reaffirming Hierarchy in Times of Uncertainty? On the Role and Responsibility of the State for Sustainability Transformations

P172 Rechtspopulisms und die Natur

P173 Redistributive Politics and the question of Social Europe in the EU in years of turmoil

P174 Regionalorganisationen und Autokratisches Regieren

P175 Repräsentation und Ungleichheit im deutschen Mehrebenensystem

P177 Soft Law als Alternative zu hartem Recht

P178 Sozialpolitische Bilanz der Ära Merkel: vergleichende Perspektiven

P179 Staatliche Gewährleistung öffentlicher Güter in Zeiten der Krise

P180 Steckt Konstruktives im Konflikt? Demokratie, Protest und soziale Bewegungen im Spiegel der Nachhaltigkeit

P181 Surveying Ethnical, Societal and Political Minorities: Chances and Pitfalls of Innovative Approaches

P182 The (un)making of new developmental statisms in the Global South. Rethinking global economy and local society in an age of uncertainty

P183 The internal dynamics of International Organizations and their secretariats in times of crisis

P184 The Value of Uncertainty in Democratic Systems

P185 Transformation des Politischen. Neue Perspektiven der radikalen Demokratietheorie

P186 Transnationaler Populismus? Zum Verhältnis populistischer Politikformen und internationaler Ordnung

P187 Umgehen mit der Klimakrise: Welche Rolle spielt die lokale Politik?

P188 Unsichere Zeit(en). Konstruktivistische Perspektiven auf die Politik der Zeit und ihre Folgen für die Demokratie

P189 Verantwortung und keine Wahl? – Zum Verhältnis politischer Erwartungen an junge Menschen und deren (reale) Artikulationschancen

P190 Verkehrswende und Energiewende: Die Potenziale ihrer Konvergenz

P191 Verschwörungsdenken als autoritärer Coping-Mechanismus in einer unsicheren Welt

P192 Verschwörungstheorien, Esoterik und religiöser Fundamentalismus: Religion als Triebkraft autokratischer Vorstellungswelten im digitalen Zeitalter?

P193 Von der Bewegung zur Partei. Das Zusammenspiel von Parteien und sozialen Bewegungen im internationalen Vergleich

P194 Wahl mit Auswahl. Demokratisierung der Parteivorsitzendenwahl

P195 Wahl und Auswahl von Gestaltungsoptionen in Politikwandel- und Policy-Lernprozessen

P196 Wahlsystempräferenzen und Wahlsystemreform

P197 Warum (noch) wählen? Demokratie und die Digitalisierung des Demos

P198 Wir haben die Wahl! Verwaltungspolitik im Zeitalter der Digitalisierung

P199 Wirtschaftspolitische Konflikte im 21. Jahrhundert

P200 Wissenschaft und Wissenschaftskritik in Zeiten des Populismus

P201 Zeit sozialwissenschaftlicher Wahrheit? Legitimations-(Ver-)Handlungen in Bildung und Schule

P202 Geld- und Fiskalpolitik im Wandel: Verliert Austeritätspolitik ihre gesellschaftliche Basis?

Beschreibungen der offenen Panelveranstaltungen / Abstracts of open panels

 

P101 Institutionelle Unsicherheiten in der Bewältigung der COVID-19-Krise? Parlamente und Verwaltungen „jenseits des Rampenlichts“

Organisator*innen:

  • Siefken, Sven, Dr.; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
    sven.siefken@politik.uni-halle.de
  • Schröter, Eckhard, Prof.; Deutsche Hochschule der Polizei
    eckhard.schroeter@dhpol.de

 

Beschreibung:

Die COVID-19-Pandemie hat weltweit massive Auswirkungen auf alle Gesellschaftsbereiche und Politikfelder entfaltet. In der öffentlichen Wahrnehmung lag der Schwerpunkt der Krisenbewältigung in Deutschland insbesondere auf den Entscheidungen der Regierungen von Bund und Ländern und ihrer informellen Vorbereitung in verschiedenen Koordinationsgremien. Dies führte zu institutionellen Unsicherheiten und der Kritik an einer mangelnden Beteiligung von Parlamenten und Verwaltungen. Doch diese spielten – oftmals abseits der Öffentlichkeit – eine bedeutsame Rolle, die im Rahmen dieses Panels näher beleuchtet werden soll. Dabei geht es um die materielle politische Einflussnahme auf die Politikgestaltung sowohl im Rahmen der „Programmierung“ als auch der „Implementation“ von Reaktionen auf das Infektionsgeschehen und seine gesellschaftlichen Folgen. Ein besonderes Augenmerk ist auf die Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren in den Politiknetzwerken der betroffenen Politikfelder und ihrer horizontalen sowie vertikalen Koordination im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland zu richten. Dies umfasst ausdrücklich auch die Kommunalverwaltung, die etwa mit den Gesundheits- und Ordnungsämtern oder der Gewerbeaufsicht zentrale Umsetzungsaufgaben wahrnimmt. Vor dem Hintergrund der ungewöhnlich langanhaltenden Krisensituation sind mögliche Prozesse inhaltlichen, institutionellen und kommunikativen Lernens im Krisenverlauf zu beobachten, um aufzuzeigen, wie das politische System mit den Unsicherheiten der einzigartigen Krisensituation umgegangen ist. Ein Vergleich mit der Bewältigung anderer Krisen ist ebenfalls von Interesse. Zugänge aus der Regierungslehre, der Parlamentsforschung, der Politikfeldanalyse und der Verwaltungswissenschaft sind willkommen und sollen in der gemeinsamen Diskussion aufeinander bezogen und miteinander verbunden werden.

 

P102 (Umkämpfte) Repräsentation sozialer Gruppen in Zeiten multipler Unsicherheiten

Organisator*innen:

  • Vogel, Lars, Dr.; Universität Leipzig / Institut für Politikwissenschaft
    lars.vogel@uni-leipzig.de
  • Zajak, Sabrina, Prof.; Deutsches Zentrum für Integration und Migrationsforschung und Ruhr-Universität Bochum
    zajak@dezim-institut.de

 

Beschreibung:

Gesellschaftliche Veränderungen getrieben durch die Covid19-Pandemie, Klimaveränderungen, Digitalisierung, Migration oder populistische Ideologien sorgen für neue Unsicherheiten und setzen Entscheidungsträger unter Druck. Gleichzeitig sind nicht nur Inhalte der Entscheidungen zunehmend umstritten, sondern auch Fragen der Verfahren und Beteiligung an den Entscheidungen. In liberalen Demokratien kommt der Frage der Repräsentation der Bevölkerung eine entscheidende Bedeutung zu. Dabei zählt die Repräsentation gesellschaftlicher Gruppen (u.a. Frauen, Ostdeutsche, Personen mit Migrationshintergrund) als ein zentrales Element der demokratischen Teilhabe. Gerade auch die deskriptive Repräsentation, also das Ausmaß, in dem sich die Sozialstruktur einer Gesellschaft in der personellen Zusammensetzung ihrer zentralen Institutionen und Entscheidungsträger*innen widerspiegelt, ist wichtig für die gleichberechtigte Teilhabe aller gesellschaftlichen Gruppen und macht deren Einbeziehung in den Willensbildungsprozess sichtbar. Dabei ist und bleibt die Frage, welche Gruppen repräsentiert werden sollen, umstritten und politisch umkämpft. Hinter solchen Repräsentationskonflikten stehen oft auch unterschiedliche Positionierungen zur Definition von Gruppengrößen (bis hin zur Statistischen Definition der Gruppengröße), Zugehörigkeitszuschreibungen (wer gehört dazu und wer nicht) und die An- oder Aberkennung von Repräsentationsansprüchen.

Das Panel diskutiert u.a. folgende Fragen:

  • Welches Ausmaß an (Unter-)Repräsentation gibt es in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen und warum?
  • Wie werden Formen und Ausmaß an (Unter-)Repräsentation in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen (Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft) legitimiert und begründet? Welche Unterschiede werden zwischen sozialen Gruppen vorgenommen und wie werden diese legitimiert?
  • In welchem Zusammenhang stehen Konflikte um Gruppenzugehörigkeit/-identitäten und Repräsentationsansprüche mit einem Wandel von tatsächlichen Repräsentationspraktiken?
  • Wandeln sich Repräsentationsforderungen, -diskurse und -praktiken in Zeiten zunehmender Unsicherheiten und ungewisser Zukünfte?

 

P103 ‘The Dawn of Eurasia’ – Human Rights Values and Norm Transformation between China and Europe

Organisator*innen:

  • Mihr, Anja, Dr.; OSCE Academy Bishkek & Center on Governance through Human Rights, HVGP, Berlin
    mihranja@gmail.com
  • Wittke, Cindy, Dr.; Leibniz Institute for East and Southeast European Studies (IOS), Uni Regensburg
    wittke@ios-regensburg.de

 

Beschreibung:

The 2018 bestseller ‘The Dawn of Eurasia’ by Bruno Maçães outlines the scenario of a new world order that, for political analysts, has become a reality already. It is a world in which modi of governance of emerging powers migrate back and forth between autocratic and traditional leadership, liberal values and human rights norm compliance. It is a mix of global and regional norm adherence with a taste of traditional autocracies and religious leadership, often shaped by kleptocratic elites, corruption, and transnational networks of organized crime.

Central Asian and South Caucasian countries play crucial roles in this puzzling voyage into the 21st century of Eurasia. Bearing a Soviet legacy, all countries face individual and common struggles with democratic norms. At the same time, they formally adhere to human rights standards by the CoE, OSCE, and UN. What role do the EU, Russia, Turkey, and China play in these struggles? How do new and old elites in these states respond to them? How do education, migration and the usage of social media affect changes of values and norms and political mobilization amongst the youth in these regions? How do these processes and actors relate to the rise of ethnonationalism and religious radicalization that has led to re-autocratization and violent conflict in Central Asia and South Caucasus?

The panel is open for research from all fields of social science, economics and humanities, on how human rights and value compliance merge with autocratic and dysfunctional democratic practices in Central Asia and South Caucasus.

Two introductory speakers will be set for kicking off the panel and the debates:

  1. Dr. Emil Dzuarev, Senior Lecturer, American University for Central Asia & Senior Researcher OSCE Academy Bishkek, Kyrgyzstan
  2. Prof. Nino Lapiashvili, Tbilisi State University, Tbilisi, Georgia,

 

 

P104 Actors without arena? Analysing the political behaviour of youths and immigrants

Organisator*innen:

  • Mayer, Sabrina, Dr.; Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung
    mayer@dezim-institut.de
  • Leininger, Arndt, Dr.; Freie Universität Berlin
    arndt.leininger@fu-berlin.de

 

Beschreibung:

Youths and immigrants, notwithstanding many differences, share one important feature: Because these groups make up only a relatively small part of the population, and because many of them lack electoral eligibility, they do not represent a relevant clientele for political actors. Consequently, they are also often not considered a relevant topic for political science research. This is problematic, since the political participation of youths and immigrants will become even more important in the future against the background of increasing migration and demographic change. Both groups include members that are eligible to participate in the political system fully or partly and those who are not. Eligible young adults and naturalised immigrants form a small part of the electorate. However, those who lack the full rights to participate in formalised political representation latter group members will, over time, integrate into the political system. To better assess the possible consequences of voting right expansions, we thus need to know more about the political behaviour and attitudes of newly enfranchised as well as not yet enfranchised citizens.

The proposed panel shall bring together research on the political participation of youths' and immigrants. Papers should address questions such as:

  • What are the main factors that drive political participation among these groups?
  • How do patterns differ between enfranchised and disenfranchised members of these groups?
  • How do patterns differ between youths and immigrants?
  • What specific hurdles do youths with migration background face concerning their political integration?

 

P105 Antipopulismus. Konzeptuelle, normative und empirische Aspekte einer politischen Präventions- und Reaktionsstrategie

Organisator*innen:

  • Kim, Seongcheol, Dr.; Universität Kassel
    seongcheol.kim@uni-kassel.de
  • Selk, Veith, Dr.; Technische Universität Darmstadt
    selk@pg.tu-darmstadt.de

 

Beschreibung:

In den letzten Jahren ist Populismus ins Zentrum der Forschung gerückt. Unterbelichtet blieben jedoch Diskurse und Praktiken, die sich präventiv gegen Populismus richten beziehungsweise diesen reaktiv eindämmen. Dieses Phänomen wird seit einiger Zeit mit dem Begriff des Antipopulismus bezeichnet. So haben Stavrakakis et al. im Kontext der Eurokrise einen neoliberal-postdemokratischen Antipopulismus diagnostiziert, der sich als Verteidiger wirtschaftlicher und politischer Stabilität gegen die Gefahr des ‚Populismus‘ stilisiert. Seitdem sind weitere solcher Strategien und Diskurse identifiziert worden. Sie reichen von der moralisierten Ablehnung des Populismus (Jörke/Selk) und der „postpolitischen“ Einhegung des Politischen (Marchart) bis hin zur propagandistischen Abwehr (Frank). Das Panel fragt nach Kontinuität und Wandel dieser politics of anti-populism im Kontext von Autokratisierung, Destabilisierung und Protest. Erbeten werden Einreichungen, die sich an folgenden Frageperspektiven orientieren:

Konzeptuell: Welchen diagnostischen und analytischen Nutzen hat der Begriff und was sind seine politik- und demokratietheoretischen Implikationen? Welche theoretischen Erklärungs- und Interpretationsgewinne verspricht er und was sieht man mit ihm (nicht)?

Normativ: Handelt es sich beim Antipopulismus um eine verkappte Kritik an Volkssouveränität und common sense, wie einige Ansätze der Populismusforschung argumentieren? Ist er eine angemessene Antwort auf Autokratisierung und Verunsicherung? Oder stellt er vielmehr ein normativ ambivalentes Phänomen dar, das kontextsensibel beurteilt werden muss?

Empirisch: Sind neue antipopulistische Diskurse entstanden, etwa in Reaktion auf die Corona-Proteste, Verschwörungsdenken und die Querdenken-Bewegung? Welche antipopulistischen Diskursmuster finden sich in Medien, Wirtschaft, Politik und Wissenschaft? Wie antipopulistisch sind Politikwissenschaft und Populismusforschung?

 

P106 Auf dem Weg in die „plebiszitäre“ Demokratie? Politische Herrschaft im Zeichen von democratic backsliding und authoritarian upgrading.

Organisator*innen:

  • Frankenberger, Rolf, Dr.; Eberhard Karls Universität Tübingen
    rolf.frankenberger@uni-tuebingen.de
  • Stark, Toralf, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    toralf.stark@uni-due.de

 

Beschreibung:

Dass politische Systeme sich wandeln und auch Systemwechsel vollziehen, ist inzwischen ein Allgemeinplatz. Dass dabei die (liberale) Demokratie als normatives Leitbild zunehmend hinterfragt, desavouiert und zerstört wird, ist sowohl in der Reichweite als auch der Intensität neu. Von Brasilien bis in die USA, von der Türkei bis Polen und den Philippinen werden demokratische Grundprinzipien wie freie Wahlen, Meinungs- und Informationsfreiheit bis hin zur Rechtsstaatlichkeit beschädigt oder gleich ganz abgeschafft. Auffällig ist dabei ein Doppelbefund: Denn die Narrative eines „demokratischen Sonderwegs“ nutzen sowohl demokratisch gewählte Staatsoberhäupter als auch Autokraten, um die Legitimität der eigenen Herrschaft zu sichern. Dabei kommt es zu einer scheinbar paradoxen Annäherung von Demokratie und Autokratie. Während in etablierten Demokratien (rechts-) populistische Kräfte demokratische Grundprinzipien zu schwächen suchen, forcieren politische Eliten in Autokratien den Aufbau demokratischer (Fassaden-)Institutionen. Treffen sie sich am Ende bei einem kleinsten gemeinsamen Nenner, der autoritär geführten „plebiszitären“ Demokratie? Beiträge mit theoretischer und/oder empirischer Ausrichtung sowie Erklärungsmechanismen auf allen Analyseebenen sind erwünscht:

  • Können Zusammenhänge zwischen den beiden Phänomenen des demokratic backsliding und des authoritarian upgrading identifiziert werden?
  • Welche legitimatorischen Muster lassen sich identifizieren?
  • Entsteht hier ein neuer Typus „sui generis“? Welche Abgrenzungsmöglichkeiten gibt es zu bestehenden Konzepten wie „defekter Demokratie“ und „electoral authoritarianism“ etc.
  • Welche Rolle spielen Parteien bei der Etablierung demokratischer Fassaden?
  • Welche Rolle spielen Bürgerbewegungen und deren Kooperation mit (rechts-)populistischen Parteien für die Etablierung von „democratic backsliding“ und „authoritarian upgrading“?
  • Wieviel Einfluss haben die Bürger auf die demokratische/autokratischen Entwicklungen ihrer Länder?
  • Welche Erklärungsfaktoren begründen die zunehmende Attraktivität autokratischer und populistischer Herrschaftsmodelle?

 

 

P107 Autocratization Processes in Comparative Perspective

Organisator*innen:

  • Hellmeier, Sebastian, Dr.; V-Dem Institut, Universität Göteborg
    sebastian.hellmeier@v-dem.net
  • Maerz, Seraphine, Dr.; V-Dem Institut, Universität Göteborg
    Seraphine.maerz@v-dem.net

 

Beschreibung:

Democratic backsliding and autocratization more generally are on the rise globally. In 2019, almost 2.6 billion people lived in autocratizing countries (Maerz et al., 2019). According to some scholars, we are currently witnessing the “third wave of autocratization” (Lührmann/Lindberg, 2019). Democratic institutions are under pressure even in well-established democracies like the U.S., India, or Brazil. Whereas military coups were the most common way of democratic breakdown during most of the 20th century, autocratization today is characterized by a gradual erosion of democratic institutions, often led by incumbent leaders. However, there is considerable variation regarding the onset, trajectory, and outcome of autocratization. Not all countries are affected by autocratization, and it does not necessarily lead to a democratic breakdown or regime change. For instance, South Korea has managed to avert regime breakdown despite a decline in democracy between 2008 and 2015.

This panel seeks to bring together scholars who study autocratization from a comparative perspective to better understand why autocratization starts, how it unfolds, and how it ends. We are interested in papers that address the following (or related) questions:

  • Which economic, institutional, and cultural factors explain why some countries experience autocratization while others exhibit democratic resilience?
  • What can we learn from comparing trajectories/sequences of autocratization between or within countries?
  • Why do some autocratization episodes end with democratic breakdown while democracy prevails in others?

We welcome empirical contributions from diverse methodological backgrounds (case studies, mixed-methods, text-as-data, QCA, large-n).

Contact: Sebastian.hellmeier@v-dem.net, Seraphine.maerz@v-dem.net

 

 

P108 Autokratisierung und Politisierung als Herausforderung für internationale Organisationen

Organisator*innen:

  • Zimmermann, Lisbeth, Prof.; Zeppelin Universität Friedrichshafen
    lisbeth.zimmermann@zu.de
  • Lesch, Max,  Zeppelin Universität Friedrichshafen
    max.lesch@zu.de

 

Beschreibung:

Internationale Organisationen stehen unter Druck. Nicht nur die Covid-19-Krise, sondern auch Klimawandel, Migrationsbewegungen, Menschenrechtsverletzungen oder Rechtstaatlichkeitskrisen zeigen die aktuellen Herausforderungen für internationale Organisationen auf. Ihre Legitimität und Entscheidungsfindungsprozesse werde durch die Mitgliedsstaaten zunehmend in Frage gestellt; zugleich versuchen transnationale populistisch-nationalistische Netzwerke ihren Einfluss zu vergrößern. Wie sollen internationale Organisationen auf aktuelle Tendenzen der Autokratisierung in vielen Mitgliedsstaaten und Politisierung zahlreicher Verhandlungen in multilateralen Foren reagieren? Kritik richtet sich nicht zuletzt gegen internationale Vertragsüberwachungsverfahren, sei es durch Gerichte, Expertenkommittees oder peer-review-Verfahren. So gilt der UN-Menschenrechtsrats nicht erst seit dem Austritt der USA als zunehmend politisiert und das jüngste Rechtstaatlichkeitsverfahren der Europäischen Union wurde insbesondere von Polen und Ungarn scharf kritisiert. Die wachsenden Einschränkungen für zivilgesellschaftliche Akteure, die die Arbeit internationaler Organisationen unterstützen, bringt zudem deren Effektivität in Gefahr. Auf diesem Panel möchten wir der Frage nachgehen, welche Effekte die aktuellen Tendenzen der Autokratisierung und Politisierung auf internationale Organisationen haben und welche Strategien internationale Organisationen in unterschiedlichen Bereichen einschlagen, um mit ihnen umzugehen. Beobachten wir außerdem insgesamt eine Tendenz der weiteren Fragmentierung oder der stärkeren Integration im transnationalen Regieren? Das Panel soll einen vergleichenden Blick auf diese aktuellen Herausforderungen und die von internationalen Organisationen angewandten Lösungsstrategien werfen.

Beiträge sind selbstverständlich nicht nur willkommen aus dem Teilbereich der Internationalen Beziehungen, sondern auch aus anderen Teilbereichen, bspw. der EU-Forschung oder der Politischen Theorie. Wir freuen uns über Beiträge von Forscherinnen und Forschern in der Qualifikationsphase.

 

 

P109 Autoritarismus, Rohstoffe und Rente: Die dunkle Seite der Nachhaltigkeit?

Organisator*innen:

  • Burchardt, Hans-Jürgen, Prof.; Universität Kassel
    burchardt@uni-kassel.de
  • Ouaissa, Rachid, Prof.; Philipps-Universität Marburg
    ouaissa@uni-marburg.de

 

Beschreibung:

Rohstoffe sind eines der wichtigsten Schmiermittel der Weltwirtschaft und viele Länder des Globalen Südens haben sich auf deren Abbau und Export spezialisiert. Jedoch ist dieser Rohstoffextraktivismus krisenanfällig und führt zu wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verwerfungen. Die angestrebte ökologische Transformation sowie nachhaltigkeitssensible Politik im Globalen Norden verschärfen solche Krisen. Diese Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit birgt zwei Herausforderungen: Erstens wird die Nachfrage für „alte“ Rohstoffe aus dem Globalen Norden durch verstärkte Nachhaltigkeit, circular economies oder auch den angestrebten New Green Deal in Zukunft wegbrechen. Dies hat nicht nur auf Weltmarktpreise, sondern ebenso auf Spezialisierungsmuster und auf den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt in rohstoffexportierenden Ländern einen enormen Einfluss. Zweitens machen eben diese Nachhaltigkeitspolitiken das Erschließen „neuer“ Rohstoffe erforderlich, was am Beispiel der Elektromobilität und der gesteigerten Nachfrage nach Lithium deutlich wird. Beide Herausforderungen erzeugen Unsicherheitsbedingungen in Rohstoffländern und die jüngsten Ereignisse beispielsweise in Algerien oder Venezuela zeigen, dass daraus resultierende Krisen Autokratisierungstendenzen provozieren können.

Das Panel will diskutieren, unter welchen Bedingungen globale Nachhaltigkeits- und Rohstoffpolitik Krisenszenarien in Rohstoffländern verschärfen oder aber einen Beitrag zur Überwindung dieser Krisen liefern können. Im Anschluss an verschiedene politikwissenschaftliche Ansätze (z.B. resource curse, Extraktivismus, Neopatrimonialismus, Rente und rent-seeking, Rentierstaat) will das Panel Dynamiken und Interaktionen zwischen Staat, Ökonomie und Gesellschaft in Rohstoffländern offenlegen und Hintergründe, Mechanismen und Auswirkungen der Krisenszenarien in den Fokus nehmen. Es soll analysiert werden, wie Nachhaltigkeit im Globalen Norden mit Krisen und Autokratisierung im Globalen Süden in Verbindung stehen. Das Panel ist sowohl interessiert an theoretisch-konzeptionellen Beiträgen als auch an empirischen Analysen konkreter Fälle.

 

P110 Bürger*innenbeteiligung in pandemischen Krisensituationen: brauchen wir mehr digitale Partizipation?

Organisator*innen:

  • Datts, Mario, Dr.; Universität Hildesheim
    mario.datts@uni-hildesheim.de
  • Seim, Jonathan,  Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie / Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
    Jonathan.Seim@uni-duesseldorf.de

 

Beschreibung:

In pandemischen Situationen, in denen Kontaktbeschränkungen notwendig sind, versprechen digitale Partizipationsprozesse eine unkomplizierte Aufrechterhaltung demokratischer Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger*innen. Zentrale Merkmale der digitalen Beteiligung werden seit vielen Jahren als Lösung ganz verschiedener politischer und gesellschaftlicher Defizite kontrovers diskutiert. Insbesondere die Möglichkeit losgelöst von zeitlichen und räumlichen Restriktionen politisch zu partizipieren wird als Vorteil digitaler Beteiligungsformate angesehen. Internetgestützte Beteiligungsformen haben also auch vor der COVID-19-Pandemie sowohl in der Praxis als auch in der wissenschaftlichen Reflexion zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dennoch provoziert die pandemische Krisensituation zum einen neue Fragen und spitzt zum anderen lang diskutierte Fragestellungen bezüglich der Nachteile und Herausforderungen digitaler Partizipationsprozesse deutlich zu: Es stellen sich u.a. die folgenden Fragen:

Über welche Erkenntnisse verfügen wir bereits in Bezug auf die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die Bürger*innenbeteiligung im Allgemeinen und die Digitalisierung ebenjener im Besonderen? Können internetgestützte Beteiligungsformen Offline-Formate ersetzen und wo sind die Grenzen digitaler politischer Partizipation? Welche neuen Ungleichheitsebenen entstehen aufgrund unterschiedlich ausgeprägter digitaler Kompetenzen und Ressourcen? Können internetgestützte Beteiligungsformen auch in Krisenzeiten unter Bedingungen epistemischer Unsicherheit und eines enormen Handlungsdrucks, unter dem sich politisch-administrative Akteure befinden, funktional zur demokratischen Willensbildung beitragen? Wie können transnationale Probleme, wie etwa eine Pandemie, sinnvoll im Rahmen von digitalen Partizipationsprozessen thematisiert werden? Gibt es Best-Practice Beispiele, wie Bürger*innenbeteiligung auch ohne analoge Zusammenkünfte gelingen kann? Wie bewerten politische Entscheidungsträger*innen die Zukunft politischer Partizipation vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie?

Solche und ähnliche Fragen, auf die die Politikwissenschaft sowohl normative als auch empirische Antworten finden muss, sollen im Rahmen eines offenen Panels diskutiert werden.

 

 

P111 Chinese Practices in Africa: Empowering African Elites and/or Populations to Make Their Own Choices or Transferring Dependency?

Organisator*innen:

  • Ketzmerick, Maria, Dr.; Universität Bayreuth
    Maria.Ketzmerick@uni-bayreuth.de
  • Bunskoek, Raoul, Dr.; Universität Bayreuth
    Raoul.Bunskoek@uni-bayreuth.de

 

Beschreibung:

Although the presence of Chinese actors in African countries is not new, the topic has only recently entered the spotlight. Arguably, the main reason is that due to the exponential increase in investments in African countries by Chinese actors since the beginning of the 21st century, China is more and more perceived as the key competitor to the US-led global order, and Africa the arena in which this competition plays out. Related to this is the dominant view in Western mainstream media that autocratic countries such as China (and Russia) constitute ‘threats’ for democracies worldwide and employ ‘sharp power’ not to ‘win hearts and minds’ but to ‘distort information’ and ‘amplify existing divisions’ in societies (Walker and Ludwig 2017), hence, contributing to the disintegration and illiberalization of democracies. China, conversely, vehemently opposes such narratives and explicitly advocates ‘non-intervention’ in the internal affairs of countries worldwide and urges developing countries to ‘follow their own developmental paths’.

In light of the above, this panel seeks to find out the effects practices by Chinese actors in Africa have on either the democratization or autocratization of African countries. Do Chinese actors truly adhere to a policy of non-intervention and, if so, under what conditions? And what is the role of African agency here? Do African elites and/or populations gain more choice in developing their own developmental paths or is there dependency transferred from ‘Western’ institutions to Chinese ones? And does this spur democratization or autocratization (or something in between)?

This panel seeks to critically engage with a multitude of narratives on Chinese and African encounters in Africa by looking at agency, controversies, empirical evidence, and (comparative) case studies. Possible issue areas include, but are not limited to, business, development, South-South cooperation, peace and intervention, and global security.

 

 

P112 Choosing to laugh? The possibilities and limits of political humour in times of uncertainty and autocratization.

Organisator*innen:

  • Spencer, Alexander, Prof.; Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
    alexander.spencer@ovgu.de
  • Beck, Daniel,  Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
    daniel.beck@ovgu.de

 

Beschreibung:

Politics is not a laughing matter as increasing uncertainty and autocratization in the world are not very funny. Similarly, political science tends to focus on either rather serious issues such as violent conflict, repression, and authoritarian regimes or seemingly rather dry topics such as voting procedures, regulation and bureaucratic politics. More recently however political science has discovered the funny side of politics as topic worthy of scientific attention. This panel wishes to contribute to this increased interest by bringing together papers which examine the role and function of humour in politics and might consider the following questions:

  • Does political humour decrease or increase uncertainty? How does humour work in times of crisis?
  • What does humour do in times of uncertainty and autocratization and how does it function in debates on  political choice?
  • How is humour a danger to autocratic regimes?
  • How can humour be used as a form of critique or resistance against powerful and autocratic actors in politics?
  • How is humour used by the powerful as a form of defence/insulation against criticism?
  • How does humour contribute to uncertainty and the (de-)legitimation of politics?
  • How can humour be applied as a style of politics or as a form of institutional communication?
  • How can political humour be investigated from an aesthetic perspective?

The panel is open to any theoretical or methodological approach and welcomes paper proposals from people at any stage of their academic career. The aim is to gather papers for a special issue in a leading international journal.

 

 

P113 Citizenship policies and citizenship education in times of uncertainty

Organisator*innen:

  • Marej, Katarina,  WWU Münster
    katarina.marej@uni-muenster.de
  • Siklodi, Nora, Dr.; University of Portsmouth
    nora.siklodi@port.ac.uk

 

Beschreibung:

Citizenship policies and education have become increasingly popular for policy interventions seeking to frame and design inclusion and exclusion processes. While these policies have traditionally been determined by genuine national considerations, their sources have changed, increasingly coming from global and knowledge exchanges as well as ‘best practice’ learnings, such as patriotic education, social cohesion and immigration regulation. This change has led to parallel developments in the content of citizenship, including a move from greater liberalisation in the 1990s to greater autocratisation post-9/11. Within education policies, the latest interventions seemingly intended to prevent radicalisation, requiring a shift away from raising critical and mature citizens towards raising loyal, trusting and supportive citizens. The implications of these developments for broader democratisation and autocratisation processes, as well as citizenship practices cannot be underestimated.

This panel seeks papers which reflect upon recent developments in citizenship policies and education, including both empirical and theoretical contributions. We are especially interested in the following themes:

  • empirical and comparative analyses of policy developments in citizenship and citizenship education;
  • critical reflections on the securitization of citizenship and citizenship education, especially in the context of prevention and (de)radicalization programs;
  • bottom-up responses to these developments by citizens, teachers, students and families;
  • self-reflexive processes within academia concerning the globalized development of citizenship theory as well as theoretical differentiations of education and indoctrination.

Co-chair/discussant: Frank Reichert (University of Hong Kong)

 

P114 Conceptualizing and Explaining Compliance with International Decisions on Environmental Disputes

Organisator*innen:

  • Corcaci, Andreas, Dr.; Goethe University Frankfurt
    andreas.corcaci@gmail.com
  • von Staden, Andreas, Prof.; University of Hamburg
    andreas.vonstaden@uni-hamburg.de

 

Beschreibung:

Compliance with judicial and quasi-judicial decisions takes place against the background of various structural, procedural, and contextual conditions at different levels of governance. Internationally, the enduring pre-eminence of state sovereignty and the difficulty of effectively sanctioning infringements of applicable international law make compliance with the latter an often-challenging undertaking. This situation is particularly pronounced in the area of international environmental law. Strengthening the role of courts and tribunals in resolving environmental disputes peacefully regarding issues that range from climate change and air pollution to the protection of marine habitats and wildlife diversity thus constitutes a major societal challenge, one that is made more difficult by repeated attacks on multilateral forms of cooperation from autocratic and populist governments around the world. Rather than discussing purely technical-scientific issues, dealing with environmental challenges has become a subject of high politics in recent years, and a matter of increasing controversy. While environmental courts and tribunals (ECTs) have proliferated at the national and regional levels, no global specialized ECTs exist. Instead, environmental issues are being litigated in courts of general jurisdiction such as the ICJ, in trade and human rights fora, or by arbitral tribunals set up for specific disputes. The panel will examine the efficacy of judicial and quasi-judicial dispute resolution of environmental disputes beyond the state by investigating the record of compliance with related decisions and exploring the causal factors responsible for success and failure. The panel is open to papers that address the topic from conceptual, empirical, and normative vantage points.

 

P115 Coping with Insecurity in Societies Under Pressure: Crime and Welfare during Covid-19 and beyond

Organisator*innen:

  • Starke, Peter, Prof.; University of Southern Denmark
    starke@sam.sdu.dk
  • Wenzelburger, Georg, Prof.; TU Kaiserslautern
    georg.wenzelburger@sowi.uni-kl.de
  • Berens,              Sarah,   Dr.; Universität Innsbruck
    Sarah.Berens@uibk.ac.at

 

Beschreibung:

Covid-19 has acted like a magnifying glass for many latent political conflicts, longstanding structural inequalities and institutional fragilities. Insecurities, fear and anger have fueled social movements, partisan responses and international politics. This panel discusses how domestic policymaking responds to insecurity shocks such as – but not limited to – the Covid-19 pandemic (e.g. also immigration, crime spikes in Latin America or the Opioid crisis in the US). Welfare state policies and law and order – the ‘left and right hand of the state’ – are key in addressing insecurity. First, insecurity shocks are deeply linked to inequalities between low and high-incomes, good and bad jobs etc. Have welfare states been adjusted to adequately address this? What are the comparative drivers of policy responses of the welfare and the law and order state? Second, such pressure can itself unleash violence and crime, as seen in some US cities during 2020. Law and order responses to the current health crisis have increasingly come to the fore, with calls for more surveillance and harsher penalties for e. g. lockdown breakers as well as widespread protest against such measures. What psychological mechanisms explain the tendency to punish outgroups (e. g. migrants or the poor) during times of insecurity and heightened ‘mortality salience’? Finally, the intersection of welfare and crime control matters. Do current policy trends reflect the historical trade-off between the two ‘hands of the state’? We invite theory-oriented empirical (qualitative and quantitative) papers addressing responses to insecurity in the fields of social welfare, criminal justice or both.

 

P116 Corona Street Politics. Contested State Control in the Covid-19 Pandemic

Organisator*innen:

  • Daphi, Priska, Dr.;Prof.; Universität Bielefeld
    priska.daphi@uni-bielefeld.de
  • Teune, Simon, Dr.; IASS Potsdam
    simon.teune@iass-potsdam.de

 

Beschreibung:

During the Covid-19 pandemic governments across the globe have taken far reaching measures to stop the spread of the virus. In a situation of scarce knowledge and insecurity, decision-makers had to weigh civil and social rights, collapsing health systems and economic deadlock. Many of these decisions have been contested. From the outset, conflicts over state intervention have become visible in the form of protests - from cardboard silhouettes demanding equal rights for refugees in European camps to right-wing anti-mask demonstrations and violent confrontations with the police.

The panel brings together empirical research contributions on these protests, addressing questions such as: Which actor constellations and networks mobilize to the protests? Which kinds of knowledge and which problem analyses are the basis for these protests? How is criticism framed and disseminated? What are the dynamics shaping the protests? Under what conditions, for example, do protests expand or radicalize? Which interactions between street politics and party politics can be observed? Which kinds of symbolic expression can be found in the protests and where are they rooted? Contributions on the situation beyond Germany and contributions with an international or regional comparative perspective are particularly welcome.

 

P117 Corruption and Elections: The People’s Choice?

Organisator*innen:

  • Neudorfer, Natascha, Dr.; University of Birmingham
    n.neudorfer@bham.ac.uk
  • Haughton, Tim, Dr.; University of Birmingham
    T.J.Haughton@bham.ac.uk

 

Beschreibung:

Over the past few decades, we have frequently seen corrupt politicians being (re-)elected into political office in democracies all around the world. Corruption, it seems, is no bar to electoral success and a common appeal in uncertain times. Yet we know that citizens greatly dislike corruption and protest on the streets against corrupt politicians and parties. From Brazil to Bulgaria, and from Slovenia to South Korea, not only have we witnessed anti-corruption appeals provoking demonstrations, but they have also fuelled the fires for new and nascent parties and the electoral success of leaders with autocratic tendencies in democracies. Indeed, in some cases it is seen as a stepping stone towards autocracy.

Policymakers and researchers often claim that corruption plays a central role in people’s electoral choices. Research around corruption and elections has increased substantially. However, the causal mechanism of how exactly corruption affects elections remains unclear. The literature not only lacks theoretical clarity but also robust empirical findings both on broader and more in-depth scales. This panel will consider submissions addressing the following overall questions:

  • When and how does corruption matter in electoral politics and voter choice?
  • When do voters choose to elect corrupt politicians into office or to vote against them?

We welcome submissions that explore new theoretical explanations and rigorous empirical testing of the relationship between corruption and elections. Both quantitative and qualitative approaches and proposals that focus on any country or region of the world are encouraged.

 

 

 

 

P118 Das Bundesverfassungsgericht als Gegenstand politikwissenschaftlicher Forschung

Organisator*innen:

  • Lembcke, Oliver, Dr.; Ruhr-Universität-Bochum
    oliver.lembcke@rub.de
  • Gawron, Thomas, Dr.; UFU Berlin
    thomas.gawron@ufu.de

 

Beschreibung:

Ende September wird das BVerfG 70 Jahre alt. Im Gegensatz zur juristischen Disziplin, die runde Jahrestage durch (meist dickleibige) Publikationen würdigte, blieb die politikwissenschaftliche Reaktion meist verhalten, wie überhaupt die Behandlung der Themenkreise, die das BVerfG betreffen eher ein marginales Thema zu sein schien. Erst in den letzten 15 Jahren werden in zunehmender Zahl und Dichte Analysen zu Stellung und Entscheidungstätigkeit  des Verfassungsgerichts vorgelegt. Welche politikwissenschaftliche Expertise liegt vor? Gibt es einen "state of the art", der es mit der amerikanischen Forschungsgemeinschaft aufnehmen kann? Das Jubiläum des Gerichts soll Gelegenheit bieten, die -- auch interdisziplinärer Absicht -- der Forschungsergebnisse der jüngeren Zeit vorzustellen, Fehlstellen bisheriger Publikationen aufzuzeigen und Maßstäbe zur Beurteilung dieser Institution und ihrer Zukunftsfähigkeit zu diskutieren.

 

P119 Das politische System Großbritanniens in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung – interne und externe Perspektiven

Organisator*innen:

  • Guderjan, Marius, Dr.; Humboldt-Universität zu Berlin
    marius.guderjan@hu-berlin.de
  • Stolz, Klaus, Prof.; Technische Universität Chemnitz
    klaus.stolz@phil.tu-chemnitz.de

 

Beschreibung:

Das EU-Referendum im Mai 2016 hat die tiefen sozialen und politischen Spaltungen innerhalb des Vereinigten Königreichs offenbart. Während das Votum gegen die EU-Mitgliedschaft unter anderem eine Ablehnung der etablierten Parteien widerspiegelte, konnten Populisten die Stimmung für sich nutzen und sukzessiv die konservative Partei für ihre Agenda vereinnahmen. Mit der Forderung nach nationaler Souveränität und dem Slogan „Get Brexit Done“ gewann Boris Johnson im Herbst 2019 mit einer klaren Mehrheit die Wahlen zum britischen Unterhaus, wobei die Labour Partei große Teile seiner traditionellen Wählerschaft verlor. Auch wenn es übertrieben scheinen mag, von einer Autokratisierung  Großbritanniens zu sprechen, eine restriktive Sozial- und Einwanderungspolitik, die Zentralisierung der politischen Macht unter dem versuchten Ausschluss des Parlaments, die Untergrabung wissenschaftlicher Expert*innen, öffentlicher Medien und regierungskritischer Richter*innen, sowie das Vorhaben gegen internationales Recht zu verstoßen, bedrohen die liberalen und rechtsstaatlichen Prinzipien, für die das Land lange Zeit als Vorreiter galt. Konflikte über die zukünftige Verteilung finanzieller und legislativer Kompetenzen, die mangelnde Beteiligung Schottlands, Wales und Nordirlands an den Verhandlungen mit der EU und die Alleingänge der britischen Regierung während der Coronapandemie haben zudem die Spannungen in den intergouvernementalen Beziehungen zwischen der zentralstaatlichen und den regionalen Regierungen weiter vergrößert. Die zunehmende Wahrscheinlichkeit schottischer Unabhängigkeit und der Wiedervereinigung Nordirlands mit der Republik Irland haben den unitaristischen Mehrebenenstaat in eine existenzgefährdende Krise gestürzt. Angesichts dieser multidimensionalen Unsicherheiten diskutiert das Panel die systemischen Problemlagen im britischen Verfassungs- und Institutionengefüge. Den Fokus bilden dabei das Wahl- und Parteiensystem, Gewaltenteilung und Regierungssystem, die intergouvernementalen Beziehungen innerhalb des Vereinigten Königreichs und das außenpolitische Verhältnis zur EU.

 

P120 Demokratie revisited: Wahlen als normativer Kern der Demokratie?

Organisator*innen:

  • Osterberg-Kaufmann, Norma, Dr.; Humboldt-Universität zu Berlin
    norma.osterberg-kaufmann@hu-berlin.de
  • Weiß, Alexander, Dr.; Helmut Schmidt Universität Hamburg
    1weiss@web.de

 

Beschreibung:

Klassische und bislang weit geteilte Weisen, Demokratie definitorisch abzugrenzen, verlieren in Wissenschaft und Öffentlichkeit zunehmend an Überzeugungskraft. In der empirischen und theoretischen wissenschaftlichen Beschäftigung mit Demokratie wurden institutionen- und normenbezogene Definitionen von Demokratie versucht, die heute sowohl durch demokratische Innovationen, die das überkommene Verständnis einer Minimalausstattung von Demokratie mit Institutionen verändern oder erweitern können, als auch durch nicht-westliche Demokratievorstellungen, die zum Teil andere Institutionen und Werte zu einem Verständnis von Demokratie kombinieren, herausgefordert werden. Im öffentlichen Diskurs ist eine zunehmende Polarisierung zu verzeichnen, in der sich Akteure gegenseitig absprechen, Demokratie zu unterstützen und sogar, sie überhaupt ‚richtig‘ zu verstehen. Zugleich wächst die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit politischen Parteien, Korruption und wirtschaftlicher Ungleichheit, und die Frage, ob Demokratie eigentlich versprechen müsse und könne, diese und andere negativen Faktoren zu bekämpfen, ist offen. Proteste, neue soziale Bewegungen und neue, als ‚populistisch‘ kritisierte Akteure einerseits und verschiedene Forderungen nach mehr Partizipation und deliberativen Formen andererseits begleiten diesen durch konzeptionelle Unsicherheit geprägten Diskurs. Zugleich ist im wissenschaftlichen Diskurs der Versuch zu bemerken, die Existenz freier und fairer Wahlen als das definitorische Minimalkriterium von Demokratie gegen die genannten Tendenzen zu behaupten.

Im Panel wird die Diagnose zunehmender begrifflicher Unklarheit über Demokratie zum Ausgangspunkt für Versuche genommen, neue Demokratieverständnisse auf der Basis eines gesellschaftstheoretischen Pluralismus und eines empirisch gesättigten Realismus auszuarbeiten. Wir laden theoretische oder (vergleichend) empirische Beiträge ein, die den Kern von Demokratie neu diskutieren und nach demokratischen Prinzipien fragen, die den normativen Kern von Demokratie ausmachen, ohne an bestimmte Institutionalisierungen gebunden zu sein.

 

 

P121 Demokratische Konfliktfähigkeit - Aufgabenfelder politischer Bildung in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung

Organisator*innen:

  • Zimmermann, Christian, Dr.; Universität Siegen
    christian.zimmermann@uni-siegen.de
  • Wohnig, Alexander, Dr.;Prof.; Universität Siegen
    alexander.wohnig@uni-siegen.de

 

Beschreibung:

In den vergangenen Jahren ist die Legitimität der liberalen parlamentarischen Demokratie in der wissenschaftlichen Diskussion fragwürdig geworden. Diagnosen imperialer Lebensweisen (Brand/Wissen 2017), von Entwicklungen der Entparla-mentarisierung und einer komplementären Machtverschiebung zugunsten der Exekutive (Dreier 2018) und „finanzkapitalistischer Landnahme“ (Dörre 2019) zeigen erhebliche legitimatorische Probleme an. Zusätzlich tendieren Gesellschaften in kultureller und sozio-ökonomischer Hinsicht zu Fragmentierung und Polarisierung (Butterwegge 2018). Andererseits verweisen analytisch anders gelagerte Arbeiten auf einen Formwandel der Demokratie, der neue Partizipationsformen, innovativ organisierte politische Akteure und möglicherweise sogar neuen demokratischen Freiraum hervorbringt (Blühdorn 2013, Manow 2020).

Diese Konstellation wirft Fragen nach Aufgaben, Inhalten und Zielen politischer Bildung auf, die nicht lediglich durch eine fachdidaktisch bzw. pädagogisch begründe-te Reflexion beantwortet werden können. Die grundlegende Hypothese des Panels soll aber darin bestehen, dass unter den Bedingungen von Unsicherheit und Autokratisierung die Stärkung demokratischer Konfliktfähigkeit eine wesentliche Leitlinie der Reflexion über politische Bildung sein muss. Deshalb wendet sich das Panel mit den folgenden Fragestellungen nicht nur an die politische Bildung, sondern auch und besonders an die Politische Theorie, die Politische Soziologie und die Politische Kulturforschung:

  1. Welche einschlägigen (zeitdiagnostischen) politischen und soziologischen Theorien eignen sich für die Reflexion politikdidaktischer Ziele, Aufgaben und Inhalte? Warum weist insbesondere die zeitgenössische Demokratietheorie im Hinblick auf politische bzw. sozialwissenschaftliche Bildungs-fragen eine bemerkenswerte Leerstelle auf?
  2. Wie kann politische bzw. sozialwissenschaftliche Bildung auf die Befähigung informierter politischer Urteilskraft hinarbeiten, obwohl immer weniger Zeit bei gleichzeitig immer mehr unsicherer Information zur Verfügung steht?
  3. Wie kann politische bzw. sozialwissenschaftliche Bildung ihre Zielgruppen innerhalb und außerhalb der Schule adressieren, wenn die Gesellschaft immer heterogener wird? Welche Form politischer Bildung kann als adäquat für prekäre und deklassierte gesellschaftliche Milieus angesehen werden?
  4. Welche Inhalte sind für politische bzw. sozialwissenschaftliche Bildung geeignet, um in Zeiten fragwürdiger demokratischen Legitimation orientierungsstiftend auftreten zu können? Wie sind Forderungen nach Neutralität in diesem Kontext zu beurteilen? Welche Rolle spielt Kritik bei der Auswahl, didaktischen Rekonstruktion, Vermittlung und Aneignung der Inhalte?
  5. Welche Aufgabe kommt politischer bzw. sozialwissenschaftlicher Bildung bei der Ausbildung personaler Identität unter den Bedingungen von Unsicherheit, Autokratisierung sowie erodierender demokratischer Strukturen und neoliberaler Menschen- und Bürgerleitbilder zu?
  6. Was bedeutet politische Handlungsfähigkeit in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung, aber auch vor dem Hintergrund neuer Formen politischer Organisation und politischer Partizipation?

 

 

P122 Die demokratische Gesundheit in der Corona-Pandemie I. Die Corona-Pandemie als Auslöser oder Verstärker für demokratische Erosion?

Organisator*innen:

  • Kneuer, Marianne, Dr.;Prof.; Universität Hildesheim
    kneuer@uni-hildesheim.de
  • Wurster, Stefan, Dr.;Prof.; Technische Universität München
    stefan.wurster@hfp.tum.de

 

Beschreibung:

Im Zuge der Corona-Krise waren/sind alle Regierungen gefordert, Notfallmaßnahmen zu ergreifen, die meist weitgehende Eingriffe in das öffentliche Leben, auch in demokratische Rechte darstellen und das Zusammenspiel zwischen Exekutive und Legislative herausfordern. Inwieweit aber bietet diese präzedenzlose gesundheitliche Ausnahmesituation für Regierungen eine Gelegenheit, ohnehin ablaufende demokratische Erosionsprozesse zu beschleunigen und verstärken, oder bereits bestehende autokratische Praktiken auszuweiten? Gleichzeitig stehen etablierte Demokratien im Zuge der Pandemie vor der Herausforderung, massive Eingriffe in die Freiheitsrechte ihrer Bürger nicht nur zu rechtfertigen, sondern auch ein Abdriften in autokratische Zustände zu verhindern. In diesem Panel können unterschiedliche Pfade betrachtet werden: erstens, Länder, die bereits vor Corona eine demokratische Erosion durchlaufen haben und die Pandemie nutzen, um mehr autokratische Elemente einzuführen bzw. bestehende zu verstärken; zweitens, Länder, in denen die Corona-Pandemie Auslöser für einen demokratischen Erosionsprozess war. Analysiert werden soll zudem, welche Bereiche von Einschränkungen von Demokratie betroffen waren bzw. sich als besonders anfällig für die Nutzung von Notfallmaßnahmen gezeigt haben, um demokratische Standards aushebeln. Das Panel ist als offenes Panel konzipiert. Wir sind an Beträgen interessiert, die einen cross-regional-Blick ermöglichen. Wir zielen darauf ab, Kolleg*innen zusammenzubringen, die sich entweder mit Area-Expertise oder auf dem Hintergrund des Regimetypen-Vergleichs mit der Thematik beschäftigen. Das Panel soll so eine breite Spanne an Einblicken bieten.

 

P123 Die demokratische Gesundheit in der Corona-Pandemie II. Krisenreaktionen und Anpassungsmaßnahmen im Demokratie-Autokratie-Vergleich

Organisator*innen:

  • Wurster, Stefan, Prof.;Dr.; Technische Universität München
    stefan.wurster@hfp.tum.de
  • Kneuer, Marianne, Dr.;Prof.; Universität Hildesheim
    kneuer@uni-hildesheim.de

 

Beschreibung:

Dieses Panel fokussiert auf die Krisenreaktionen und Anpassungsmaßnahmen, die im Zuge der Corona-Pandemie in Staaten unternommen wurden und zu unterschiedlichen Ergebnisse und Erfolgen bei der Bekämpfung der Pandemie geführt haben. Dabei soll insbesondere ein Vergleich zwischen demokratisch und autokratisch regierten Ländern in den Blick genommen werden. Entgegen des von Francis Fukuyama mit dem Untergang des Sowjetimperiums erwarteten „Endes der Geschichte“ und eines endgültigen Sieges demokratischer Ordnungssysteme fand sich die Welt schon vor dem COVID-19-Pandemieausbruch in einem verschärften Wettbewerb zwischen den westlich-geprägten, liberal-rechtsstaatlichen Demokratien auf der einen Seite und aufstrebenden autokratisch regierten Ländern (China, Russland, Singapur etc.) auf der anderen Seite wieder. Dieser Wettlauf um Vorherrschaft und Deutungshoheit findet nun auch im Rahmen der Pandemie seine Fortsetzung, wenn etwa China seine (vermeintlichen) Erfolge bei der Pandemieeindämmung öffentlichkeitswirksam hervorhebt. Im Rahmen des Panels sollen die unmittelbaren Krisenreaktionen und die längerfristigen Anpassungsmaßnahmen sowohl in Demokratien als auch in Autokratien kritisch unter die Lupe genommen und Ursachen für das unterschiedlich erfolgreiche Abschneiden von Staaten analysiert werden. Auf dieser Basis können dann auch Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, was in Demokratien getan werden könnte, um langfristig gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Das Panel ist als offenes Panel konzipiert. Wir sind an Beträgen interessiert, die einen cross-regional-Blick und einen Blick quer zu den Regimetypen ermöglichen. Wir zielen darauf ab, Kolleg*innen zusammenzubringen, die sich entweder mit Area-Expertise oder auf dem Hintergrund des Regimetypen-Vergleichs mit der Thematik beschäftigen. Das Panel soll so eine breite Spanne an Einblicken bieten.

 

P124 Die internationale Energiewende: Vergleichende Perspektiven und Lerneffekte

Organisator*innen:

  • Schreurs, Miranda, Dr.;Prof.; Hochschule für Politik München / Technical University of Munich
    miranda.schreurs@hfp.tum.de
  • Canzler, Weert, Dr.; Wissenschaftszentrum Berlin WZB
    weert.canzler@wzb.eu

 

Beschreibung:

Die Energiewende ist nicht nur ein deutsches Phänomen: Auch in vielen anderen Ländern in Europa und auf der ganzen Welt finden sich zahlreiche Bemühungen für Klimaschutz und ein alternatives Energiesystem. Dabei fallen allerdings zahlreiche Unterschiede auf: hinsichtlich der strukturellen Art und Implementation von Energiewende-Maßnahmen, aber auch in Diskursen, sozialen und politischen Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen sowie bei den Effekten.

Aus politikwissenschaftlicher Perspektive sind sowohl einzelne Länderstudien als auch vergleichende Länderanalysen von Interesse: Dies kann einerseits klassischerweise darin begründet liegen, verschiedene politische Systembedingungen und Policy-Instrumente der Länder als Ausgangspunkt zu wählen, andererseits können spezifische „neue“ Energiewende- Regime herausgearbeitet werden. Bislang ist der Forschungsstand hier noch weit unterentwickelt.

Neben zahlreichen Besonderheiten des Politikfeldes der Energiewende sollte im internationalen Vergleich übergreifend bedacht werden, ob und inwieweit die Energiewende ein Phänomen von ökonomisch-materiell besser gestellten Gesellschaften ist. In dieser Hinsicht existieren vermutlich verschiedene Typen – etwa der typischen Wohlfahrtsnationen (Teile der EU) und stärker autokratisch geprägter Länder (z.B. China) oder auch angloamerikanisch ausgerichteter Länder (z.B. Australien) – ebenso wie in anderen Teilen der Welt, wo Energiewende-Maßnahmen regional stark divergierend sein können (z.B. in Südamerika, Asien, Afrika).

Im Rahmen des geplanten Panels sind daher zahlreichen Aspekte von Interesse, an dieser Stelle seien nur einige zentrale Bezugspunkte genannt:

  • Länderanalysen: Die Energiewende als eigenständige Policy in internationaler Perspektive
  • Regionale Analysen: Regionen-, Städte- und Kommunenvergleiche
  • Vergleichende Policy-, Polity- und Politics-Analysen: Die Energiewende im Vergleich bezogen auf spezifische Energiewende-Regime und auf Typen von Policies, Regierungshandeln, Politik- implementation, Verhandlungssysteme, Diffusionsprozesse etc.
  • Akteure: Akteursanalysen von der Energiewirtschaft bis zur Rolle der Zivilgesellschaft: Strong vs. Weak Regimes, Advocacy-Koalitionen, Vetoplayer, Netzwerke etc.
  • Vergleichende Multilevel-Studien: Die Energiewende als Teil des Zusammenwirkens politischer Strukturen auf lokaler, regionaler, nationaler und supranationaler Ebene

 

P125 Digitalisierung in der Integrationsarbeit

Organisator*innen:

  • Gluns, Danielle, Dr.; Universität Hildesheim
    danielle.gluns@uni-hildesheim.de
  • Bogumil, Jörg, Prof.;Dr.; Ruhr-Universität Bochum
    joerg.bogumil@rub.de
  • Kuhlmann, Sabine, Dr.;Prof.; Universität Potsdam
    sabine.kuhlmann@uni-potsdam.de

 

Beschreibung:

Nicht erst die Corona-Pandemie hat das Thema Digitalisierung auf die politische Agenda gehoben. Auch in der „Flüchtlingskrise“ haben sich Akteure aus Politik, Verwaltung und (Zivil-)Gesellschaft mit der Frage beschäftigt, wie die vorhandenen digitalen Möglichkeiten genutzt werden können, um die Kommunikation mit Migrant*innen und die Verwaltungsprozesse zu optimieren. Wie können angesichts komplexer Zuständigkeiten und Schnittstellen Abläufe verbessert werden? Welches Potenzial hat die Digitalisierung für die Teilhabe von Migrant*innen vor Ort? Oft geht zudem die Digitalisierung mit der Erhebung und Weitergabe personenbezogener Daten einher und wirft damit Fragen des Datenschutzes auf.

Auf Bundesebene verfolgt die aktuelle Koalition das Ziel, das Ausländerzentralregister zu einem „zentralen Ausländerdateisystem“ als zentrale Datendrehscheibe in der Migrations- und Integrationspolitik weiterzuentwickeln. Zudem streben beispielsweise einige Kommunen die Einführung eines kommunalen Datenmanagements an, um Integrationsverläufe besser unterstützen zu können. Auch eine Sammlung aggregierter Daten („Integrationsmonitoring“) wird von vielen Kommunen verfolgt, um eine bessere  Steuerung von Integrationspolitik zu ermöglichen. Zudem haben kommunale Mitarbeiter*innen im Rahmen der Kontaktbeschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie digitale Kommunikationsmedien als neue Möglichkeit entdeckt, um mit Migrant*innen in Kontakt zu kommen oder zu bleiben.

Das vorgeschlagene Panel möchte diese Entwicklungen und die damit verbundenen politikwissenschaftlichen Fragestellungen in den Blick nehmen. Wir freuen uns über Einreichungen zu folgenden Fragen (nicht abschließende Liste):

  • Wie ist der Stand der Digitalisierung in der Integrationsarbeit auf verschiedenen politischen Ebenen?
  • Welche Besonderheiten bedingt die „Integration als Querschnittsaufgabe“ in der Verwaltung für die Digitalisierung?
  • Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Steuerungsfähigkeit von Akteuren im Bereich der Integration?
  • Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf individuelle Integrationsverläufe, politische und gesellschaftliche Partizipation und gesamtgesellschaftliche Integrationsprozesse?
  • Welche Besonderheiten des Datenschutzes bestehen im Bereich der Integration und wie werden diese umgesetzt?

 

P126 Ein Meer der Unsicherheit

Organisator*innen:

  • Menzel, Anja, Dr.; FernUniversität in Hagen
    anja.menzel@fernuni-hagen.de
  • Mondré, Aletta, Prof.; Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
    mondre@politik.uni-kiel.de

 

Beschreibung:

Die Weltmeere sind ein politischer Raum voller Unsicherheit(en). Im Gegensatz zu territorialen Gebieten scheint die Herrschaft über maritime Räume weniger gefestigt und von großer Unsicherheit gekennzeichnet zu sein.

Empirisch zeigen sich die Unsicherheiten, mit der maritime Governance konfrontiert ist, an vielen Stellen: Noch längst sind nicht alle Seegrenzen festgelegt, sodass maritime Grenzkonflikte eine Quelle von Unsicherheit und Konflikten in der Weltpolitik sind. Nach wie vor bedroht Piraterie zentrale Schifffahrtsrouten – in Reaktion auf diese Bedrohungen kam es zur Versicherheitlichung der Handelsschifffahrt. Auch die grundlegende normative Ordnung der Meere ist unsicher. Zwar gilt das Seerechtsübereinkommen als die Verfassung der Meere, doch zentrale Ordnungsprinzipien werden von mächtigen Staaten wie der VR China in Frage gestellt. Insbesondere im Mittelmeer kollidiert die Verpflichtung zur Seenotrettung mit strikten Maßnahmen zur Überwachung der EU-Außengrenzen. Auch angesichts des ökologischen Zustands der Meere bestehen erhebliche Unsicherheiten über die angemessenen politischen Maßnahmen. So lenkt einerseits das SDG 14 die Aufmerksamkeit auf den Meeresschutz, doch dessen konkreten Vorgaben verstärken Zielkonflikte zwischen dem Schutz der Meeresumwelt und der Nutzung von marinen Ressourcen.

Vor dem Hintergrund diverser Unsicherheiten stellt sich die Frage: Vor welcher Wahl stehen staatliche und nicht-staatlicher Akteure der Meerespolitik in der Bewältigung des Meers von Unsicherheit?

Wir freuen uns über Vorschläge von Papieren zu empirischen Themen aus dem Bereich Meerespolitik aus allen theoretischen und methodischen Schulen.

 

 

P127 Electoral Competitiveness in Non-Democratic Regimes

Organisator*innen:

  • Eichhorn, Kristin,  Technische Universität Chemnitz
    kristin.eichhorn@phil.tu-chemnitz.de
  • Bílek, Jaroslav, Dr.; University of Hradec Králové
    jaroslav.bilek@uhk.cz

 

Beschreibung:

The conduct of multi-party elections has become standard across non-democratic regimes after the Cold War. However, the conceptualization of competitiveness through contestation, which is standard for democratic regimes, does not travel well across regime boundaries. In non-democratic regimes, incumbents and dominant parties have a menu of manipulation on their disposal in order to turn the odds in their favor. The results are by and large uncontested elections despite multi-party competition.  

The objective of the panel is to make progress in the conceptualization and effects of competitiveness in non-democratic regimes. We welcome empirical and theoretical papers that raise (but are not limited to) questions such as: In which way is competitiveness linked to/differentiated from related concepts (e.g. electoral integrity, malpractice, repression)? How do different forms of repression and manipulation affect electoral competitiveness? Is electoral fraud resulting from precious contestation or determining future contestation? How can we map out and compare the uneven playing field? In which way are socio-economic factors, institutional factors and legacies linked to electoral competitiveness? How is electoral competitiveness linked to electoral choice or participation? Is electoral competitiveness affected by the timing of the elections? How do opposition gains in subnational elections influence electoral competitiveness in national elections?

 

 

P130 Energiewende, Gerechtigkeit und soziale Ungleichheit

Organisator*innen:

  • Radtke, Jörg, Dr.; Universität Siegen
    radtke@ politikwissenschaft.uni-siegen.de
  • Schreurs, Miranda, Dr.;Prof.; Hochschule für Politik München / Technical University of Munich
    miranda.schreurs@hfp.tum.de

 

Beschreibung:

In den ersten Jahren kaum diskutiert, wurden soziale Auswirkungen der Energiewende in jüngster Zeit zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt gesellschaftlicher Debatten um den Ausbau der erneuerbaren Energien und Klimaschutzmaßnahmen. Sowohl für politische Parteien, als auch für Bürgerinitiativen und Verbände thematisieren nicht zuletzt das fundamentale Für und Wider der Energiewende am Beispiel von Energiearmut, Kostenexplosion und vermuteten negativen Implikationen eines veränderten Energiesystems. Bisweilen werden soziale Verteilungseffekte der Energiewende ihrerseits interessengeleitet skandalisiert.

Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive können individuelle und kollektive Betroffenheit unterschieden werden: Die Energiewende als unmittelbare Belastung vor Ort in direktem Kontakt und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die auf Konsens und Legitimation angewiesen ist. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird häufig ein Schwerpunkt auf Energiearmut gelegt, auf Energiekostenbelastung und Energiekonsum sowie Lösungen für Städte, Gemeinden und Quartiere. Damit wird insbesondere die distributionale Gerechtigkeit betont, wobei auch die prozessuale Dimension nicht unbeachtet bleiben sollte: Zahlreiche Studienergebnisse zur partizipativen Energiewende zeigen, dass nicht alle Bevölkerungsteile gleichermaßen in diskursiven Beteiligungsverfahren und monetären Angeboten repräsentiert sind.

Von politikwissenschaftlichem Interesse sind daher insbesondere folgende Aspekte:

  • - Soziale Ungleichheit und Sozialstruktur: W elche Einflüsse bestimmter sozialer Gruppen einerseits und Auswirkungen auf soziale Milieus andererseits können im Kontext der Energiewende identifiziert werden?
  • - Soziale Ungleichheit und politische Maßnahmenprogramme: Welche politischen Strategien haben welche Auswirkungen? Welche Effekte einer „post-EEG-Energiewende“ sind zu erwarten?
  • - Soziale Ungleichheit und Partizipation: Wie tritt Ungleichheit bei der Teilnahme an Beteiligungsverfahren in Erscheinung? Wie können asymetrische Beteiligungseffekte und eine ungleiche Nutzen- und Kostenverteilung vermieden werden?
  • - Soziale Ungleichheit und Parteien und Wahlen: Inwieweit spielt der Aspekt in Wahlkämpfen, bei Koalitionsverhandlungen und Wahlentscheidungen eine Rolle? Wer bestimmt mit welchen Strategien den öffentlichen Diskurs?
  • - Soziale Ungleichheit und lokale Aushandlungsprozesse: Wie wird die Energiewende vor Ort verhandelt? Wer beteiligt sich in Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen, wie wirken bestimmte Akteurs- und Bevölkerungsgruppen zusammen?

 

P131 Entscheiden und Zeitlichkeit: Konstruktivistische Perspektiven auf bedrohliche Zukünfte und autoritäre Verheißungen

Organisator*innen:

  • Barbehön, Marlon, Dr.; Universität Heidelberg
    marlon.barbehoen@ipw.uni-heidelberg.de
  • Gebhardt, Mareike, Dr.; Westfälische Wilhelms-Universität Münster
    mareike.gebhardt@uni-muenster.de

 

Beschreibung:

Zu den klassischen Annahmen der Politikwissenschaft gehört die Vorstellung, Politik sei ein System, das im Angesicht gesellschaftlicher Herausforderungen verbindliche, jedoch zugleich kontingente Entscheidungen produziert. Insbesondere (liberal-)demokratischer Politik ist dabei ein kulturgeschichtlich spezifisches Zeitverständnis eingeschrieben, wonach der Gang der Geschichte von politischen Entscheidungen abhängig und weder naturgesetzlich noch göttlich oder schicksalhaft vorbestimmt ist. Das konstitutive Verhältnis zwischen Entscheiden und Zeit bleibt in politikwissenschaftlicher Forschung jedoch vielfach implizit und hinter nicht weiter theoretisierten temporalen Metaphern verborgen. Das Panel widmet sich konstruktivistischen Theorien, die sich mit den Temporalstrukturen des Politischen befassen und das der Entscheidung inhärente Spannungsverhältnis zwischen vermeintlich souveräner Bändigung von Zukunftsoffenheit und ereignishafter Unterbrechung von Kontinuität in den Blick nehmen.

Mit dem Panel möchten wir Beiträge gewinnen, die dem ambivalenten Verhältnis von Zeit(lichkeit) und Entscheiden aus unterschiedlichen Blickwinkeln konstruktivistischer Theorien nachgehen. Wir möchten Beiträge versammeln, die den Status und das Verhältnis der beiden Begriffe für die Erfassung von (demokratischer) Politik und/oder dem Politischen thematisieren. Dabei werden Begriffe wie Ereignis, Kontingenz, Notwendigkeit, Unsicherheit oder Reversibilität gekreuzt, die selbst wiederum ganz wesentlich durch temporale Bedeutungsgehalte und Zeitlichkeitsvorstellungen geprägt sind. Insgesamt zielt das Panel darauf ab, die den DVPW-Kongress anleitende Formel des Wahlhabens anhand politiktheoretisch substantiierter Perspektiven in den Blick zu nehmen und damit sichtbar zu machen, welche Einsichten sich daraus für eine Gegenwartsgesellschaft gewinnen lassen, die sich zunehmend zwischen (bedrohlicher) Zukunftsoffenheit und (autoritären) Verheißungen einer Zukunftsschließung zu befinden scheint.

 

P132 Erosion of societal norms and the resilience of democracies

Organisator*innen:

  • Karolewski, Ireneusz, Prof.; Universität Leipzig
    karolewski@uni-leipzig.de
  • Kaina, Viktoria, Prof.; FernUniversität in Hagen
    viktoria.kaina@fernuni-hagen.de

 

Beschreibung:

Across the globe, liberal democracy has been under attack from within. Scholars tend to discuss these attacks as symptoms of “democratic backsliding” and offer a variety of explanations as for the possible reasons thereof.

Often, explanations point to the rise of populist and authoritarian political actors and their attacks on institutions of liberal democracy or to the surge of technocratic institutions that limit citizens’ influence by declaring increasingly more areas of democratic politics to be technical in nature and thus beyond criticism.

However, one central feature of “democratic backsliding” seems to be still under-researched: the role of citizens themselves in challenging societal norms including the norms of democracy. Democracies require specific norms —such as civic-mindedness or civicness—to survive and these norms are the main source of democratic resilience. In this view, democracy appears as a demanding regime form in a need of both stable institutions and popular support for civic norms.

As we can observe around the globe, democratic institutions, such as the rule of law, can be easily weakened or even abolished. The acts of eroding liberal democracy are justified by the claim of recovering the power of the people and these acts are supported by (sometimes large) parts of the societies in question. In other words, it appears that the contempt for liberal democracy is pushed both on behalf of the people and with their support.

Against this backdrop, the question arises: Why are “the people” in favor of challenging democratic norms? This question is in tune with a long tradition of political thinking about the popular underpinnings of democratic rule and the instability of democracies.

This panel intends to focus on various cases of how societal norms (of which the democratic ones are a special case) are challenged, weakened or destroyed and what are the reasons for this development. It applies to both written and unwritten norms such as the basic respect for political opponents rather than their framing as enemies or acceptance of the rules of the democratic game in the case of one’s lost election.

Conceptually, the panel is interested in the relationship between the erosion of societal norms in general and rejection of norms of liberal democracy. In order to advance research, the panel intends to proceed with a clarification of the very concept of “democratic norms”, validation of their significance and discussion of ways to empirically analyze their impact on political attitudes and behavior. Accordingly, the panel welcomes theoretical and empirical contributions on norms and support for democracy, in particular with regard to resilient liberal democracies.

 

P133 Ethische Herausforderungen in der ethnographischen Forschung – Ethik-Kodizes und Ethikkommissionen als Allheilmittel oder weitere Herausforderung

Organisator*innen:

  • Ruppel, Samantha,  HSFK
    ruppel@hsfk.de
  • Leser, Julia, Dr.; Universität Leipzig
    julia.leser@uni-leipzig.de

 

Beschreibung:

In der politikwissenschaftlichen Forschung erfordern Forschungsvorhaben eine gründliche ethische Reflexion, insbesondere bei Themen, die sich mit politischen Unsicherheiten befassen, oder bei Forschungen, die in autokratischen oder konfliktreichen Kontexten stattfinden. Bei forschungsethischen Fragen sind Forschende oftmals auf sich allein gestellt, da die wenigsten Universitäten oder Forschungseinrichtungen Ethik-Kodizes oder Ethikkommissionen institutionalisiert haben – im Gegensatz zu anglophonen Forschungsinstitutionen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie hilfreich diese beiden Instrumente in der praktischen Anwendung tatsächlich wären oder sind, welche Bedeutung bestehenden Ethikkommissionen oder Kodizes zukommt, beispielsweise der Ethik-Kodex der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW), und ob Kritik an bestehenden Ethikkommissionen gerechtfertigt ist – zum Beispiel, dass diese zu stark in Forschungsvorhaben eingreifen. Diese Fragen wird das Panel in den Blick nehmen und mit Fokus auf ethnographische Forschung diskutieren, denn gerade bei ethnographischen Forschungen werden ethische Fragen nochmals relevanter, da hier eng mit Menschen zusammengearbeitet wird.

Die einzelnen Beiträge des Panels können dabei auf eigene Herausforderungen in der Forschung eingehen und durch empirische Beispiele aufzeigen, wo Probleme liegen und wie diese in der Praxis gelöst wurden. Daraus können Implikationen für Ethik-Kodizes und Ethikkommissionen abgeleitet werden. Zudem können Fragen der Anpassung, Flexibilisierung und Lokalisierung von Ethik-Kodizes und Ethikkommissionen diskutiert werden. Darüber hinaus spielt die Frage eine Rolle, ob der Ethik-Kodex der DVWP auch in ethnographischen Forschungsvorhaben Anwendung finden kann oder ob dieser in bestimmten Bereichen einer Anpassung bedarf.

 

 

P134 Europas Normen, Europas Krisen: Ansätze, Felder und Herausforderungen normentheoretischer Perspektiven auf die Europäische Union

Organisator*innen:

  • Stockmann, Nils,  Westfälische Wilhelms-Universität Münster
    nils.stockmann@uni-muenster.de
  • Speyer, Johanna,  Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
    speyer@politik.uni-mainz.de

 

Beschreibung:

Die Europäische Union (EU) galt lange als Musterbeispiel erfolgreicher Normsozialisation und Normdurchsetzung. Damit schien sie über Fragen der Normkontestation, wie sie in den vergangenen Jahren verstärkt gestellt wurden, erhaben zu sein. Dies äußert sich auch in der nach wie vor stark von rationalistischen und institutionalistischen Ansätzen geprägten EU-Forschung.

Die fortwährende multiple Krise der EU legt jedoch Normkonflikte und Machtdynamiken offen, deren Analyse insbesondere mithilfe neuerer normtheoretischer Ansätze großes Potential, sowohl für die EU-Forschung als auch für die Normentheorie bietet. Im Lichte der institutionellen Herausforderungen und der wachsenden Politisierung europäischer Integration ist zu diskutieren, wie in jüngster Zeit entwickelte institutionelle Konzepte wie das einer ‘differentiated integration’ oder einer ‘active subsidarity’ Normgehalte und –dynamiken wie auch Machtverhältnisse innerhalb der EU herausfordern und verändern. Gleichzeitig wirft die zunehmende Umstrittenheit von Fundamentalnormen wie Rechtsstaatlichkeit, Solidarität oder auch Nachhaltigkeit Fragen nach der Interpretation, Robustheit und Durchsetzung dieser Normen jenseits des Nationalstaats auf. Damit verspricht die kritische Normenforschung mit ihrer Machtsensibilität und ihrem emanzipatorischen Potential etablierte EU-Forschung herauszufordern und neue Perspektiven über die nachhallende Wahrnehmung der EU als Phänomen sui generis hinaus anzubieten.

Wir laden zu unserem Panel Beiträge ein, die sich aus einer normentheoretischen Perspektive politischen und institutionellen Dynamiken im Raum der EU widmen. Mögliche Fragestellungen können unter anderem sein:

  • Wie verbessern normentheoretische Ansätze das Verständnis der institutionellen Krisen der EU?
  • Inwiefern bedingt die unterschiedliche Verfasstheit und Fragmentierung von Politikfeldern in der EU die Kontestation und Robustheit von Fundamentalnormen?
  • Welchen konzeptionellen Beitrag leistet eine Beschäftigung mit der EU für Debatten innerhalb der kritischen Normenforschung?

Wir freuen uns über Beiträge sowohl mit theoretisch-konzeptionellem als auch mit empirisch-methodischem Fokus und möchten insbesondere Early-Career Forschende zu einer Einreichung in deutscher oder englischer Sprache ermutigen.

 

P135 Evidence-based science and scientific progress in research on IGOs: What are we learning?

Organisator*innen:

  • Jetschke, Anja, Prof.; Georg-August-Universität Göttingen
    anja.jetschke@sowi.uni-goettingen.de
  • Münch, Sören,  Georg-August-Universität Göttingen
    soeren.muench@sowi.uni-goettingen.de

 

Beschreibung:

The progress on comparative research on IOs and their sub-types has been fueled in the last years by many large-N datasets as well as by in-depth case comparisons. International organizations, regional organizations, issue-specific organizations, non-governmental organizations or individual institutions within IOs all have seen an increasing amount of comparative scholarly attention in recent years. Different organizational dimensions like economic or security cooperation, formal and informal institutional frameworks, the gap between de iure and de facto integration or the evolution of specific norms have been subject to extensive studies. The discipline is certainly not short of theories and conceptualization efforts, but what do we collectively learn from them about the design, the functioning, and the effects of IGOs? In order to answer these questions, in the spirit of the more recent discussion about evidence-based research, and reflecting the demand to further developing the IGO research program, we invite substantial empirical and theoretical papers with different methodological and theoretical backgrounds on IGOs for submission. These will be discussed in depth, but most of all, we want to discuss where the field stands and where it is developing.

 

 

P136 Fake News, Truth und Academic Freedom

Organisator*innen:

  • Kovács, Kriszta, Dr.; WZB Berlin Social Science Center
    kriszta.kovacs@wzb.eu
  • Kinzelbach, Katrin, Prof.;Dr.; Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
    katrin.kinzelbach@fau.de

 

Beschreibung:

Academic freedom is constitutive of the liberal script in so far as it is inherent to individual self-determination and social progress. International and European Law protect academic freedom as a core value, yet freedom of science and the academic profession are increasingly under pressure in many countries all over the world. Where academic freedom is contested, we often also observe rejection of scientific evidence and Expertise, alongside open attacks on (scientific) facts and findings. Why and how is academic freedom contested? Who contests it and how do different contestants and contestations relate to each other? Which arguments are employed? The panel invites contributions from various disciplines.

 

P137 Gesellschaftliche Unsicherheiten und politische Bildung im Wechselspiel

Organisator*innen:

  • Nägler, Richard, Dr.; Hermann Ehlers Akademie
    naegler@hermann-ehlers.de
  • Ehlers, Alexandra,  Landesfrauenrat Schleswig-Holstein e.V.
    referentin@landesfrauenrat-s-h.de

 

Beschreibung:

Das ehrenamtliche Engagement ist ein Grundpfeiler unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts und demokratischer Strukturen. Empirisch zeigt sich, dass es insbesondere auf kommunaler Ebene an engagiertem Verhalten mangelt, um bisherige Strukturen, Infrastrukturen und Angebote aufrechtzuerhalten. Das Panel betrachtet daher im Schwerpunkt das kommunalpolitische Ehrenamt junger Frauen.

Es wird die These aufgestellt, dass die durch die Gesellschaft kommunizierten Unsicherheiten dazu beitragen, dass Ehrenamt und Engagement nicht (mehr) als realistische Partizipationsmöglichkeiten wahr- und angenommen werden. Die damit verbundene Zielstellung des Panels ist (1) einerseits aufzuzeigen, wie und welche Unsicherheiten i.B.a. auf kommunalpolitisches Ehrenamt kommuniziert werden, und (2)andererseits politische Bildung als ein Instrument der Absorption von Unsicherheit herauszustellen und mit realen Umsetzungsmöglichkeiten auszustatten.

Das setzt voraus, dass es einen Mangel an Unsicherheitsabsorption gibt. Derartige Phänomene können bei Personen, in bestimmten Gruppen und Organisationen festgestellt werden.

Damit kommt Akteuren der politischen Bildung die Aufgabe zu, (in Teilen) Unsicherheit in (vorübergehende) Sicherheit durch gezielte Kommunikation zu wandeln, indem bspw. bewusste Inhalte und Methoden zur Aufmerksamkeit und Reflexion angeboten werden. Derartige Produkte der politischen Bildung haben die Intention zu spiegeln, wo Sicherheit erzeugt wird und wo gewisse Unsicherheitskompetenzen vorliegen.

Ein Weg, um Ehrenamt und Engagement zu fördern, kann also darin liegen, dass politische Bildung diese gesellschaftlichen Unsicherheiten erkennt und in diesem Bewusstsein an der Toleranz im Umgang mit diesen Unsicherheiten arbeitet – inhaltlich wie methodisch.

 

P138 Gestalten, Formen und Praktiken des Autoritarismus

Organisator*innen:

  • Petersen, Felix, Dr.; Hebrew University of Jerusalem, Koebner Center for German History
    petersen.felix@gmail.com
  • Frick, Verena, Dr.; Georg-August-Universität Göttingen
    verena.frick@uni-goettingen.de

 

Beschreibung:

Diktatur, Despotismus oder Autokratie sind in der antiken, aufklärerischen und zeitgenössischen politischen System- oder Verfassungslehre gängige Oberbegriffe, um nicht-demokratische Herrschaftstypen zu beschreiben. Mit diesen Begriffen werden historisch unterschiedliche Ausprägungen repressiver politischer Organisation, deren Institutionen, Rechtsbeziehungen und Gesellschaftsverhältnisse unterschieden und systematisiert. Diese Unterscheidung politischer Systeme legt nahe, dass die Komplexität der politischen Praxis mit Rückgriff auf distinktive Typen von Herrschaftssystemen problemlos zu fassen sei. In auffälligem Gegensatz zur dichotomen Systemalternative Autoritarismus vs. Demokratie stehen hingegen neuere Diagnosen, die von der “illiberalen Demokratie”, einem “autoritären Liberalismus”, “electoral authoritarianism” oder “authoritarian constitutionalism” sprechen und damit nahelegen, dass autoritäre Gestalten, Formen und Praktiken in demokratischen wie nicht-demokratischen Kontexten auftreten. Vor diesem Hintergrund will das Panel in theoretischer, historischer und vergleichender Perspektive nach den unterschiedlichen Ausprägungen des Autoritarismus fragen und politische Phänomene, rechtliche Dynamiken und institutionelle Praktiken desselben analysieren. Welche Rolle spielen die gemeinhin als freiheitsverbürgend geltenden Formen von Recht und Verfassung bei der Konsolidierung autoritärer Herrschaft? Leistet die viel kritisierte Rhetorik der Alternativlosigkeit und der Verweis auf Sachzwänge einer Autoritarisierung politischen Entscheidens Vorschub? Und wie können wir den Begriff des Autoritären in diesen Kontexten fassen? Mit diesen Fragen will das Panel insbesondere dazu beitragen, den Fokus für Erscheinungsformen des Autoritären innerhalb liberaldemokratischer Systeme zu schärfen.

 

P139 Ignored Authors, Marginalized Documents. Diachronic Simultaneities and Discontinuities in the History of Political Thought

Organisator*innen:

  • Rudolf, Dennis Bastian, Dr.; Universität Rostock
    dennis.rudolf@uni-rostock.de
  • Ruvituso, Clara, Dr.; Ibero-Amerikanisches Institut (IAI), Berlin
    ruvituso@iai.spk-berlin.de
  • Thielicke, Valerian,  Universität Rostock
    valerian.thielicke2@uni-rostock.de

 

Beschreibung:

Times of uncertainty have always been catalysts for political thinking, because they provoke reflection and open up alternatives. However, while societal challenges today usually unfold globally, the horizons of debate often remain limited. Thus, most university curricula and textbooks on the history of political thought in Germany focus on a particular group of authors: White men from Western Europe and the United States – women are rarely featured, authors from other contexts almost never (see Brocker 2006; Llanque 2012; Ottmann 2001). Only a few exceptions look beyond this horizon (see Babb 2018; Salzborn 2018), which leads to a problematic self-restraint in dealing with superordinate questions or common sources.

Internationally, with the emergence of Comparative Political Thought (CPT), a corrective has formed in recent years, which is already broadly differentiated in its approaches and epistemological interests (Ackerly/Bajpai 2017; Little 2018), but has received little attention in Germany to date. With the goal of demystifying the difference between the idealized thinking of the “Western” center and the marginalized thinking of the "non-Western" periphery (March 2009), it tries to deconstruct or complement a problematic Western universalism.

Since it is precisely the non-Western perspective on the West that is characterized by a distinct power of observation, the panel invites contributions from all areas and perspectives of CPT to discuss

  • detailed analyses of ignored non-Western authors and marginalized documents
  • as well as comparisons of authors between non-Western or with Western contexts.

In this way, the panel aims to point out simultaneities and similarities as well as discontinuities and differences in the history of political thought, to provide inspiration for supplementing university teaching, to develop new research debates and to explore alternative paths for common problems.

 

 

 

P140 In der Pandemie, aber nicht in der Krise? Extremismen und COVID-19

Organisator*innen:

  • Mannewitz, Tom, Prof.; TU Chemnitz
    tom.mannewitz@phil.tu-chemnitz.de
  • Miliopoulos, Lazaros, Dr.; Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
    miliopoulos@uni-bonn.de

 

Beschreibung:

Bereits im Mai 2020 – drei Monate nach Ausbruch von COVID-19 in Deutschland und drei Monate vor der Berliner bzw. sechs Monate vor der Leipziger Demonstration – warnten Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt vor einer rechtsextremen Unterwanderung der Corona-Proteste. Bei aller (sozialstrukturellen, politischen, motivationalen) Heterogenität und Fluktuation des Demonstrationsgeschehens blieb die Präsenz rechter Extremist*innen über die Zeit eine Konstante der Pandemie. Das ist insofern bemerkenswert, als sich Gesundheits- bzw. Pandemiepolitik in der Vergangenheit keineswegs als ein typisch „rechtsextremes“ Thema hervortaten. Neben der AfD versuchen Akteure wie „Der III. Weg“, die NPD und subkulturelle sowie neonazistische Strukturen das Wasser des gesellschaftlichen Unmutes auf ihre Mühlen zu leiten. Die Entwicklungen werfen u.a. folgende Fragen auf:

  • Welche Feindbilder (z.B. politische Elite, Jüd*innen, Migrant*innen) werden wie von wem und mit welchem Erfolg kultiviert?
  • Welche Akteure beteiligen sich im Einzelnen an Protesten wie Gegenprotesten?
  • An welche Verschwörungsmythen (z.B. Bill Gates, QAnon, NWO, Großer Austausch) wird in welcher Form von wem angeknüpft?
  • Welche Interaktionsdynamiken sind zu beobachten zwischen Demokrat*innen und Extremist*innen wie auch zwischen Rechts- und Linksextremist*innen? Was bedeuten sie für die Stabilität der konstitutionellen Demokratie und die gesellschaftliche Polarisierung?

Das offene Panel heißt vor diesem Hintergrund Beiträge willkommen, die das (Zusammen-)Wirken antidemokratischer Akteure und Ideologien in der COVID-19-Pandemie in empirischer, theoretisch-ideengeschichtlicher und historischer Perspektive analysieren. Willkommen sind auch transnationale Vergleiche, Untersuchungen zu den strategischen wie inhaltlichen Findungsprozessen der Protestunternehmer*innen, zu geografischen „Brennpunkten“, zu Korrelationen mit externen gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Faktoren (z.B. Infektionsgeschehen) oder Analysen der Interaktionen zwischen Online- und Offline-Welt.

 

P141 Inequalities

Organisator*innen:

  • Humphreys, Macartan, Dr.;Prof.; WZB Berlin Social Science Center, Cluster of Excellence SCRIPTS
    macartan.humphreys@wzb.eu
  • Benanav, Aaron, Dr.; Humboldt-Universität zu Berlin, Cluster of Excellence SCRIPTS
    aaron.benanav@hu-berlin.de

 

Beschreibung:

The liberal script assigns the free market as the key mechanism of allocation, which invariably results in uneven outcomes. Welfare states attempt to reduce inequalities via, for instance, progressive taxation. Efforts to address one form of inequality may negatively impact another inequality. For instance, efforts to increase gender equality may lead to greater inequality across social class. In addition, the sustainability of welfare states becomes questionable when faced with reduced tax bases due to declining birth rates, aging populations, and tax evasion. Adding to that complexity are the rights and opportunities for immigrants in a given country. This panel invites contributions on questions such as: Are the current contestations part of a longer-term social history, or are they more a product of a post-Cold War world? What happens to public support for the welfare state as inequality increases? Is the crisis of the liberal script a crisis of capitalism?

 

P142 Innen- und Außenpolitik, Wirtschaft- und Sicherheitspolitik zusammen denken

Organisator*innen:

  • Hoffmann, Sophia, Dr.; Leibniz-Zentrum Moderner Orient
    sophia.hoffmann@zmo.de
  • Koddenbrock, Kai, Dr.; Goethe-Universität Frankfurt
    koddenbrock@soz.uni-frankfurt.de

 

Beschreibung:

In seinem 1984 erschienenen Buch Weltwirtschaft und Weltpolitik 1922/24–1931 ruft der deutsche Politikwissenschaftler Gilbert Ziebura (1924-2013) dazu auf,  „innergesellschaftliche, außenwirtschaftliche und außenpolitische Entwicklungen als Einheit“ zu begreifen, um die Stabilität des internationalen Staatensystems in seiner Gesamtheit und gleichzeitig die Verteilungswirkungen von Außen(wirtschaftpolitik) innerhalb von Gesellschaften analysieren zu können. Dass dies empirisch aber auch theoretisch eine Mammutaufgabe ist, wird aus der Lektüre von Zieburas Werk deutlich. Dennoch war diese Ambition in den IB bis in die 1980er eine Selbstverständlichkeit, wie zum Beispiel Peter Katzenstein’s Small States in World Markets (1985) oder Peter Gourevitch‘s viel zitierter Artikel The second image reversed: the international sources of domestic politics (1978) unterstreichen. Aber auch neuere Arbeiten, z.B. Henry Farrell und Abraham Newman‘s Of Privacy and Power 2019, das 2017 von Heide Gerstenberger veröffentlichte Buch Markt und Gewalt, oder Adam Tooze’s regelmäßige Interventionen zeigen, wie produktiv eine Überwindung der konzeptuellen Trennung von 1) Innen- und Außenpolitik und 2) von Wirtschafts- und Sicherheitspolitik ist. Diese Herangehensweise ist nicht gleichzusetzen mit Global Governance-, oder Weltsystem-Ansätzen, denn in diesen spielt der wesentliche Faktor der innerstaatlichen Politik keine bedeutende Rolle.

Mit diesem Panel wollen wir den methodologischen Ansatz, Innen- und Außenpolitik, sowie Wirtschafts- und Sicherheitspolitik zusammen zu denken, stärken. Hierfür laden wir Paper ein, die die z. B. folgenden Forschungsfragen beantworten, bzw. methodologischen Ansätze verfolgen:

  • Mit welchen Konzepten und Methodologien lässt sich Politik jenseits der Aufteilung in Innen/Außen, Sicherheit/Wirtschaft verstehen?
  • Praxistheoretische Ansätze, die Praktiken untersuchen, die sich nicht innerhalb der Dichotomien Innen- /Außen, Wirtschafts/Sicherheitspolitik verstehen lassen;
  • Empirische Fallstudien zu Akteuren, Sektoren, Internationalen Organisationen, deren Existenz und Handeln die Grenzen von Innen- und Außen, Wirtschafts- und Sicherheitspolitik in Frage stellen;
  • Geopolitische Studien, deren Argumente sowohl die militärische Stärke von Staaten als auch ihre Position auf dem Weltmarkt fassen.

 

 

P143 Innerparteiliche Diskurse

Organisator*innen:

  • Hense, Svenja, Dr.; Goethe-Universität Frankfurt
    hense@soz.uni-frankfurt.de
  • Wieczoreck, Maximilian,  Westfälische Wilhelms-Universität Münster
    maximilian.wieczoreck@uni-muenster.de

 

Beschreibung:

Parteien spielen in Demokratien eine zentrale Rolle: Sie sollen die Interessen der Bürger*innen bündeln und in das politische System tragen, sie strukturieren die Debatten über politische Fragen, erarbeiten gemeinsame Standpunkte und bereiten politische Entscheidungen vor.

Trotz vermehrter Forschungsanstrengungen sind Parteien jedoch immer noch eine Art Black Box, da ein großer Teil ihrer Arbeit in nichtöffentlichen Gremien stattfindet. Dabei wird die Vorstellung von Parteien als monolithischen Organisationen zunehmend kritisiert. Vielmehr ringen in Parteien als kollektiven Akteuren verschiedene Gruppen um Einfluss auf Parteipositionen und Entscheidungen. Ihr Erfolg ist oftmals jedoch nur schwer zu messen, da hierfür umfangreiche Daten zu den Präferenzen einzelner Politiker*innen und Gruppen innerhalb der Partei notwendig sind.

Vor diesem Hintergrund möchte das Panel dazu beitragen, diese Black Box anhand der Analyse innerparteilicher Diskurse weiter zu öffnen.

Dafür suchen wir Beiträge, die sich beispielswiese fragen:

  • Wie werden Entscheidungen getroffen? Findet eine Art Deliberation statt? Setzt sich das beste Argument durch oder wird beschlossen, was der Vorstand will?
  • Wie wird nach innen (in internen Gremien) gesprochen, wie nach außen (z.B. gegenüber Medien)? Zeigen sich hier systematische Unterschiede? Wer spricht wie und wann?
  • Welche Unterschiede bzw. Verschiebungen zeigen sich im Diskurs zwischen verschiedenen Parteien, zwischen Politikfeldern oder über Zeit?
  • Mit welchen Methoden lassen sich innerparteiliche Diskurse erforschen? Hier sind konkrete Anwendungsbeispiele willkommen, aber auch Beiträge, die einzelne Methoden kritisch reflektieren oder miteinander vergleichen.

Wir freuen uns über quantitative und qualitative Beiträge. Fallstudien sind ebenso willkommen wie vergleichende Forschungsdesigns. Vorschläge können auf Deutsch oder auf Englisch eingereicht werden.

 

P144 Institutionalizing climate change mitigation. Facing the challenges on different governance scales

Organisator*innen:

  • Kemmerzell, Jörg, Dr.; Technische Universität Darmstadt
    kemmerzell@pg.tu-darmstadt.de
  • Flachsland, Christian, Prof.; Hertie School Berlin
    kemmerzell@pg.tu-darmstadt.de

 

Beschreibung:

In recent years, climate policy has gained new momentum. This is reflected in ambitious mid-and long-term goals at global, regional, and national scales that, however, require adequate institutional implementation still subjected to severe uncertainties. This panel convenes research advancing our understanding of the institutional dimension of climate policy beyond a focus on policy instruments and examines possible strategies for institutional design.

On a global scale, the adoption of the Paris Agreement in 2015 is often described as a milestone in the world’s fight against anthropogenic climate change. While the agreement has set the clear target to limit the global average temperature, it remains vague when it comes to implementation and institutionalization. On the European scale, the EU has renewed and further substantiated its leadership claims on the green transition by introducing a ‘European Green Deal’, suggesting far-reaching goals and measures.

These developments have serious consequences for institutional and policy design on the national scale. E.g. in Germany, the adoption of the Climate Protection Program 2030 and the  Climate Protection Act have raised doubts as to whether existing institutions can meet the ambitiously increased 2030 emission reduction goals of Germany and the EU. In order to achieve these goals on the road to the long-term goal of emission neutrality by 2050, effective decisions must be taken in almost all sectors within a short time span and existing regulations and institutions must be adapted.

The panel particularly welcomes comparative analyses and case studies on the institutionalization of the new climate ambitions.

The panel will be held bilingual in English and German.

 

 

P145 Internationale Organisationen im Vergleich

Organisator*innen:

  • Sommerer, Thomas, Prof.;Dr.; Universität Potsdam
    thomas.sommerer@uni-potsdam.de
  • Panke, Diana, Prof.;Dr.; Universität Freiburg
    diana.panke@politik.uni-freiburg.de

 

Beschreibung:

Während sich die Typologisierung und der Vergleich politischer Systeme im Hinblick auf Staaten schon früh fester Bestandteil der Politikwissenschaft etabliert hatte, wurden international Organisationen (IOs) lange primär in Einzelfallstudien analysiert. Angesichts der mehr als 400 IOs, die Staaten seit dem Ende des zweiten Weltkrieges geschaffen haben, ist erstaunlich, dass der systematische Vergleich von IOs erst unlängst Gegenstand politikwissenschaftlicher Beschäftigung wurde. Unterscheidungen zwischen regionalen und globalen IOs, zwischen Program- und operativen IOs, sowie zwischen aufgabenspezifischen und zweckübergreifenden IOs, wurden durch neuere Arbeiten zum institutionellen Design von IOs ergänzt. Dieses zeigen nicht nur, dass IOs unterschiedlich stark verrechtlicht sind, sich im Hinblick auf die Ausstattung mit eigener Autorität unterscheiden, transnationale Akteure unterschiedlich stark einbinden oder Deliberation zwischen staatlichen Akteuren unterschiedlich stark zu fördern suchen. Auch suchen diese neueren Arbeiten die beobachtete Varianz zu erklären und/oder diskutieren mögliche Implikationen etwa für die Effektivität und Legitimität von Regieren jenseits des Nationalstaats. Anknüpfend an diese und ähnliche Forschung möchte das Panel „Internationale Organisationen im Vergleich“ folgende Forschungsfragen untersuchen und lädt zur Einreichung entsprechender Papiere ein:

  1. Wie unterscheiden sich IOs im Hinblick auf ihre Effektivität und wie lassen sich beobachtete Performanzunterschiede erklären?
  2. Wie gehen IOs mit steigendem Reformdruck um und welche Strategien sind besonders aussichtsreich, um diesem zu begegnen?
  3. Welche Formen der Abwicklung von defizitären IOs gibt es und warum unterscheiden sich IOs in dieser Hinsicht und welche Implikationen bringt dies für globales Regieren mit sich?

 

 

P146 Judging Corona: The Tightening of Pandemic Slack-Lines in Comparison

Organisator*innen:

  • Lhotta, Roland, Dr.;Prof.; Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg - Fakultät WiSo - Institut für Politikwissenschaft
    lhotta@hsu-hh.de
  • Schäckelhoff, Henning,  Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg - Fakultät WiSo - Institut für Politikwissenschaft
    schaeckh@hsu-hh.de

 

Beschreibung:

Gerichte sind in der Corona-Krise zu wichtigen Akteuren in der Auseinandersetzung um die Notwendigkeit, Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit von Grundrechtseinschränkungen und damit auch um die Gewaltenteilung zwischen Legislative, Exekutive und Judikative geworden. Unter den Auspizien der temporären Stärkung der Exekutive und der damit einhergehende Schwächung des Parlamentsvorbehalts sind sie zudem  zu Arenen des permanenten Neu-Verhandelns unterschiedlicher Freiheitsverständnisse und damit der Justierung des Verhältnisses der Bürger zum Staat sowie der Bürger untereinander geworden.  Das offene Panel (90 min) soll die Rolle der Gerichte und ihre Performanz in der Pandemie sowohl im Vergleich von Bund und Ländern innerhalb der Bundesrepublik als auch vergleichend im Rahmen der Europäischen Union näher beleuchten und dabei Aufschlüsse über ihren potentiellen Machtzuwachs in einer Ausnahmesituation der parlamentarischen Demokratie geben. Beiträge aus Politik- und Rechtswissenschaft sind gleichermaßen willkommen und können sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache erfolgen.

 

P147 Krise Politischer Repräsentation? Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger zu Parlamentarischer Repräsentation

Organisator*innen:

  • Bailer, Stefanie, Prof.; Universität Basel
    stefanie.bailer@unibas.ch
  • Zittel, Thomas, Prof.; Goethe-Universität Frankfurt
    zittel@soz.uni-frankfurt.de

 

Beschreibung:

Die Einstellungen der Bürger hinsichtlich der politischen Ordnung, in der sie leben, ist zentral für deren Funktionsfähigkeit. Die aktuelle öffentliche Debatte zeichnet an diesem Punkt ein dystopisches Bild zum Zustand der Repräsentativen Demokratie, das durch enttäuschte Erwartungen, Mißtrauen, und zunehmende affektive Distanz gekennzeichnet ist. Dieses Panel zielt auf eine differenzierte Bestandaufnahme der subjektiven Wahrnehmungen der Bürgerinnen und Bürger zur Repräsentativerfassung. Es ist offen für Papiere, die sich aus empirischer Sicht mit der Frage beschäftigen, welche Elemente der Repräsentativen Demokratie wie von den Wählerinnen und Wählern bewertet werden, und durch welche Faktoren und Motivationen diese Einstellungen zu Parlamentarischer Repräsentation erklärt sind. Willkommen sind entsprechende Analyse zu den strukturellen, den personellen, und den handlungsbezogenen Grundlagen Parlamentarischer Repräsentation. Dies kann z.B. Analysen zur Beurteilung von Karrierepolitikern umfassen, zur Wahrnehmung von Parteigeschlossenheit bzw. parlamentarischen Parteien, oder zu  Koalitionsbildungsprozessen oder Wahlsystemen. Von Interesse sind sowohl international vergleichende Analysen wie auch Analysen im Längsschnitt oder theoriegeleitete Fallstudien.

 

P148 Krisenbewältigung durch Politik, Verwaltung und Gesellschaft in Deutschland

Organisator*innen:

  • Eckhard, Steffen, Prof.; Universität Konstanz
    steffen.eckhard@uni.kn
  • Behnke, Nathalie, Prof.; Universität Darmstadt
    nathalie.behnke@tu-darmstadt.de

 

Beschreibung:

Das frühe 21. Jahrhundert brachte eine Häufung an Krisen mit sich – Migrationsbewegungen, Umweltkatastrophen und Pandemien –, die staatliche Entscheider vor neue Herausforderungen der Krisenbewältigung stellen. Diese Krisen sind von einer erhöhten Interdependenz und Komplexität geprägt, da sie Grenzen zwischen Politikfeldern, administrativen Zuständigkeiten und Zeiträumen überschreiten (Ansell, Boin, & Keller, 2010). Dadurch wird auch die Krisenbewältigung zu einer umfassenden Herausforderung für die Funktionalität politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Systeme (Kuipers & Welsh, 2017; Rosenthal, Charles, & ’t Hart, 1989). Papiere im Panel analysieren insbesondere mit Blick auf die deutsche Situation das Zusammenspiel von Verwaltungshandeln und Politik einerseits, und deren gesellschaftliche Konsequenzen andererseits. Dabei wird als Krisenkontext nicht ausschließlich die Covid-19 Pandemie betrachtet, sondern auch andere Krisen, wie Migrations- und Umweltkrisen einbezogen, um allgemeine Trends und Effekte besser erfassen zu können.

 

P149 Legitimizing interventions in global/regional governance

Organisator*innen:

  • Schnabel, Simone,  Peace Research Institute Frankfurt (PRIF)
    schnabel@hsfk.de
  • Gelot, Linnéa, Dr.; Folke Bernadotte Academy (FBA), Sweden
    Linnea.Gelot@fba.se

 

Beschreibung:

The legitimation efforts of international and regional organizations have been subject to increasing attention within research on IR and regionalism. The existing literature is mainly scrutinizing legitimation discourses with regard to the organization itself as well as how the latter is governed.  In their legitimation efforts – as a response to their growing politization in world politics –, organizations increasingly address their democratic deficits, and refer to democratic as well as functionalist norms, e.g. their ‘performance’. However, their actions and policies are often not the focus of analysis. In the field of peace and security, both military and non-military interventions constitute enactments of policies which, due to their far-reaching exercise of international/regional authority of the implementing organization, require legitimation vis-à-vis different audiences. For example, regional organizations such as the African Union have wide-ranging powers to intervene in member states in resolving conflict and responding to unconstitutional changes of government. Whereas peacebuilding scholarship has pointed to the contestation of this kind of authority within the countries concerned, little attention has been paid to the legitimation practices and discourses of intervening organizations with regard to their most impactful conduct: interventions. In what ways organizations seek legitimacy of their interventions as well as how far they succeed in doing so remains understudied. Therefore, the panel aims at discussing the following questions: How do international/regional organizations seek to legitimize (non-)military interventions? Which audiences are addressed by which legitimation strategies? Why and how do legitimation practices and discourses differ with regard to the object of legitimation – the organization itself and its interventions? What approaches are best suited to grasp the contestedness of different legitimation practices and discourses as well as their effects in different intervention settings/contexts?

 

 

P150 Lokale Konflikte und der Wandel der Zivilgesellschaft seit 2015

Organisator*innen:

  • Schwenken, Helen, Prof.; Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien, Universität Osnabrück
    Helen.Schwenken@uni-osnabrueck.de
  • Sommer, Moritz,  Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)
    sommer@dezim-institut.de

 

Beschreibung:

Lokale Konflikte und der Wandel der Zivilgesellschaft seit 2015

Organisation:    Helen Schwenken, Moritz Sommer, Elias Steinhilper

Unterstützung: AK Soziale Bewegungen

Die vielfältigen Formen und das Ausmaß der Unterstützung für Geflüchtete in den Jahren um 2015 gilt als „Sternstunde für die Zivilgesellschaft“ (Schiffauer) in Deutschland. Es entstanden in ländlichen wie auch urbanen Regionen neue Initiativen, Netzwerke und Engagementformen. Parallel zu diesem Aktivierungsschub hat sich auch die Polarisierung der (Zivil-) Gesellschaft im Zuge der Debatten um Zuwanderung seit 2015 weiter verstärkt. Neben menschenrechts- und demokratieorientierten Bewegungen mobilisieren zunehmend auch Akteure, die eine bestimmten Gruppen vorbehaltene exklusive Gesellschaft anstreben. Vor dem Hintergrund dieser beiden Entwicklungen – einer beispiellosen Aktivierung und einer zunehmenden Polarisierung der Zivilgesellschaft vor allem in Bezug auf die Themen Migration/Integration, gesellschaftliche Pluralität/Diversität, Zugehörigkeit und Identität – fragt das Panel nach dem Wandel von Konfliktmustern und dem Wandel der Zivilgesellschaft als solcher. Das Panel fokussiert dabei besonders die lokale Ebene als primären Raum des Alltagshandelns, in dem sich gesellschaftliche Entwicklungen im Brennglas nachverfolgen lassen.

Wir freuen uns über Einreichungen zu den folgenden Aspekten:

  • Veränderungen im bürgerschaftlichen Engagement und lokalen zivilgesellschaftlichen Netzwerken seit 2015
  • Dynamiken lokaler Konflikte seit 2015
  • Wahrnehmung dieser Mobilisierungen und Konflikte durch Migrant*innen und Geflüchtete und ihre Organisationen
  • Theoretische und empirische Diskussionen zum Verhältnis Zivilgesellschaft, Protest und Politik auf lokaler Ebene 
  • Langfristige Spuren des „langen Sommers der Migration“ in sozialen Bewegungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Engagementstrukturen
  • Konsequenzen der Corona-Pandemie auf lokale Organisierung und Mobilisierung.

Wenngleich das Panel auf den deutschen Kontext fokussiert, sind auch vergleichende Beiträge willkommen, die Entwicklungen in Deutschland mit anderen Fällen kontrastieren.

Helen Schwenken ist Professorin für Migration und Gesellschaft am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Universität Osnabrück. Elias Steinhilper und Moritz Sommer sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung. Sie arbeiten zu den Themen lokale soziale Konflikte, Protest, Migration und Zivilgesellschaft im Wandel.

 

P151 Lokale Konflikte und Konfliktstrukturen

Organisator*innen:

  • Pollex, Jan,  Universität Osnabrück
    jan.pollex@uni-osnabrueck.de
  • Gross, Martin,  LMU München
    martin.gross@gsi.lmu.de

 

Beschreibung:

In den letzten Jahren und im Zuge verschiedener krisenhaften Entwicklungen ist deutlich geworden, dass gerade auch Städte und Gemeinden Orte politischer Debatten darstellen. Zunehmend werden nationale oder gar globale politische und gesellschaftliche Entwicklungen auch im lokalen Kontext behandelt. Politische Konflikte spielen damit auf allen Ebenen des politischen Systems der Bundesrepublik eine Rolle. So haben sich beispielsweise einige Gemeinden im Rahmen der Umwelt- und Klimapolitik dazu entschieden, lokale Maßnahmen zu ergreifen, um eine Transformation zur klimaneutralen Kommune zu gewährleisten (z.B. durch die Erklärung eines Klimanotstandes) oder eine nachhaltige globale Entwicklung durch lokale Entscheidungen zu fördern. Gerade in Großstädten und Metropolen haben zudem Bevölkerungswachstum und -veränderungen zu Auseinandersetzungen um Gemeingüter geführt, die sich u.a. in heftigen politischen Debatten im Bereich der Verkehrs- und Mobilitätspolitik entladen. Zunehmend entstehen lokale Konflikte um die Deutung politischer Probleme, lokalpolitischer Prioritäten oder konkreter Entscheidungen. Welche Rolle hierbei Parteien und lokale Akteure aus der Wirtschaft oder gesellschaftliche Bündnisse spielen, ist bisher aber vergleichsweise selten untersucht worden. Ziel des Panels ist es, theoretische und empirisch-analytische Arbeiten zu lokalen Konflikten und Konfliktstrukturen zusammenzutragen, um ein umfassenderes Bild zum politischen Wettbewerb auf kommunaler Ebene zu erhalten.

Wir freuen uns sowohl über Einzelfallstudien als auch über vergleichende Analysen u.a. zu den folgenden Themenbereichen:

  • Parteiendifferenzen bei der Formulierung und/oder Verabschiedung lokaler Maßnahmen
  • Zentrum-Peripherie und/oder Stadt-Land-Unterschiede
  • Handlungsspielräume lokaler politischer Akteure in einzelnen Politikfeldern
  • Relevanz und Wirken zivilgesellschaftlicher Akteure
  • Zusammenspiel zwischen direkt gewählten Bürgermeister:innen und Mitgliedern der kommunalen Vertretungskörperschaften
  • Konflikthaftigkeit kommunaler Wahlkämpfe
  • Konflikte zwischen Mehrheits-und Oppositionsfraktionen in kommunalen Vertretungskörperschaften

 

 

P152 Lokalisierungen des Politischen?  Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume in der lokalen Migrations- und Integrationspolitik

Organisator*innen:

  • Münch, Sybille, Prof.; Leuphana Universität Lübeck
    sybille.muench@leuphana.de
  • Schlee, Thorsten, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    thorsten.schlee@uni-due.de

 

Beschreibung:

Während das eigenständige integrationspolitische Engagement von Kommunen lange schon als local turn oder gar als zwei Welten (Poppelaars/Scholten 2008) der Integrationspolitik reflektiert wird, ist vermehrt auch die Entstehung urbaner Grenzlandschaften (Fauser 2017) zu beobachten. Im Zusammenspiel ordnungs-, integrations- und sozialpolitischer Akteure entwickeln Kommunen Vorgehensweisen, die im Inneren des Nationalstaates Migration und damit verbundene Fragen von Ein- und Ausschluss „nachjustieren“ wollen. Auch in der Fluchtpolitik entwickeln Länder und Kommunen eigenständige Vorgehensweisen, die den bundesgesetzlichen Spielraum, den das Aufenthaltsgesetz oder das Asylbewerberleistungsgesetz in manchen Fallkonstellationen zulässt, integrationspolitisch ausschöpfen (Schammann 2015).

Neben kommunalen integrations- und ordnungspolitischen Herangehensweisen rücken zunehmend auch Fragen der Organisation von Migration und Integration in den politikwissenschaftlichen Fokus. Street-Level-Bürokratien betonen zwar ihre Gesetzesbindung, entwickeln aber recht eigenwillige – teilweise reflektierte, manchmal eher stillschweigende – Praktiken und bringen das Bild der ausschließlich rechtlich-funktional programmierten Max Weber Verwaltung ("Paragrafenautomat") ins Wanken, indem sie selbst zu Trägern politischer Entscheidungen werden (Eule et al. 2020).

Schließlich gewinnen auch die Aushandlungssysteme des lokalen Migrationsgeschehens, zwischen involvierten Verwaltungseinheiten, Unterstützer*innenkreisen, Anwält*innen und Migrant*innen vermehrt Aufmerksamkeit und weisen in Richtung einer weiteren Dezentrierung des politischen Entscheidens (Hinger 2020).

Vor dem Hintergrund dieser drei Varianten der Lokalisierung des politischen Entscheidens lädt das Panel Beiträge ein, die Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume in der lokalen Migrations- und Integrationspolitik thematisieren und aufzeigen. Mögliche Fragen lauten:

  • welche theoretischen und methodischen Settings die jeweiligen Untersuchungsgegenstände erzeugen, in denen das Politische zu verorten ist;
  • an welchen Stellen und in welchen Akteurskonstellationen bewusste politische Gestaltungsoptionen erschlossen und umgesetzt werden;
  • wie es gelingen kann, jenseits der Fragmentierung lokaler Sozial-Migrations-Integrationspolitik-zu koordinierten lokalen Politikstilen zu kommen?

 

 

P153 Mehr denn je: Wir haben die Briefwahl!

Organisator*innen:

  • Faas, Thorsten, Prof.;Dr.; Freie Universität Berlin
    thorsten.faas@fu-berlin.de
  • Wagner, Aiko, Dr.; Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
    aiko.wagner@wzb.eu

 

Beschreibung:

Die Möglichkeiten des early oder convenience voting wird vielerorts in zunehmendem Maße von den Bürger*innen genutzt. Durch die Corona-Pandemie erhält das Thema zusätzliche Relevanz: In Deutschland gab es Überlegungen, die Bundestagswahl 2021 als reine Briefwahl stattfinden lassen zu können. Vermehrte oder ausschließliche Briefwahl wurde auch in den französischen und bayrischen Regional- und Lokalwahlen sowie den Präsidentschaftsvorwahlen in Polen und den USA diskutiert.

Aber auch jenseits dessen ist Briefwahl in Deutschland von großer Bedeutung, wie die steigende Nutzungshäufigkeit der Briefwahloption zeigt. Seit 1990 nimmt der Briefwähler*innenanteil deutlich zu und erreichte 2017 einen Rekordwert von fast 30% der Wähler*innen. Zugleich gibt es bemerkenswerte Unterschiede zwischen Regionen, aber auch den Stimmenanteilen einzelner Parteien.

So drängend die Fragen aus öffentlicher Sicht offenkundig gerade sind, so spärlich sind bisher die Antworten, die die akademische Wahlforschung zum Thema anzubieten hat. Diese Lücke wollen wir ein Stück weit mit dem vorliegenden Panel schließen. Vor dem Hintergrund der vermehrten Nutzung, der Unterschiede im Abstimmungsverhalten und dass die Bundestagswahl 2021 im Pandemiefall potenziell als reine Briefwahl stattfinden könnte, suchen wir nach Vorträgen, die sich den Themen des early, postalischen oder elektronischen Wählens nähern, etwa mit Blick auf die Nutzung auf verschiedenen Ebenen des politischen Systems (Bund, Land, Gemeinde, Europa), normative und rechtliche Fragen der Briefwahl, parteipolitische Perspektiven oder Fragen der electoral integrity. Dabei sind vergleichende Perspektiven – über Zeit, aber auch im internationalen Vergleich – sehr willkommen.

 

 

P154 Nachrichtendienstforschung als wissenschaftliches Neuland der deutschen Politikwissenschaft: eine Bestandsaufnahme

Organisator*innen:

  • Hoffmann, Sophia, Dr.; Leibniz-Zentrum Moderner Orient
    sophia.hoffmann@zmo.de
  • Fischer, Susanne, Prof.; Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (HSB)
    susanne.fischer@hsbund-nd.de

 

Beschreibung:

Die politikwissenschaftliche Nachrichtendienstforschung in Deutschland steckt – im Gegensatz zu den „Intelligence Studies“ im angelsächsischen Raum – noch in den Kinderschuhen; allerdings zeichnet sich dieses Feld durch erhebliche Dynamik aus: neu etablierte Forschungsgruppen, Professuren und Studiengänge entwickeln das Feld in hohem Tempo. Gleichzeitig zeichnet sich bei den bestehenden Projekten bereits jetzt eine breite Mischung an theoretischen, empirischen und methodologischen Zugängen ab. Deutlich wird einerseits, wieviel Potential in dieser Breite für die Nachrichtendienstforschung steckt, und andererseits, wie bedeutsam ein besseres Verständnis von Nachrichtendiensten für ein gutes Verständnis von (inter)nationaler (Sicherheits-)Politik ist.

Die Veröffentlichung von großen nachrichtendienstlichen Datenbeständen über Enthüllungsplattformen wie Wikileaks in den letzten Jahren hat verdeutlicht, wie stark Nachrichtendienste in politische Prozesse eingebunden sind. Die sicherheitspolitischen Strategien westlicher Staaten setzen stark auf eine transnationale Kooperation und Vernetzung ihrer Aktivitäten, gleichzeitig wachsen die zivilgesellschaftlichen Forderungen nach einer besseren Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Fernmeldeaufklärung des BND im Mai 2020 und der nun vorliegende Gesetzentwurf für ein neues BND Gesetz unterstreichen die Aktualität dieser Diskussionen sowie die damit verbundene Notwendigkeit systematischer interdisziplinärer Forschung zu Nachrichtendiensten.

Mit diesem Panel möchten wir die Vernetzung und den Dialog zwischen existierenden (politikwissenschaftlichen) Forschungssträngen zu Nachrichtendiensten ermöglichen, eine erste Bestandaufnahme der rapiden Entwicklungen in diesem Feld in den letzten Jahren vornehmen und auf diese Weise die Nachrichtendienstforschung in der deutschsprachigen Politikwissenschaft verankern. Eingeladen sind daher Beiträge, die sich aus politikwissenschaftlicher Sicht mit Nachrichtendiensten beschäftigen.

 

P155 Nachwuchspanel: Demokratische Entscheidungen – Kontinuität(en) und Wandel

Organisator*innen:

  • Wöll, Lukas,  Die Deutsche Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft
    woell@dngps.de
  • Harmening, Morten,  Die Deutsche Nachwuchsgesellschaft für Politik- und Sozialwissenschaft
    harmening@dngps.de

 

Beschreibung:

Das Terrain politischer – nein, demokratischer – Entscheidungen ist umkämpft. Im Februar 2020 wurde der FDP-Politiker Thomas Kemmerich mit Stimmen von AFD, FDP und CDU zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt. Die Wahl wurde zum Skandal. Während vor allem AfD-Mitglieder auf die demokratische Legitimität der Entscheidung pochten, forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass „das Ergebnis wieder rückgängig gemacht werden“ müsse. Diese Kontroverse lässt sich im politikwissenschaftlichen Feld von Input- und Output-Legitimation in Entscheidungsprozessen verorten. Das Panel möchte allerdings auch Raum bieten, Aspekte jenseits politischer Wahlentscheidungen zu beleuchten.

Die Corona-Pandemie hat eindrücklich gezeigt, dass politische Entscheidungen trotz verschiedenster Unverfügbarkeiten, Unsicherheiten und trotz eines hohen Maßes an Nichtwissen getroffen werden müssen. Die Rolle wissenschaftlichen Expertenwissens, die Transparenz hochgradig zeitsensitiver Entscheidungen sowie deren Vermittlung in der (medialen) Öffentlichkeit rückten schlagartig in den Mittelpunkt der  politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Nicht nur in diesem Zusammenhang wurden (rechts-)populistische Stimmen und der Vorwurf, dass politische Entscheidungsträger*innen nicht mehr den „Willen des Volkes” vertreten würden, laut und formierten sich gegen politische und wissenschaftliche Eliten.

Der Einbruch des Virus in die politische Entscheidungsfindung hat die Bedeutung nicht-menschlicher Akteure abermals unterstrichen. Die von der Pandemie aufgeworfenen Probleme schließen damit auch an Diskussionen um die Herausforderungen des Anthropozäns an. Es gilt zu diskutieren vor welchen Zeithorizonten demokratische Entscheidungen, z.B. mit Blick auf den Klimawandel, getroffen werden können und sollen.

Das Nachwuchspanel soll Studierenden die Möglichkeit bieten, demokratische Entscheidungsfindungsprozesse aus verschiedenen Blickwinkeln zu diskutieren. Neben empirischen und theoretischen Bestandsaufnahmen sollen Debatten eröffnet werden, die sich mit Kontinuität(en) und dem Wandel demokratischer Entscheidungen auseinandersetzen.

 

P156 Neue Policy Probleme, neue Interdependenzen? Politische Konfliktlinien und politikfeldübergreifende Wechselwirkungen in der Lösung komplexer Umweltprobleme

Organisator*innen:

  • Vogeler, Colette S., Dr.; Institute of Comparative Politics and Public Policy, TU Braunschweig
    colette.vogeler@tu-braunschweig.de
  • Metz, Florence A., Dr.; Department of Governance & Technology for Sustainability, University of Twente
    f.a.metz@utwente.nl
  • Schaub,             Simon, Universität Heidelberg
    simon.schaub@ipw.uni-heidelberg.de

 

Beschreibung:

Klimawandel und die damit eng verbundene Übernutzung und Verschmutzung natürlicher Ressourcen zählen zu den großen Herausforderungen der Zukunft. Die vielfältigen Auswirkungen, insbesondere des Klimawandels, gehen inzwischen weit über das originäre Politikfeld Umwelt hinaus und beeinflussen unterschiedliche gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Teilbereiche. Politische Entscheidungsträger sind durch die wachsenden Interdependenzen zwischen Sektoren und Politikfeldern mit immer weiter steigender Komplexität und Unsicherheit konfrontiert. Um den Herausforderungen zu begegnen, werden umfassende Transitionen, wie zum Beispiel die Energiewende, gefordert. Innovative Lösungen, um Klima- und Umweltproblemen zu begegnen, basieren häufig auf neuen Technologien. Besonders evident ist dies im Bereich der erneuerbaren Energien aber auch in der zunehmenden Technologisierung der Landwirtschaft. Während innovative Technologien einerseits das Potential haben spezifische Umweltprobleme zu bekämpfen, erzeugen sie gleichzeitig neue Interdependenzen zwischen Politikfeldern, politische Konfliktlinien und können zu neuen Umweltproblemen führen. Beispiele finden sich in der Konkurrenz von erneuerbarer Energieproduktion und Landnutzungskonflikten sowie dem teilweise negativen Einfluss auf Biodiversität und Wasserqualität und -quantität. Häufig sind diese negativen Effekte nicht a priori bekannt oder werden nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen.

Ziel des Panels ist es, die Umwelteinflüsse neuer Technologien zu beleuchten sowie die daraus resultierenden neuen Interdependenzen zwischen Politikfeldern und die damit verbundenen neuen politischen Konfliktlinien. Besonders willkommen sind Beiträge, die sich mit den Zielkonflikten zukünftiger Transitionen auseinandersetzen und Positionen von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beleuchten.

 

P157 Neuere Formen Internationaler Kooperation: Entstehung, Funktionsweise und Effekte

Organisator*innen:

  • Panke, Diana, Prof.;Dr.; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Seminar für Wissenschaftliche Politik
    diana.panke@politik.uni-freiburg.de
  • Stapel, Sören, Dr.; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Seminar für Wissenschaftliche Politik
    soeren.stapel@politik.uni-freiburg.de

 

Beschreibung:

Die Untersuchung des Entstehens und der Dynamik von Kooperation auf internationaler Ebene ist zentraler Gegenstand der Internationalen Beziehungen (IB). Dabei stehen meist Staaten und internationale sowie regionale Organisationen und Regime im Vordergrund, deren Anzahl stark nach Ende des Zweiten Weltkrieges und nochmals nach Ende des Ost-West-Konflikts zugenommen hat.

Dieses Panel möchte das Augenmerk auf neuere und untypischere Formen internationaler Kooperation legen, die bislang weniger Aufmerksamkeit in den IB erlangten. Diese umfassen formalisierte sowie informelle und hybride Zusammenarbeit zwischen internationalen und regionalen Organisationen (z.B. Netzwerke innerhalb und außerhalb von Regimekomplexen, inter-organisationale Kooperation), interregionale Kooperation zwischen Regionalorganisationen (mit und ohne überlappende Mitgliedschaften), und die institutionalisierte Zusammenarbeit internationaler oder regionaler Organisationen mit nicht-staatlichen Akteuren (z.B. durch Netzwerke oder New Modes of Governance).

Wir suchen deshalb Papiere, die eine oder mehrere der folgenden Fragestellungen adressieren und so neue theoretische und empirische Einblicke in neuere Formen internationaler Kooperation ermöglichen.

  1. Wie und unter welchen Bedingungen kommt es zur Entstehung neuerer Kooperationsformen in den internationalen Beziehungen? Spielen die zunehmende Polarisierung und Unsicherheit, die sich aus dem Erstarken von Populismus und Autokratisierung ergeben, hierbei eine Rolle?
  2. Wie sehen diese Kooperationsformen aus und wie lassen sich beobachtete Unterschiede hinsichtlich des institutionellen Designs (Autorität (z.B. Pooling und Delegation), Mandatsbreite, Mitgliedschaft, Legalisierung) erklären?
  3. Wie funktionieren diese neueren Formen internationaler Kooperation und welche Rolle spielt deren Funktionsweise für deren Performanz? Wie und unter welchen Bedingungen können die verschiedenen neueren Formen internationaler Kooperation Effektivität und Legitimität des Regierens jenseits des Nationalstaats beeinflussen?

 

P158 Norms Research Beyond IR

Organisator*innen:

  • Gholiagha, Sassan, Dr.; WZB Berlin
    sassan.gholiagha@wzb.eu
  • Wunderlich, Carmen, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    carmen.wunderlich@uni-due.de

 

Beschreibung:

Norms research has a long pedigree in International Relations (IR), dating back to the early 1980s. Over the years, the study of international norms has differentiated enormously: presently, IR scholars focus on dynamic norm relations, including norm collisions, positive and negative linkages, and developing concepts such as norm bundles and clusters. Others study norm contestation, robustness, diffusion, localisation, and emergence. Yet, given that norms are crucial in regulating actors’ behaviour and mediating identity in virtually every area of social life, norms research in political science is of course not confined to IR.

In the hope of fostering a rewarding and innovative cross-disciplinary dialogue among norm researchers, this panel is explicitly geared towards scholars outside the sub-discipline of IR. Questions to be discussed include: How are norms conceptualized? How do norms shape social and political dynamics on different scales of order? How can we study norms and what are limitations of norms research?

We are interested in contributions that compare different sub-disciplinary perspectives on norms, retrace disciplinary histories of norms research, or critical assess IR norms research from different perspectives. Apart from these conceptual and disciplinary questions, we invite papers that make use of methodological approaches and methods from their sub-discipline to study norms. Furthermore, we invite scholars to engage with any of the research avenues taken by current IR norm scholars from their respective sub-disciplinary perspective. We accept both German and English papers and especially encourage the application of early career researchers and women.

 

 

P159 Of women*, mountains, and algorithms: The subjects and objects of knowledge creation and political decision-making

Organisator*innen:

  • Leinius, Johanna, Dr.; Universität Kassel
    leinius@uni-kassel.de
  • Martinsen, Franziska, Dr.; Leibniz Universität Hannover/Universität Duisburg-Essen
    f.martinsen@ipw.uni-hannover.de

 

Beschreibung:

Globally felt and mediated crises like climate change, the COVID-19-pandemic, and mass migration have increased the need of political decision-makers to consider a variety of views and a multitude of information in order to ensure legitimacy, efficiency and effect.

Movements like #Blacklivesmatter, #Niunamenos or indigenous peoples resisting mining projects, however, are only the most visible symptoms of contemporary democracies’ continuing failings to make the lived experience and knowledge of all members of a society count in political decision-making.

Approaches as different as feminism, postfoundationalism, postcolonial studies, posthumanism, actor-network-theory, and political ontology have engaged with these issues. They have laid open the exclusions inherent in the supposedly universal notion of citizenship, scrutinized how colonization has installed a zone of non-being whose inhabitants do not count as political subjects and criticized the idea of the human as sole political agent. Debates concerning algorithmic editing and decision-making or the existence of social worlds in which earth beings like mountains count as political subjects have also posed the question of who creates political knowledge and who is recognized as political subject anew.

These debates touch the very basis of the political: Whose social realities, experiences, grievances, and demands matter when taking decisions about common concerns? Who is counted as a member of a political community? How are decision-making-processes organized? How are the borders of the political policed and with what effects?

We invite papers that engage with these questions empirically and/or theoretically. Women* and people with multiple marginalised identities are encouraged to apply.

 

P160 Organisation and mobilisation of political parties in transition

Organisator*innen:

  • Heinze, Anna-Sophie, Dr.; Universität Trier
    heinzea@uni-trier.de
  • Jun, Uwe, Prof.; Universität Trier
    jun@uni-trier.de

 

Beschreibung:

Over the past decades, established parties in western democracies have lost trust, members and voters. Since the turn of the twenty-first century, the electoral success of populist parties has further challenged their position of power. Populist parties present themselves as the “true democrats” who represent the interests of “the people”. As a result, they appear – at least on paper – not only with specific policy demands, but with new forms of political organisation and mobilisation, such as a strong movement character, increased grassroots involvement, and new forms of online mobilisation. In order to understand how established parties are organisationally adapting to changing party competition, this panel focuses on:

  1. Populist Parties: How are populist parties organised in practice and how do they make decisions? To what extent is power broadly distributed within these parties or centralised in the hands of a small circle of party elites? What instruments do populist actors use to mobilise in the electoral arena – online and offline?
  2. Established Parties: To what extent have established parties adapted their political organisation and mobilisation in the light of rising challenger parties? Can similar patterns be observed across different party families? How successful are new, especially digital, instruments for attracting members and voters?
  3. Party Democracy: How does the organisational change of individual parties influence party democracies? Is the movement character of some parties an integral part of changing participation behaviour?

The panel aims to combine different theoretical and methodological approaches. Papers and presentations can be either German or English.

 

P161 Parlamente in der Krise

Organisator*innen:

  • Tröger, Vera, Dr.;Prof.; Universität Hamburg
    vera.eva.troeger@uni-hamburg.de
  • Manow, Philip, Dr.;Prof.; Universität Bremen
    manow@uni-bremen.de

 

Beschreibung:

Wie funktionieren Parlamente, von denen es auch schon vorher hieß, sie befänden sich in der Krise, während der Pandemie? Wirkt die Corona-Krise, wie oft diagnostiziert, als Verstärker bereits vorhandener krisenhafte Entwicklungen? Beobachten wir eine weitere Verlagerung von Entscheidungen an die Exekutive oder an zwischenexekutive Gremien? Ausgehend von diesen und ähnlichen Fragestellungen diskutiert das Panel, wie der Diskurs über die ‚Krise des Parlamentarismus‘ überhaupt konzeptionell zu fassen und empirisch zu untersuchen wäre. Das Panel ist offen für Papiere, die sich mit Krisensymptomen des Parlamentarismus aus konzeptioneller und empirischer Perspektive beschäftigen. Willkommen sind quantitative und qualitative empirische Beiträge sowie international vergleichende oder theoriegeleitete Fallstudien.

 

P162 Parteien in Zeiten von Social Media

Organisator*innen:

  • Borucki, Isabelle, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    isabelle.borucki@uni-due.de
  • Lewandowsky, Marcel, Dr.; University of Florida
    mlewandowsky@ufl.edu

 

Beschreibung:

Soziale Medien strukturieren politische Kommunikation, indem sie die klassische Medienlogik des one-to-many durch das Prinzip des many-to-one ersetzen. Für die politischen Parteien hat dies zweierlei miteinander verknüpfte Konsequenzen. Als externer Kommunikationsraum ermöglicht Social Media Parteien zum einen, potentielle Wählerïnnen direkt anzusprechen. Zugleich zeitigt die prompte Reaktionsmöglichkeit auch höhere Unsicherheit (bspw. durch „Shitstorms“) und verlangt dem strategischen Zentrum der Partei erhöhte technische und strategische Flexibilität ab. Zum anderen wirkt sich die Logik sozialer Medien auch auf die interne Organisation aus. Erstens wird die Hierarchie von Parteien durch die Unmittelbarkeit der Kommunikation in sozialen Medien transzendiert. Akteure der Party in Central Office bzw. Public Office, die auf Social Media auftreten, werden für Mitglieder und Sympathisierende unmittelbar erreichbar. Auch bieten Twitter, Facebook und Instagram die Möglichkeit zu unmittelbarer Artikulation von Forderungen sowie zur Selbstorganisation der Aktivistïnnen und Funktionäre. Zweitens widerspricht die Geschwindigkeit und Dynamik sozialer Medien zum Teil der behäbigen und komplizierten Willensbildung in den innerparteilichen Strukturen. Während die tradierten Strukturen benachteiligend wirken (etwa für Frauen und Jüngere), bieten soziale Medien die Möglichkeit, die Willensbildungsprozesse in Parteien inklusiver zu organisieren. Auf der anderen Seite werden soziale Medien von Älteren und geringer Gebildeten deutlich weniger intensiv genutzt, was interne Verwerfungen nach sich ziehen kann. Kurzum: Parteien müssen Kommunikation in sozialen Medien organisieren—nach innen wie nach außen.

Das Panel richtet sich an alle Forschenden zu Parteien und ihrer Organisation in und unter den Bedingungen sozialer Medien. Erbeten werden theoretische, empirische und/oder methodische Beiträge in deutscher oder englischer Sprache. Die Bewerbung von Forscherinnen ist ausdrücklich erwünscht.

 

P163 Party-movement relations from the left to the right: Between cooperation and conflict

Organisator*innen:

  • Weisskircher, Manès, Dr.; TU Dresden
    manes.weisskircher@tu-dresden.de
  • Fitzpatrick, Jasmin, Dr.; Johannes Gutenberg-Universität Mainz
    fitzpatrick@politik.uni-mainz.de

 

Beschreibung:

This panel links the study of the two main players of modern mass politics, social movements and political parties. For a long time, left-wing party-movement relations have attracted strong academic interest, starting in the 1980s, when the environmental movement gave birth to the Greens. More recently, critical junctures such as the Great Recession and the so-called ‘refugee crisis’ contributed to the recalibration of political competition, with important implications for party-movement relations. In Europe, two developments have stood out: First, the spread of anti-austerity protests underlined the renewed salience of socioeconomic conflicts, even bringing some radical left parties into national government. Second, some of the increasingly electoral successful ‘populist’ radical right parties have tried to connect to anti-immigration activists and even ‘Corona deniers’. Apart from these political fringes, however, party-movement dynamics have also mattered for more established parties: Fridays for Future demanded a political response from the increasingly established Green parties, while some struggling Volksparteien also try to connect or even rebrand themselves as ‘movements’.

Scholarship has studied several crucial aspects of party-movement relations, such as conceptual questions (e.g. which players are movement-parties?), cooperation and conflict in single-case studies (e.g. dynamics between left-wing government parties and left-wing activists), and systematic large-N patterns (e.g. general relations between the protest and the electoral arena). The panel welcomes a broad range of perspectives, a variety of geographical and political contexts, and aims for a plurality of theoretical and methodological approaches.

 

P164 Planspiele in der Hochschullehre

Organisator*innen:

  • Schwanholz, Julia, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    julia.schwanholz@uni-due.de
  • Goldmann, Anne,  Universität Duisburg-Essen
    anne.goldmann@uni-due.de

 

Beschreibung:

Planspiele können helfen, theoretische und empirische Lehrinhalte so miteinander zu verzahnen, dass unter der Bedingung reduzierter Komplexität aktiv und problemorientiert gelernt wird. Als eine interaktive Form der Wissensvermittlung erfreuen sich Planspiele zunehmender Beliebtheit. Dies betrifft ihren Einsatz sowohl außerhalb als auch innerhalb des akademischen Kontextes. Letztere jüngere Entwicklung betrifft den Planspiele-Einsatz an Universitäten und Fachhochschulen, für den es mittlerweile eine Reihe bereits etablierter, aber auch neuerer Beispiele gibt (bspw. MUN, EU, Parlamentsplanspiele u.a.m.).

In der Politikwissenschaft fehlt es aktuell noch an umfassenden Erkenntnissen darüber, welche Art von Spielen von wem, wie und wo durchgeführt werden. Auch ist noch wenig darüber bekannt, ob und wie genau sie zum politikwissenschaftlichen Kompetenzerwerb tatsächlich beitragen.

Im Panel bringen wir Kolleginnen und Kollegen zusammen, die entweder die didaktische Methode erforschen oder diese selbst anwenden. Wir erbitten entsprechend Papiere, in denen theoretisches, empirisches und/oder (Handlungs-)Wissen generiert wird.

Folgende Fragen können dafür leitend sein:

  • Wann und warum kommt die Planspielmethode an deutschen Hochschulen (nicht) zum Einsatz?
  • Welche Zielgruppen können mit der Planspielmethode gut bzw. weniger gut bedient werden?
  • Welche politikwissenschaftlichen Arbeitsgebiete und Themen eignen sich (nicht) für den Einsatz von Planspielen?
  • Welche Möglichkeiten oder Hürden ergeben sich aus Curricula für den Einsatz von Planspielen?
  • Schaffen Planspiele einen Mehrwert für die politikwissenschaftliche Ausbildung und wie zeigt sich dieser bzw. worin besteht er?
  • Schränkt digitale bzw. hybride Lehre den Möglichkeitsraum für den Einsatz von Planspielen ein oder erweitert sie diesen? Wie stellt sich dies ggf. praktisch dar? 

Auch an komparativen Analysen sind wir interessiert und freuen uns über Arbeiten, die den Einsatz ausgewählter Planspiele vergleichen, eine Betrachtung über verschiedene Arbeitsgebiete hinweg vornehmen oder den Einsatz von Planspielen an diversen Standorten bzw. in unterschiedlichen Hochschulformen analysieren.

 

P165 Political Conflicts in Times of Uncertainty and Change

Organisator*innen:

  • Ackermann, Kathrin, Dr.; Universität Heidelberg
    kathrin.ackermann@ipw.uni-heidelberg.de
  • Roßteutscher, Sigrid, Dr.;Prof.; Goethe-Universität Frankfurt am Main
    Rossteutscher@soz.uni-frankfurt.de

 

Beschreibung:

The social structure of European societies is undergone profound changes in recent years. Educational expansion, mass immigration, decline of the industrial sector, internal migration to cities, changing gender roles, and overageing are just some of the major dynamics. These transformations are not without consequence: they lead to new inequalities and uncertainty for particular societal groups. The COVID-19 pandemic uncovers these developments very clearly. And not surprisingly, this social change leads to political change. Political conflicts experience a transformation and restructuring. New ideological conflicts arise; existing and new parties situate themselves along these new lines of political conflict. Overall, we can expect that the outlined social transformations change patterns of participation, voting behavior, representation and party competition. Hence, this panel seeks to investigate the changing political conflicts in European societies from different angles. Papers might address for instance the following questions: What kind of reactions do social transformations induce among the political behavior of both, citizens or elites? How does the changing social structure affect political representation? How do different social groups perceive representation in politics and responsiveness? Do processes of societal transformation relate to democratic attitudes? How does social change relate to different forms of political engagement? Under what circumstances do disadvantaged groups in society opt for “voice” and when do they chose to “exit” the political arena? How do political parties react to recent social changes? Beyond these questions, we welcome contributions that explore the changing political conflicts in European societies.

 

P166 Political Methodology in Insecure Times of Crisis

Organisator*innen:

  • Mayer, Sabrina, Dr.; Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung
    mayer@dezim-institut.de
  • Lechner, Lisa, Dr.; Universität Innsbruck
    lisa.lechner@uibk.ac.at

 

Beschreibung:

In the past decades, crises such as the terrorist attacks of 9/11 or the fast influx of refugees in 2015 have shaped political science research. On the one hand, these crises and the resulting insecurities challenged our discipline to better understand the world around and fueled new research. On the other hand, answering these research questions has triggered methodological developments leading to substantial innovations.

The on-going COVID19 pandemic has been mostly discussed with regard to its negative impact on scientific research. Amongst others, restrictions on social contact have severely disrupted academic research, especially data collection. In search for alternatives, researchers often had to change their methodological approaches to new modes. Even though the negative sides of the COVID19 crisis are large and evident, the crisis might also provide positive aspects with regard to methodological innovations not only in data collection but also in research design and data analysis. In addition, survey and experimental research may also see two sides of effects from the pandemic. Societal lockdown or sudden crises events could decrease the comparability of measures from before and after the event, but it could also be integrated as a kind of natural field experiment into the analysis of data, helping us overcome ever pressing issues such as pre-treatment effects or external validity.

This panel welcomes contributions that deal with methodological advances in times of past or current crises, that amongst others focus on novel methods of data collections and/or experimental or multi-method research designs.

 

 

P167 Political Polarization

Panel-Vorschlag wurde zurückgezogen!

 

P168 Politik der Sicherheit im Rahmen komplexer Krisen

Organisator*innen:

  • Ide, Tobias, Dr.; Technische Universität Braunschweig
    t.ide@tu-bs.de
  • Rothe, Delf, Dr.; Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg
    rothe@ifsh.de

 

Beschreibung:

COVID-19, Klimawandel, Erosion des Multilateralismus, Naturkatastrophen: Komplexe und sich teilweise überlappende Krisen stellen sicherheitspolitische Akteure auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene vor neue Herausforderungen. Gleichzeitig treten hinsichtlich der Interpretation und Bewältigung dieser Krisen intensive politische Deutungskämpfe deutlich zu Tage, etwa im Rahmen von „Wir schaffen das“, „Fridays for Future“ oder „Lockdown Light“. Tradierte Konzepte und Mechanismen der Sicherheit erscheinen zunehmend ungeeignet, um mit der wachsenden Ungewissheit und Komplexität umzugehen. Die beschriebenen Krisen sind mithin Momente der Kontingenz und des Wandels, in denen etablierte Wissensordnungen, Routinen und Regelwerke brüchig werden. Ausgehend von diesen Annahmen und Beobachtungen fragt das Panel, ob komplexen Krisen zu neuen Verständnissen und Praktiken von Sicherheit führen, und wie sich diese von politikwissenschaftlichen Analysen erfassen lassen.

Wir begrüßen Beiträge zu folgenden Themen und Fragestellungen:

  • Unterscheiden sich Krisen wie die Corona-Pandemie oder der Klimawandel in ihrer Komplexität und globalen Relevanz von früheren Krisenphänomenen?
  • Welchen Beitrag zur Analyse solcher Krisen können politikwissenschaftliche Ansätze leisten?
  • Wie unterscheidet sich der politische Umgang mit der COVID-19 Pandemie von dem Umgang mit anderen globalen Krisen (Klimawandel, Verlust der Biodiversität)?
  • Wie wirken sich komplexe Krisen auf die zunehmende Polarisierung westlicher Gesellschaften aus?
  • Welche Gefahren gehen von Deutungskämpfen um wissenschaftliche Erkenntnisse aus und wie gehen Sicherheitsakteure mit diesen um?
  • Eignen sich etablierte Konzepte der (kritischen) Sicherheitsforschung, um komplexe Krisen und ihre Sicherheitsimplikationen zu untersuchen oder sind neue Konzepte gefordert?

 

P169 Politische Theorie der Polarisierung

Organisator*innen:

  • Hausteiner, Eva Marlene, Dr.; Universität Bonn
    evahausteiner@uni-bonn.de
  • Schmelzle, Cord, Dr.; Goethe-Universität Frankfurt
    schmelzle@em.uni-frankfurt.de

 

Beschreibung:

Phänomene der Polarisierung politischer Einstellungen, Programmatiken und Parteiensysteme haben sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Forschungsgegenstand der politischen Soziologie und vergleichenden Regierungslehre entwickelt und werden zunehmenden als Bedrohung demokratischer Werte und des gesellschaftlichen Zusammenhalts diskutiert. Die Präsidentschaft Donald Trumps, die britische Brexit-Entscheidung aber auch das Aufkommen populistischer Bewegungen und die relative Schwäche traditioneller Volksparteien in Kontinentaleuropa erscheinen aus dieser Perspektive als Vorboten der Desintegration und Destabilisierung etablierter demokratischer Systeme, die bei manchen Beobachter*innen Assoziationen eines „new Weimar“ (Mudde) oder eines „cold civil war“ (Talisse) wecken. Angesichts dieser verstärkten Aufmerksamkeit ist es erstaunlich, dass die politiktheoretische Auseinandersetzung mit dem Phänomen noch ganz am Anfang steht. Dies betrifft sowohl begriffliche Fragen der Konzeptualisierung von und Unterscheidung zwischen verschiedenen Typen von Polarisierung, normative und demokratietheoretische Überlegungen zur Bewertung von Polarisierungsprozessen, als auch ideengeschichtlich-kontextualisierenden Ansätzen. Das Panel lädt Beiträge zu diesen Fragen aus der gesamten Breite der politischen Theorie ein:

  • Begrifflich: Handelt es sich bei „Polarisierung“ um einen rein deskriptiven, einen umkämpften oder einen „dichten Begriff“, der neben der beschreibenden auch eine evaluative Bedeutungsebene umfasst? In welchem begrifflichen Verhältnis stehen Polarisierung und Populismus? Inwiefern hängt ein adäquates Verständnis von Polarisierung von den institutionellen Rahmenbedingungen des jeweiligen politischen Systems ab?
  • Normativ: Sind Polarisierungsprozesse stets normativ problematisch oder gibt es – wie in manchen radikaldemokratischen Ansätzen suggeriert – begrüßenswerte Formen der Polarisierung? Welches Bild einer nicht-polarisierten Gesellschaft informiert diese Einschätzungen? Wie variiert die Bewertung von Polarisierungstendenzen zwischen verschiedenen demokratietheoretischen Ansätzen? Welche institutionellen Reformen wären zur Eindämmung (oder Förderung) von Polarisierungsprozessen sinnvoll?
  • Ideengeschichtlich: Wie und mit welchem Vokabular wurden Polarisierungsprozesse in der Geschichte des politischen Denkens verhandelt? Ist „Polarisierung“ ein sinnvolles Paradigma, um Auseinandersetzungen über die weltanschauliche Desintegration politischer Gemeinschaften epochenübergreifend zu analysieren? Welche Strategien des Umgangs mit Polarisierungstendenzen lassen sich aus früheren Polarisierungskrisen unterscheiden?

 

 

P170 Populism(s) and regionalism: Discourses, strategies, and effects

Organisator*innen:

  • Stapel, Sören, Dr.; Seminar für Wissenschaftliche Politik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
    soeren.stapel@politik.uni-freiburg.de
  • Gawrich, Andrea, Dr.;Prof.; Justus-Liebig-Universität Gießen, Institut für Politikwissenschaft
    Andrea.Gawrich@sowi.uni-giessen.de

 

Beschreibung:

Populism has become increasingly salient in all parts of the world, in developed as well as developing countries. Researchers on populism tend to focus on populists’ impact on their country’s domestic politics. They emphasize the anti-elitist and anti-pluralist motivations of both populist politicians and their supporters. At the same time, their research acknowledges that populisms take different shapes in different contexts, and populist leaders rely on different discourses and strategies.

Yet, the regional and international dimensions of populisms remain largely underexplored. Populisms equally impact the foreign policy of the concerned countries and the position towards regional and international cooperation. As populists have formed governments all over the world, it thus becomes imperative to study the consequences of the rise of populism as well as their effects for regional cooperation.

The panel therefore invites theoretical and empirical contributions that help us better understand the nexus of populism and regionalism:

  1. How do populist leaders discursively and strategically position themselves towards regionalism and regional organizations? How do their cooperation partners and regional actors react to the discourses and strategies of populist leaders?
  2. Do the discourses and strategies systematically vary between different shapes and types of populism and in different regions of the world, and why?
  3. How does the emergence and rise of populism affect the activity, effectiveness, and legitimacy of regional organizations and regional governance?

 

 

P171 Reaffirming Hierarchy in Times of Uncertainty? On the Role and Responsibility of the State for Sustainability Transformations

Organisator*innen:

  • Bornemann, Basil, Dr.; Universität Basel
    basil.bornemann@unibas.ch
  • Gumbert, Tobias,  Universität Münster
    tobiasgumbert@uni-muenster.de

 

Beschreibung:

While the discussion of the "green," "environmental," or "sustainable" state was already receiving renewed academic attention before Corona, it has received additional political momentum from the current crisis. The state's apparent willingness and ability to govern in a strongly hierarchical manner and to provide massive financial resources has raised the idea (or hope) that it could play a similar role in addressing the socio-ecological crisis. In addition, there have been discussions about more sustainability-oriented crisis management by the state: a state that takes into account the economic, social, and environmental consequences of crisis policies; that ties financial aid to companies to meeting sustainability goals; or that even considers the Corona crisis as a window of opportunity to advance the sustainable transformation of society.

Drawing on these current strands of debate, the panel aims to explore the responsibility and role of the state in governing sustainability transformations: How can the sustainable state be conceptualized-and to what extent are its normative and functional foundations challenged by Corona? What lessons regarding the legitimacy and effectiveness of hierarchical governance can be drawn from current crisis governance and what are the implications for the sustainable state? What are the lessons for the governance of highly pervasive and uncertain social transformation processes?

We invite contributions that theorize the responsibility and role of the state in sustainability transformation from different (liberal, republican, feminist, post-democratic, etc.) perspectives, conceptualize and analyze the sustainability-related governance capacities of states, and trace the formation of the sustainable state and its transformation under conditions of crisis and uncertainty.

 

 

P172 Rechtspopulisms und die Natur

Organisator*innen:

  • Haas, Tobias, Dr.; IASS Potsdam/FU Berlin
    tobias.haas@iass-potsdam.de
  • Sommer, Bernd, Dr.; Europa-Universität Flensburg
    bernd.sommer@uni-flensburg.de

 

Beschreibung:

Trotz der Abwahl von Donald Trump haben in den vergangenen Jahren rechtspopulistische Parteien und Bewegungen teils erheblich Zuwächse erfahren. Als ein wesentliches Merkmal des Rechtspopulismus zeigt sich zunehmend die Anzweiflung des anthropogenen Klimawandels. In der Populismusforschung spielen jedoch die gesellschaftlichen Naturverhältnisse bislang kaum eine Rolle. Auf der anderen Seite beginnt erst in jüngster Zeit eine Auseinandersetzung in der sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung mit dem Phänomen des Rechtspopulismus. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass etwa die Partei Alternative für Deutschland (AfD) umweltpolitische Ansätze häufig grundsätzlich zurückweist (etwa den Kohleausstieg oder ein Verbot des Verbrennungsmotors). Dieses doppelte Desiderat ist Ausgangspunkt des Panels, das darauf zielt, die beiden Forschungsstränge der Populismus- sowie der sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung miteinander in einen Dialog zu bringen. Es stellt sich dabei grundlegend die Frage nach den Naturverhältnissen im Rechtspopulismus, also wie die Natur und deren gesellschaftliche Aneignung konzeptualisiert wird und welche Widersprüche dabei auftreten. Darüber hinaus sollen Beiträge diskutiert werden, die Ausprägungen des Rechtspopulismus in bestimmten Feldern der Auseinandersetzung (Energiewende, Mobilitätswende, Agrarwende, etc.) analysieren. Dabei sind sowohl Einzelfallstudien als auch vergleichende Analysen zwischen unterschiedlichen Feldern oder Ländern denkbar.

 

P173 Redistributive Politics and the question of Social Europe in the EU in years of turmoil

Organisator*innen:

  • Reinl, Ann-Kathrin,  GESIS
    ann-kathrin.reinl@gesis.org
  • Wallaschek, Stefan, Dr.; Europa-Universität Flensburg
    stefan.wallaschek@uni-flensburg.de

 

Beschreibung:

While the impact of the Euro crisis is still observable – in particular in the former crisis countries – the COVID-19 pandemic has created even more social upheaval about the question how the European Union (EU) and its member states should ‘do politics’ in the (post-)crisis era. While many EU member states (still) face massive social inequalities, economic recession and financial turbulences with regard to the banking sector, a stronger support for redistributive politics from the people, an increasing political interest in the Europeanisation of social policies and better supranational coordination in the EU still seem to be missing. How can this ‘political stagnation’ be explained? Brought the austerity paradigm and the Euro crisis the death to the idea of ‘Social Europe’ as scholars recently coined or do we rather see a revival of this crucial idea promoting European solidarity as a ‘social pillar’ in the EU? Moreover, we are interested in revealing factors that might explain the rise and fall of ‘Social Europe’. Who are important actors when it comes to the Europeanisation of social policies and how does the institutional multi-level system of the EU enable or constrain common policies? Is the idea of a ‘Social Europe’ yet another elitist project or do citizens in Europe back the idea of a more solidary union?

The panel will shed fresh light on redistributive politics in the EU after and in times of crises and aims at identifying current challenges in the Europeanisation of social policies, investigating national and European actor constellations that hinder or promote redistributive politics in the EU and reflecting about the theoretical and normative implications of the ‘Social Europe’ paradigm. Four main questions shall guide the panel and potential presentations in the panel:

  • How do individuals perceive and evaluate redistributive policies in the EU?
  • How do political and societal actors, like parties, civil organizations or the media, frame a Europeanization of social policies?
  • What are the institutional and ideational foundations of social policies in the EU and in particular of the idea of ‘Social Europe’?
  • Did the recent economic turbulences as well as the COVID-19 pandemic substantially affect the idea of ‘Social Europe’ or did the EU return back to normal after the flattening of the Euro crisis?

We welcome empirical studies on these subjects and the panel is open for different methodological approaches and applied methods. Presentations do not have to deal with every aspect of the panel theme but demonstrating how those are linked is very welcome. If you have any questions, do not hesitate to contact us.

We are looking forward to your submissions!

 

 

P174 Regionalorganisationen und Autokratisches Regieren

Organisator*innen:

  • Gawrich, Andrea, Dr.;Prof.; Justus-Liebig-Universität Giessen
    andrea.gawrich@sowi.uni-giessen.de

 

Beschreibung:

Der 28. Kongress der DVPW befasst sich mit den Verlockungen scheinbar einfacher und schneller Lösungen in Zeiten gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen und Unsicherheiten. Demokratische Prozesse erscheinen zunehmend als wenig effizient und autokratisches Regieren gewinnt an Attraktivität. Die Debatte über die Überlegenheit von Demokratien oder Autokratien lebt in Anbetracht neuer globaler Krisen wieder auf. Jedoch hat die Rolle autokratischen Regierens in Regionalorganisationen bislang noch relativ wenig wissenschaftliche Beachtung gefunden. Dabei sind zwei Felder von besonderem Interesse.

Erstens stellt sich die Frage, wie die Zusammenarbeit von demokratischen und autokratischen Staaten im Rahmen von Regionalorganisationen funktioniert. Alle Staaten haben Anreize zur Zusammenarbeit, um grenzüberschreitende Problemlagen besser lösen zu können. Doch welche Probleme entstehen innerhalb von Regionalorganisationen, wenn Staaten mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen von gerechten Verfahren, gesellschaftlichen Beteiligungsrechten oder der Bindewirkung des Rechts zusammenwirken? Dies betrifft nicht nur viele außereuropäische Regionalorganisationen, sondern in zunehmendem Maße auch die Europäische Union, die mit Autokratisierungstendenzen einiger ihrer Mitglieder zu kämpfen hat.

Zweitens sind Regionalorganisationen selbst häufig mit Kritik an der Intransparenz von Entscheidungsprozessen, der fehlenden Zurechenbarkeit politischer Verantwortlichkeiten oder dem Mangel an demokratischer Legitimation konfrontiert. Doch es gibt bislang wenig Aufschluss darüber, wie derartige Kritik in Regionalorganisationen diskutiert wird, die ihrerseits zum Teil aus autokratischen Staaten bestehen. So kann gefragt werden, ob nur Demokratien demokratische Verfahren in Regionalorganisationen einfordern. Oder sorgt das Interesse an fairer Behandlung aller Staaten dafür, dass auch Autokratien bestimmte demokratische Prozesse einfordern, wenn sie sich davon Vorteile erhoffen?

Das vorgeschlagene offene Panel lädt Beiträge ein, die diese oder daran angrenzende Fragen diskutieren.

 

 

 

P175 Repräsentation und Ungleichheit im deutschen Mehrebenensystem

Organisator*innen:

  • Gross, Martin, Prof.; Ludwig-Maximilians-Universität München
    martin.gross@gsi.uni-muenchen.de
  • Velimsky, Jan A.,  Universität Stuttgart & Ludwig-Maximilians-Universität München
    jan.velimsky@gsi.uni-muenchen.de

 

Beschreibung:

Die repräsentative Demokratie erlebt in vielen Demokratien in den letzten Jahren ein anwachsendes Legitimationsdefizit. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger fühlen sich von den politischen Eliten vernachlässigt, im politischen Prozess unterrepräsentiert oder sogar überhaupt nicht vertreten (Kronenberg & Horneber 2019). Zusätzlich beteiligen sich verschiedene soziale Schichten bei der Wahl ihrer Repräsentanten unterschiedlich stark. Gruppen mit hoher sozial-struktureller Ressourcenausstattung partizipieren stärker an Wahlen und anderen Formen politischer Beteiligung als Gruppen mit einer geringen sozial-strukturellen Ressourcenausstattung. Diese ungleiche Beteiligung unterschiedlicher sozialer Schichten geht mit einer geringeren Repräsentation bestimmter gesellschaftlicher Gruppen im politischen Entscheidungsprozess einher, wodurch sich jene Gruppen wiederum weniger an politischen Entscheidungsfindungsprozessen beteiligen. Somit droht „[…] ein sich verstärkender Teufelskreis aus ungleicher Beteiligung und ungleicher Responsivität, bei dem sozial benachteiligte Gruppen merken, dass ihre Anliegen kein Gehör finden und sich deshalb von der Politik abwenden – die sich in der Folge noch stärker an den Interessen der Bessergestellten orientiert“ (Elsässer et al. 2016: 42). Diese Befunde für die nationale Ebene wurden bisher nicht durch Arbeiten zu Repräsentation und Ungleichheit auf Landes- und Kommunalebene ergänzt. Ziel des Panels ist es, theoretische und empirisch-analytische Arbeiten zu ungleicher Repräsentation im deutschen Mehrebenensystem zusammenzutragen, um ein umfassenderes Bild zur Qualität der Repräsentation im politischen System der BRD zu gewinnen.

Wir freuen uns sowohl über Einzelfallstudien als auch über vergleichende Analysen u.a. zu den folgenden Themenbereichen:

  • Determinanten der deskriptiven und substanziellen Repräsentation
  • Interessenvertretung im politischen Entscheidungsfindungsprozess
  • Ungleichgewichte in den Mustern der Repräsentation
  • Kontextbedingungen für unterschiedliche Repräsentationsmuster

 

P177 Soft Law als Alternative zu hartem Recht

Organisator*innen:

  • Knodt, Michèle, Prof.; Universität Darmstadt
    knodt@pg.tu-darmstadt.de
  • Hartlapp, Miriam, Prof.; Freie Universität Berlin
    miriam.hartlapp@fu-berlin.de

 

Beschreibung:

Staaten, subnationale Akteure und supranationale Institutionen nutzen in der Politikgestaltung soft law, also rechtlich nicht bindende Variante politischer Entscheidungen wie Empfehlungen, Mitteilungen, Leitlinien oder Handbüchern. Dies scheint zunehmend dort der Fall, wo gesellschaftliche Herausforderungen und Krisen politische Reaktionen erfordern. Der Anwendungsbereich solcher Dokumente ist groß – so kann soft law Impulse in der Politikgestaltung setzen bspw. wo Kompetenzen fehlen oder komplexes hartes Recht begleiten. Soft law richtet sich an staatliche Behörden oder direkt an „Endnutzer“ und beantwortet praktische Fragen oder nimmt Konkretisierungen vor. Prozedural ist soft law ‚leichtfüßig‘, oft wird es von wenigen Akteuren verfasst und ist schneller einsetzbar als bindende Rechtsakte. Diese Flexibilität hat allerdings auch Nachteile – Steuerungseffekte sind abhängig von konkreten Rechts- und Verwaltungstraditionen, grundlegende demokratische Prinzipien und rechtliche Standards wie Nicht-Diskriminierung und Rechtssicherheit stehen in Frage. Empirisch sehen wir zunehmend Mischformen, die eher in ein Kontinuum zwischen hard und soft law einzuordnen sind. Vor diesem Hintergrund möchte das Panel soft law als Alternative zu hartem Recht erfassen, konzpetionalisieren, erklären und bewerten.

  • Welche Bedeutung hat soft law relativ zu hard law/ im Zeitverlauf/ in unterschiedlichen Politikfeldern? (Erfassung)
  • Welche Typen von soft law gibt es/ wie lassen sie sich abgrenzen? (Konzeptionalisierung)
  • Warum wird soft law genutzt/ welche Akteure und Interessen sind Befürworter oder Gegner? (Erklärung)
  • Welche Konsequenzen hat soft law und wie lässt es sich inhaltlich/ prozedural/ strukturell bewerten? (Bewertung)

Erwünscht sind Beiträge aus unterschiedlichen theoretischen und methodischen Perspektiven.

 

 

P178 Sozialpolitische Bilanz der Ära Merkel: vergleichende Perspektiven

Organisator*innen:

  • Auth, Diana, Dr.;Prof.; FH Bielefeld
    diana.auth@fh-bielefeld.de
  • Schulze, Michaela, Dr.;Prof.; Hochschule der Bundesagentur für Arbeit
    michaela.schulze@hdba.de

 

Beschreibung:

Mit der Bundestagswahl 2021 geht voraussichtlich die Ära Merkel zu Ende. Das lädt zu einer sozialpolitischen Bilanz dieser 16 Jahre ein, die nicht nur durch Konstanz an der Regierungsspitze, wechselnde Koalitionspartner und zugleich insgesamt 12 Jahre Große Koalition geprägt waren, sondern auch durch die Reformen der Vorgängerregierung (Agenda 2010) und große wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen (von der Wirtschafts- und Finanzkrise über die Flüchtlings- bis hin zur aktuellen Corona-Krise).

Aus wohlfahrtsstaatlich-vergleichender Perspektive sind zwei Aspekte interessant, die im Panel adressiert werden sollen: Einerseits die Entwicklung der Politikfelder in der deutschen Sozialpolitik: Wie und aufgrund welcher Impulse haben sich einzelne Bereiche (weiter-)entwickelt? Welche Innovationen oder Pfadwechsel lassen sich beobachten? Wo zeigt sich eine Fortführung vorheriger Politik? Haben die wechselnden Minister*innen und Koalitionspartner für Unterschiede gesorgt? Folgen die sozialpolitischen Felder eigenen Sachlogiken bis zu einer Entkoppelung oder sind übergeordnete Trends erkennbar? Wie lassen sich die die Entscheidungen/Outputs in der Summe bewerten?

Andererseits ist die international vergleichende Perspektive relevant: Folgt die Sozialpolitik der Ära Merkel internationalen Wohlfahrtsstaatstrends oder sind deutsche Alleinstellungsmerkmale erkennbar? Was wissen wir über den Einfluss ähnlich langer Regierungskonstellationen und Großer Koalitionen auf Stabilität und Wandel von policies? Welchen Stellenwert hat die “parties matter”-These in Zeiten vielfältiger Krisen und von rechtem Populismus? Und war die deutsche Art der Krisenbewältigung Vorbild für andere Länder?

Der AK Wohlfahrtsstaatsforschung lädt Beiträge ein, die sich Politikfelder vergleichend und/oder international vergleichend mit sozialpolitischen Entwicklungen der Zeit seit 2005 auseinandersetzen.

 

 

P179 Staatliche Gewährleistung öffentlicher Güter in Zeiten der Krise

Organisator*innen:

  • Nagel, Melanie, Dr.; Eberhard Karls Universität Tübingen
    melanie.nagel@uni-tuebingen.de
  • Hornung, Johanna,  Technische Universität Braunschweig
    j.hornung@tu-braunschweig.de

 

Beschreibung:

Die Corona-Pandemie zeigt wesentliche Herausforderungen in der staatlichen Gewährleistung fundamentaler Infrastruktur auf. Im Zuge der kontaktbeschränkenden Maßnahmen kam es nicht nur in Zeiten des Lockdowns und nicht nur in Deutschland zu tiefgreifenden Veränderungen in der Verfügbarkeit von fundamentalen Gütern und Dienstleistungen, wie beispielsweise Krankenversorgung, Mobilitätsmöglichkeiten, Betreuung und Pflege, Verwaltung und anderen öffentlichen Gütern. Dabei verstehen wir öffentliche Güter als solche, die öffentlich organisiert und bereitgestellt werden und somit Teil der öffentlichen Infrastruktur sind. Vor allem in Krisenzeiten stellt sich hier die Frage nach deren optimaler Bereitstellung im Spannungsfeld zwischen staatlicher und privater Versorgung. Dieses Panel adressiert vor dem Hintergrund der Corona-Krise die Herausforderungen und Chancen der staatlichen Gewährleistung dieser öffentlichen Güter unter Berücksichtigung der jeweils vorherrschenden (intendierten oder sich ändernden) ordnungspolitischen Ausrichtung.

Das Panel begrüßt in gleichem Maße theoretische und empirische Beiträge, idealerweise im nationalen und internationalen Ländervergleich, die sich unter anderem den folgenden Fragen widmen: Welche staatlichen oder privaten Strukturen der Bereitstellung öffentlicher Güter haben sich als resilient erwiesen? Was sind Erklärungen für das Funktionieren öffentlicher Dienste auch in Pandemien? Welche ordnungspolitischen Konsequenzen ergeben sich aus den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie? Wie können verschiedenen Formen der Bereitstellung öffentlicher Güter erklärt werden und welche Veränderungspotenziale ergeben sich daraus für verschiedene Prozesse, bspw. Pfadabhängigkeit und Lernen? Inwiefern sind die Strukturen Ausdruck oder Prädisposition für bestimmte Entwicklungen und Ergebnisse, auch ökonomischer Art, im Zuge der COVID-19-Maßnahmen?

 

P180 Steckt Konstruktives im Konflikt? Demokratie, Protest und soziale Bewegungen im Spiegel der Nachhaltigkeit

Organisator*innen:

  • Drewing, Emily,  Universität Siegen
    emily.drewing@uni-siegen.de
  • Zilles, Julia,  Institut für Demokratieforschung Göttingen
    julia.zilles@demokratie-goettingen.de

 

Beschreibung:

Ohne das Corona-Virus hätte Deutschland seine Emissionsziele für das Jahr 2020 wohl verfehlt; durch den Lockdown im Frühjahr 2020 kam es jedoch zu wesentlichen Emissionssenkungen. So brachte die Pandemie

immerhin auch die Erkenntnis, dass sich der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase innerhalb kurzer Zeit stark absenken lässt – und dass individuelle Verhaltensänderungen dabei tatsächlich eine zentrale Rolle spielen können. Die Durchschlagskraft der Exekutive im Kontext der Krisenbewältigung macht Manchen Hoffnung für die kaum weniger drängende Adressierung der Klimakatastrophe. Indes stoßen die oft kurzfristig beschlossenen und implementierten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bisweilen auf erheblichen Widerstand. Und auch weit langfristigere, weniger unmittelbar in den individuellen Lebenswandel eingreifende Vorhaben sind Gegenstand von Konflikten im Zeichen der Nachhaltigkeit – von Autobahnen und Radwegen über die Errichtung neuer Windenergieanlagen und Stromtrassen bis zu Kohleausstieg und Endlagersuche für radioaktiven Abfall. So lassen einerseits die Tragweite und Unaufschiebbarkeit zeitgenössischer Krisen eine Politik der (nachhaltigen) großen Würfe angebracht, ja beinahe alternativlos erscheinen. Andererseits gilt es in Demokratien, den gesellschaftlichen Rückhalt insbesondere im Kontext tiefgreifender Veränderungen nicht zu verlieren. Dies erfordert vielfach

weit mehr als die bloße Toleranz einschlägiger Maßnahmen – und es sind denn auch viele Proteste keineswegs nur durch die Abwendung (antizipierter) eigener Nachteile motiviert. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir insbesondere, aber nicht ausschließlich

  • empirische Beiträge zu konstruktiven Aspekten von Konflikten und Protesten im Kontext zeitgenössischer Bestrebungen um Klimaschutz und Nachhaltigkeit
  • konzeptionelle Überlegungen zum Spannungsfeld Demokratie und Nachhaltigkeit sowie
  • explorativ-konzeptionelle oder auch experimentelle Arbeiten zu (neuen) Formen des Umgangs mit (Nachhaltigkeits)Konflikten in Demokratien.

 

P181 Surveying Ethnical, Societal and Political Minorities: Chances and Pitfalls of Innovative Approaches

Organisator*innen:

  • Schlipphak, Bernd,  Universität Münster
    bernd.schlipphak@uni-muenster.de
  • Traunmüller, Richard,  Universität Mannheim
    traunmueller@uni-mannheim.de

 

Beschreibung:

In increasingly pluralized society, the attitudes and behavior of specific minorities become an ever more interesting topic for social science researchers. Yet, in contrast to their increasing relevance, collecting data on minorities’ attitudes and behaviors is highly challenging out of divergent reasons. Some of the minorities of interest are too small in numbers to adequately include them into standard sampling procedures, while other minorities simply cannot be reached or refuse to participate in any data collection effort. While both problems may coincide – as for some groups of religious minorities, e.g. –, the non-response problem is especially important for citizens that distrust political and social elites, such as citizens with higher levels of populism and political radicalism or participants in social movements like ‘Querdenken’. Obviously, these problems in collecting survey data restrain us in finding answers to pressing questions of societal cohesion and political representation.

In this panel, we hence aim to shed some answers on how survey research could and should react to these data collection problems. What may be methodological solutions to survey minorities of different kinds in a way that allows for valid and reliable analyses? We hence invite papers that tackle these questions by outlining potential chances and pitfalls of approaches targeting these problems.

 

P182 The (un)making of new developmental statisms in the Global South. Rethinking global economy and local society in an age of uncertainty

Organisator*innen:

  • Hoppe, Sebastian,  Freie Universität Berlin
    sebastian.hoppe@fu-berlin.de
  • Ickler, Jan,  Universität Kassel
    j.ickler@uni-kassel.de

 

Beschreibung:

Reacting to multiple crises, rising inequality, and long-term global economic shifts, recent development strategies have seen a reinvigorated role of active state planning, often embedded in a revival of authoritarianism. The Global South is no exception to this trend yet shows stark variances in the ambitions, capacities, and outcomes of the initiated strategies. While some countries – often fueled by increased revenues from natural resource exports – have induced a range of large-scale political, economic, and infrastructural programs designed to achieve ‘developmental breakthroughs’, others have opted for more modest approaches, e.g. linking up with value-chains and institutional arrangements in the Global North. Some aspects of these “new developmental statisms” resemble past experiences. However, changed geopolitical and global economic dynamics and new social fault lines in developing countries require a stocktaking of the scholarly perspectives on concepts, methodologies, and empirical angles in development studies.

Against this background, the panel seeks to engage with the factors behind the (un-)making of developmental statisms in the Global South and focus on the interplay between geopolitical and global economic dynamics, political struggles, and new social cleavages. We want to raise a set of interrelated questions: How do macro and micro dynamics modify the conditions for national development policies? What are the prospects for sustainable and inclusive development policies? Moreover: How do social and political actors articulate the struggle over political and economic resources on different scales? We invite contributions to these and adjacent topics from various disciplinary backgrounds and theoretical and methodological perspectives, working comparatively or through in-depth case studies.

 

P183 The internal dynamics of International Organizations and their secretariats in times of crisis

Organisator*innen:

  • Ege, Jörn, Dr.; Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
    joern.ege@uni-konstanz.de
  • Eckhard, Steffen, Prof.;Dr.; Universität Konstanz
    steffen.eckhard@uni-konstanz.de

 

Beschreibung:

We live in times of increasing complexity and uncertainty, where populism and authoritarianism are on the rise. While this has undoubtedly led to various backlashes in multilateralism, International Organizations (IOs) and their permanent secretariats (International Public Administrations, IPAs) remain central players in world politics - not least because of their unique role in fostering collective policy action in fighting global pandemics, keeping finance and banking systems stable, and regulating international trade. IOs are more than arenas of multilateral negotiations. They have an autonomous impact on world politics. Yet, our knowledge about the link between internal dynamics of IOs on the one hand and their policy outputs and actions on the other remains limited. This panel addresses various aspects of the internal design and dynamics of IOs and their IPAs. In particular, it raises questions about how member states, international bureaucrats and civil society interact during the complex process of organizational decision-making. We invite paper submissions that encompass a diverse set of IOs – global and regional IOs, formal and informal IOs – in a variety of policy domains. With the field of IO studies diversifying, the panel explicitly encourages theoretical, conceptual, methodological and empirical conversations within and between different (sub-)disciplines interested in IOs, from International Relations and International Public Administration to Global Public Policy.

 

P184 The Value of Uncertainty in Democratic Systems

Organisator*innen:

  • Ahlhaus, Svenja, Dr.; Universität Hamburg
    svenja.ahlhaus@uni-hamburg.de
  • el-Wakil, Alice, Dr.; Universität Zürich
    alice.el-wakil@uzh.ch

 

Beschreibung:

Uncertainty is an unavoidable feature of democratic politics – and one that is built into democratic processes. Elections are a case in point. Their outcome needs to be uncertain for them to be competitive and match democratic standards. And this uncertainty is considered to give valuable incentives to elected representatives in terms of tracking the preferences of the electorate and respecting them in their legislative decisions or in terms of strengthening their epistemic humility. At the same time, certain levels and kinds of uncertainty can also strain democratic systems and processes. While it might have triggered collective learning processes, the Covid-19 pandemic has also demonstrated that certain forms of uncertainty undermine the decision-making capacities of democratic authorities – thus providing special interests with privileged opportunities to advance their interests and contributing to the erosion of public support and trust in democratic processes.

This panel aims at clarifying the value of uncertainty for democratic systems. It invites theoretical and empirical contributions on the following and related questions:

  1. How should uncertainty be conceptualized in democratic theory? How does it relate to knowledge, competence, or power?
  2. Which institutional practices, processes, or innovations rely on uncertainty, and in what ways? Which ones can ‘tame’ uncertainty in a way that makes it ‘safe for democracy’?
  3. What kinds or levels of uncertainty foster or undermine democracy? What incentives does uncertainty provide to various actors of political systems?

 

 

P185 Transformation des Politischen. Neue Perspektiven der radikalen Demokratietheorie

Organisator*innen:

  • Schubert, Karsten, Dr.; Universität Freiburg
    karsten.schubert@politik.uni-freiburg.de
  • von Ramin, Lucas,  Universität Dresden
    lucas.ramin@tu-dresden.de

 

Beschreibung:

Die 2010er Jahre sind ein düsteres Jahrzehnt für liberale Demokratien: Der enorme Machtzuwachs von rechtspopulistischen Parteien und Tendenzen des Autoritarismus stellen den liberaldemokratischen Konsens in Frage. Die radikalen Demokratietheorien heben die grundsätzliche Konfliktualität und Kontingenz des Politischen hervor und haben sich insbesondere für die Analyse und Kritik von Entpolitisierungsprozessen im westlichen Parlamentarismus bewährt. Sie prognostizierten, dass die aus der alltäglichen Politik verdrängten Konflikte in Form fundamentalistischer Opposition zum demokratischen Projekt einen Weg bahnen würden. Im Zuge der politischen Entwicklungen der 2010er Jahre ist eine solche Dynamisierung des Politischen eingetreten, die allerdings aber nicht nur linke und ökologisch motivierte Bewegungen umfasst, sondern insbesondere den Rechtspopulismus. Dies wirft die Frage auf, inwieweit Theorien der Radikaldemokratie noch helfen, emanzipative und widerständige Politisierung zu beschreiben und zu unterstützen. Denn einerseits scheint sich der Theoriekorpus durch die Entwicklungen zu bestätigen und wird deshalb dringend für Analysen der Gegenwart gebraucht, andererseits zeigt sich angesichts der zunehmenden Attacken auf die liberale Ordnung auch seine normative und politik-praktische Hilflosigkeit: Ist es noch zeitgemäß, die liberale Ordnung zu dekonstruieren, wenn sie ohnehin von einem ungleich mächtigeren Gegner von rechts in Frage gestellt wird, der versucht, die autoritäre Wende durch den gezielten Abbau liberaler Institutionen zu vollziehen? Wie positionieren sich die radikaldemokratischen Theorien zu parlamentarischen Institutionen und Rechtsstaatlichkeit? Können sie ihrer radikalen Normativität nur treu bleiben, wenn sie jegliche Herrschaftsstrukturen kritisieren, oder braucht eine realistische radikaldemokratische Theorie einen affirmativeren Begriff von liberalen Institutionen? Durch die Verhandlung dieser Fragen soll das Panel Ansätze zur Aktualisierung der radikalen Demokratietheorie für die 2020er Jahre entwickeln.

 

P186 Transnationaler Populismus? Zum Verhältnis populistischer Politikformen und internationaler Ordnung

Organisator*innen:

  • Gördemann, Johanna,  Universität Duisburg-Essen
    johanna.goerdemann@uni-due.de
  • Möller, Kolja, Dr.; TU Dresden
    kolja.moeller@tu-dresden.de

 

Beschreibung:

Der weltweite Aufstieg „populistischer“ Politikformen wirkt sich unmittelbar auf die Landschaft inter- und transnationaler Institutionen aus: Das koordinierte Vorgehen des sog. „Viségrad"-Blocks in der Europäischen Union, die jüngeren Blockaden in der Welthandelsorganisation WTO oder die Widerstände gegen den UN Migration Compact sind nur einige Beispiele, an denen zwischenzeitlich eine internationale Dimension des Populismus zu beobachten ist. In der zeitgenössischen Populismusforschung wird lebhaft diskutiert, ob und wie sich diese Entwicklungen verstehen lassen: Ist bloß eine internationale Koordinierung einzelner Regierungen zu beobachten oder bilden sich darüber hinausreichende Dynamiken, die auf einen ausdrücklich internationalen Populismus hindeuten? Inwieweit sind populistische Politikformen notwendig am „souveränen“ Volk des Nationalstaats orientiert oder sind auch Spielarten zu identifizieren, die „transnational“ ausgerichtet sind? Und wie verhalten sie sich zu den etablierten Unterscheidungen zwischen Links- und Rechtspopulismus? Welche Rolle spielen globale soziale Bewegungen für populistische Widerstände in inter- und transnationalen Institutionen?

Im Mittelpunkt des Panels soll die Frage stehen, wie das Verhältnis von populistischen Politikformen und internationaler Ordnung zu begreifen ist. Dies kann gerne sowohl theoretisch als auch entlang konkreter Beispiele und Fallstudien – etwa im Hinblick auf die EU, die UN oder auf spezifische Politik- und Rechtsregime – entwickelt werden.

 

 

P187 Umgehen mit der Klimakrise: Welche Rolle spielt die lokale Politik?

Organisator*innen:

  • Schulze, Kai, Prof.;Dr.; Technische Universität Darmstadt
    schulze@pg.tu-darmstadt.de
  • Schönefeld, Jonas, Dr.; Institut Wohnen und Umwelt (IWU)
    j.schoenefeld@iwu.de

 

Beschreibung:

Die fortschreitende Klimakrise verlangt schon heute erhebliche gesellschaftliche Anpassungs-leistungen, da zum Beispiel Hitzewellen und Starkniederschläge immer häufiger und intensi-ver werden. Gleichzeitig besteht viel Unsicherheit darüber, welchen konkreten Herausforde-rungen begegnet werden muss und welche Politiken und Maßnahmen dazu geeignet sind. Den Städten, Gemeinden und Landkreisen kommt in diesem Prozess eine besondere Rolle zu, da hier geeignete Anpassungspolitiken und –maßnahmen identifiziert und umgesetzt werden müssen. In Zeiten knapper Ressourcen besteht zudem die Hoffnung, dass sich innovative Poli-tiken und Maßnahmen innerhalb und über verschiedene Governance-Ebenen hinweg verbrei-ten und sich so nachhaltige Effekte einstellen. Für die lokale Politikforschung wirft die Kli-makrise daher vielfältige Fragen auf: Was für Klimaanpassungspolitiken werden auf lokaler Ebene entwickelt? Welche Art von Anpassungspolitiken verbreiten sich? Wie wirken sich EU-, Bundes- und Landespolitiken auf die lokale Ebene aus? Wie lassen sich die Entwicklung und Diffusion lokaler Anpassungspolitiken bzw. ihr Fehlen erklären? Welche Effekte zeigen lokale Maßnahmen in der Klimakrise? Wie lassen sich innovative Politiken und Maßnahmen fördern? Dieses Panel richtet sich an Beiträge, die sich den aktuellen Herausforderungen und Antwor-ten der lokalen Politik auf die Klimakrise im Sinne von Klimawandelanpassung widmen. Ge-fragt sind sowohl konzeptionelle als auch empirisch-analytische und vergleichende Arbeiten. Das Panel ist somit offen für alle theoretischen und methodischen Ausrichtungen.

 

P188 Unsichere Zeit(en). Konstruktivistische Perspektiven auf die Politik der Zeit und ihre Folgen für die Demokratie

Organisator*innen:

  • Hoffmann, Florian,  Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer
    fhoffmann@uni-speyer.de
  • Franke, Theresa,  Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
    theresa.franke@ovgu.de

 

Beschreibung:

Ob Wirtschaftskrisen, Klimawandel oder Pandemien: Unsichere Zeiten fordern politische Entscheidungen – doch politische Entscheidungen zeitigen ihrerseits Unsicherheit. Beides gilt insbesondere für Demokratien. Konstruktivistische Theorien der Politik reformulieren diesen Befund als Kontingenz sozialer Ordnung und fokussieren den Prozesscharakter ihrer politischen Bewältigung. Die Zeit erscheint somit selbst als ein Unsicherheitsfaktor, den Politik zwar nicht ausräumt, aber bändigt, transformiert und unter kontrollierten Bedingungen reproduziert. Dies verschiebt die Herausforderung demokratischer Politik in Zeiten der Unsicherheit in das Problem der politischen Implikationen der unsicheren Zeit und die Frage nach ihren Folgen für die Demokratie. Das Panel beleuchtet diese „Politik der Zeit“ auf drei Betrachtungsebenen:

  1. Unsichere Entscheidungen. Zeit konstituiert konkrete Entscheidungssituationen. Denn Entscheidungen werden in der Gegenwart, anhand von vergangenen und hinsichtlich künftiger Möglichkeiten getroffen. Zwischen Vergangenheit und Zukunft drängt die Geschichte auf Zukunftsprojektionen – aber Zukunft verunsichert die eigene Gegenwart.
  2. Unsichere Identitäten. Zeit strukturiert kollektive Identitäten. Denn im Zuge unsicherer Entscheidungen werden auch politische Zeithorizonte verhandelt. Zwischen Vergangenheit und Zukunft identifizieren sich Kollektive entlang gesellschaftlicher Konfliktlinien – gegenwärtige Entscheidungen verunsichern jedoch alle kollektiven Zeitbezüge.
  3. Unsichere Ordnungen. Zeit organisiert soziale Ordnungsbildung. Denn politische Strukturen kontrastieren die Unwägbarkeiten gesellschaftlichen Wandels. Zwischen Vergangenheit und Zukunft stabilisieren Entscheidungen und Identitäten hegemoniale Ordnungen – doch Wandlungsprozesse verunsichern alle Herrschaftsverhältnisse.

Das Panel lädt zu einem produktiven Austausch zu diesen und angrenzenden Zugängen aus unterschiedlichen Theorieperspektiven und hinsichtlich der zentralen Fragestellung ein: Inwieweit lassen sich vor diesem Hintergrund unsicherer Zeit demokratische Erinnerungspolitik und Zukunftsprojekte analytisch von autokratischem Geschichtsrevisionismus und Gesellschaftsplanung abgrenzen – oder beruht eine demokratische Politik der Zeit letztlich auf normativen Voraussetzungen?

 

P189 Verantwortung und keine Wahl? – Zum Verhältnis politischer Erwartungen an junge Menschen und deren (reale) Artikulationschancen

Organisator*innen:

  • Girnus, Luisa, Dr.; Universität Potsdam
    luisa.girnus@uni-potsdam.de
  • Behrens, Rico, Prof.;Dr.; Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
    Rico.Behrens@ku.de

 

Beschreibung:

Junge Menschen sind im politischen Diskurs unterrepräsentiert. Gleichzeitig sind sie als nachwachsende Generation im besonderen Ausmaß von den langfristigen Folgen heutiger politischer Entwicklungen betroffen (Rose 2019). Mit Blick auf den demographischen Wandel scheint junge Menschen eine Verantwortung zu treffen, die für sie kaum abzuschätzen ist. Sie müssen bspw. die politischen und sozialen Folgen des Klimawandels tragen, ohne maßgebenden Einfluss auf die politischen Entscheidungen der vergangenen und gegenwärtigen Zeit zu haben (Berndt/Vogt 2020). Auch in der derzeitigen Pandemie sind gerade sie zur Solidarität aufgerufen, während ihre Situation und ihre Bedarfe zunächst einmal gar nicht gehört worden sind und noch immer weitgehend hintenangestellt werden (Andresen et al. 2020). Was zukünftig bezüglich des Verhältnisses von politischen Erwartungen an junge Menschen einerseits und ihren politischen Artikulationschancen sowie ihrer Repräsentation im politischen Prozess andererseits zu erwarten ist und welchen Handlungsbedarf zur verbesserten Wahrnehmung oder auch Vertretung der Interessen junger Menschen es gibt, soll im Panel bearbeitet werden. Erwartet werden empirische sowie theoretisch-konzeptionelle Beiträge aus dem Bereich der politischen Kulturforschung, politischen Soziologie und der Politikdidak-tik, die u.a. folgende Fragen diskutieren:

  • Welche Gefahren bestehen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, wenn wenige junge Menschen in Zukunft für eine große Zahl alter Menschen aufkommen müssen?
  • Inwieweit verschärft sich ein Generationenkonflikt durch Klimawandel und Coronapan-demie?
  • Welche politischen Modelle entschärfen einen potentiellen Generationenkonflikt?
  • Wie können politische Interesse junger Menschen besser repräsentiert werden?
  • Kommt der politischen Bildung eine besondere Rolle als „Agentin“ politischer Interessen junger Menschen zu?

Andresen, S. et al. (2020) Erfahrungen und Perspektiven von jungen Menschen während der Corona Maßnah-men, in: file:///Users/lu/Downloads/Rusack_JuCo.pdf (29.11.2020).

Berndt, C. & Vogt, M. (2020) Jugend und weltgesellschaftliche Verantwortung am Beispiel von „Fridays for Fu-ture“, in: Puchert, L. & Schwerdtfeger, A. (Hrsg.) Jugend im Blick erziehungswissenchaftlicher Forschung. Opla-den.

Rose, M. (2019) All-affected, Non-identity and the Political Representation of Future Generations: Linking Inter-generational Justice with Democracy, in: Cottier, T., Lalani, S. & Siziba, C. (Hrsg) Intergenerational Equity: Envi-ronmental and Cultural Concerns, S. 32-51. Leiden, Boston.

 

P190 Verkehrswende und Energiewende: Die Potenziale ihrer Konvergenz

Organisator*innen:

  • Canzler, Weert, Dr.; Wissenschaftszentrum Berlin WZB
    weert.canzler@wzb.eu
  • Radtke, Jörg, Dr.; Universität Siegen
    radtke@politikwissenschaft.uni-siegen.de

 

Beschreibung:

Aus Klimaschutzgründen ist die Elektrifizierung des Verkehrs ein wichtiges Element der Verkehrswende. Nach Stand der Dinge ist der batteriebasierte Elektroantrieb der aussichtsreichste Kandidat, zumal die Batterien künftig kostengünstiger produziert werden können und zudem leistungsfähiger werden. Auf längere Sicht dürfte auch das mit einer Brennstoffzelle – gespeist von grünem Wasserstoff – versorgte E-Fahrzeug seinen Platz haben, zumindest im Lkw- und sonstigen Nutzfahrzeugbereich. Eine Elektrifizierung macht jedoch nur Sinn macht, wenn Erneuerbare Energien genutzt werden. Ihre Besonderheit liegt darin, dass sie dezentral gewonnen werden und zugleich fluktuierend auftreten. Um einen Ausgleich zwischen dem so genannten Dargebot und der Nutzung von Erneuerbaren zu schaffen, werden alle Verbrauchssektoren – Strom, Wärme und Transport – zunehmend mit einander gekoppelt, um so Flexibilitäten im Gesamtsystem zu schaffen. Das verbirgt sich hinter dem technischen Konzept der Sektorkopplung. Doch ist die Verkehrswende mehr als eine Antriebswende. Um den Verkehr zu transformieren ist zum einen eine verbindliche Ausstiegsperspektive für den Verbrennungsmotor festzulegen. Zum anderen müssen der Öffentliche Verkehr und die aktive Mobilität, also das Zufußgehen und das Radfahren auch zu Lasten des privaten Autos, konsequent gefördert werden. Alle politischen Ebenen sind gefordert, vor allem aber die Kommunalpolitik: von einer systematischen Parkraumbewirtschaftung bis zum Rückbau von Straßen und Parkflächen ist eine kommunale Verkehrswendestrategie mit erheblichen Konflikten verbunden.

Vor diesem Hintergrund sollen in der Session eine Reihe von Aspekten behandelt werden, u.a. hinsichtlich der Governance, der Akteure und der Akzeptanz:

  • Governance: Verkehrswende als Projekt in der Mehrebenenpolitik
  • Akteure: Kommunale Strategien der Verkehrswende
  • Akzeptanz: Partizipation in der Verkehrswende

 

P191 Verschwörungsdenken als autoritärer Coping-Mechanismus in einer unsicheren Welt

Organisator*innen:

  • Christoph, Stefan,  Universität Regensburg
    Stefan1.Christoph@rz.uni-regensburg.de
  • Schönberger, Marlene,  Ludwig-Maximilians-Universität München
    Marlene.Schoenberger@gsi.uni-muenchen.de

 

Beschreibung:

Dass Verschwörungsdenken vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie in der öffentlichen Wahrnehmung zunimmt, ist wenig überraschend: Schon immer dienten konspiratorische Ideen als Erklärungsansätze für Pandemien. So beschreibt Cassius Dio, Kriminelle seien für absichtliche Ausbreitung der antoninischen Pest bezahlt worden (Dio 73, 14). Aus der Zeit der Großen Pest stammen antisemitische Brunnenvergiftungslegenden. Unsicherheit wie in Pandemiezeiten ist ein zentraler Ursachenfaktor für Entstehung und Verbreitung von Verschwörungsdenken.

Autor*innen streiten sich darüber, ob Verschwörungsideologien in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch die steigende Unsicherheit in einer globalisierten und unüberschaubaren Welt tatsächlich zugenommen haben oder ob sie nur eine größere mediale Verbreitung finden. Unstrittig scheint aber, dass sie – auch schon vor der Corona-Pandemie –  einen deutlich wahrnehmbaren Platz im gesellschaftlichen und politischen Diskurs einnehmen.

Dabei reicht Unsicherheit alleine nicht als Erklärungsstrategie für die Ausbreitung von Verschwörungsdenken aus. Autoritäre Weltbilder sind Grundlage für die Entstehung von Verschwörungsideologien, die auf einem intentionalen Geschichtsbild beruhen. Zugleich scheinen Verschwörungsideologien Teil populistischer Heilsversprechen zu sein: Die Weiterverbreitung von Verschwörungsideologien manifestiert sich als zentrale populistische Strategie, möglicherweise begründet durch den autoritären Charakter der Verschwörungsideologien gleichzeitig aber die Nähe des Populismus zum Autoritarismus.

Beiträge können insbesondere die folgenden Themenkomplexen behandeln:

  • Inhaltlich-vergleichende Betrachtungen (vergleichende inhaltliche Kategorisierung; Nähe zum Antisemitismus)
  • Betrachtungen aus dem Bereich Demokratie- und Transitionsforschung (Auswirkung auf Stabilität oder Legitimität von Systemen; Auswirkungen auf Parteiensysteme und Mechanismen der Entscheidungsfindung; Rolle von Verschwörungsideologien bei Systemwechseln, insbesondere der jüngeren Geschichte)
  • Betrachtungen und Ansätze aus dem Feld der politischen Bildung (Sprachlosigkeit der liberalen Demokratie; Stärkung der liberalen Demokratie; Ansätze zu einem liberaldemokratischen Narrativ – jeweils bezogen auf Verschwörungsideologien)

 

P192 Verschwörungstheorien, Esoterik und religiöser Fundamentalismus: Religion als Triebkraft autokratischer Vorstellungswelten im digitalen Zeitalter?

Organisator*innen:

  • Pickel, Gert, Prof.;Dr.; Universität Leipzig
    pickel@rz.uni-leipzig.de
  • Borucki, Isabelle, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    isabelle.borucki@uni-due.de

 

Beschreibung:

Im Kontext der Anti-Corona-Maßnahmen Demonstrationen stehen Verschwörungsmythen und Verschwörungserzählungen gegenwärtig stark im Blickpunkt politischer und öffentlicher Debatten, gerade in sozialen Medien und angetrieben über Messenger-Dienste. Sehen die einen in den Demonstrationen eine weitere Ausdrucksform – teilweise berechtigten – politischen Protestes, erkennen andere in ihnen die Brückenkonstruktionen zu antidemokratischen Haltungen und Mobilisierungen. Immer häufiger werden dabei Religion und die religiöse Motivation von Demonstrationsbeteiligten wie auch Anhänger:innen von Verschwörungserzählungen sichtbar.  Bereits Theodor Adorno (1954) hatte Esoterik als eine Kernkomponente solcher Verschwörungserzählungen, mit Bezügen zum Antisemitismus, ausgemacht. Die Nähe fundamentalistischer Evangelikaler zu Verschwörungserzählungen ist spätestens seit der Präsidentschaft Donald Trumps in den USA und den Nachbeben der letzten Präsidentschaftswahl dort kein Geheimnis mehr. Insbesondere Trumps Twitter-Regierungsstil führte zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft hinsichtlich Religiosität und Esoterik-Glauben. Befeuert über verschiedene Social Media-Kanäle wurden antidemokratische Haltungen sichtbarer.

Doch welche Rolle spielen Religiosität und religiöse Positionen wirklich für Verschwörungserzählungen und eine Verschwörungsmentalität? Sind es nur religiöse Fundamentalist:innen und Esoteriker:innen, welche sich ihnen öffnen und sich antidemokratisch mobilisieren lassen? Oder sind es gar hochreligiöse Menschen, welche offen sind für solche Formen der Kontingenzbewältigung? Wie stehen die Kirchen diesen Erscheinungen gegenüber? Welche Rolle spielen Digitalisierung und neue Medien?

In dem offenen Panel sind theoretische wie auch empirische Beiträge willkommen. Eine internationale Perspektive und vergleichende Forschungszugänge sind erwünscht. Eine geschlechtergerechte Beteiligung auch von Nachwuchswissenschafter:innen wird gesichert. Einreichungen auf den offenen Call for Papers, die nicht zum Vortrag berücksichtigt werden können, werden digital zur Diskussion gestellt.

 

 

P193 Von der Bewegung zur Partei. Das Zusammenspiel von Parteien und sozialen Bewegungen im internationalen Vergleich

Organisator*innen:

  • Weissenbach, Kristina, Dr.; Universität Duisburg-Essen / University of Washington
    kristina.weissenbach@uni-due.de
  • Bolleyer, Nicole, Dr.;Prof.; University of Exeter / Ludwigs-Maximilians-Universität München
    N.Bolleyer@exeter.ac.uk

 

Beschreibung:

Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung in unterschiedlichen nationalen Kontexten ist häufig gemein, dass sich die Bürgerinnen und Bürger eines Staates nicht mehr ausreichend von etablierten Parteien vertreten fühlen und sich deswegen in sozialen Bewegungen engagieren und organisieren. Insbesondere seit der Wirtschafts- und Finanzkrise konnten wir ein gesteigertes Interesse an hybriden Organisationsformen und den Durchbruch neuer Parteien beobachten, die entweder organisatorisch aus Bewegungen (Movements) entstanden sind oder sich mit diesen zusammengeschlossen haben. Auch konnte die Institutionalisierung neuer Parteien beobachtet werden, die vor allem rhetorisch auf dem ‚Movement-Image‘ aufbauen, wie man es am Beispiel der spanischen Partei Podemos beobachten kann (Barberà/Bario/Rodríguez-Teruel 2019; Weissenbach 2020). Vor allem im südeuropäischen Raum zeigen sich mit der Etablierung neuer Parteien wie Syriza, Movimento 5 Stelle oder Podemos Beispiele die auf sehr unterschiedlichen Interaktionsmustern zwischen Bewegung(en) und Parteiorganisation aufbauen (della Porta 2017; Barberà/Bario 2019; Gerbaudo 2019). Auch La République en Marche in Frankreich oder das parallele Erstarken der Alternative für Deutschland und der Protestbewegung Pegida zeigen weitere Spielarten dieses Gesamtphänomens.

Hutter, Kriesi und Lorenzini (2019) bezeichnen Zeiten der Unsicherheit und Krisen der Repräsentation als ideale Voraussetzung für die Gründung von Organisationen, die Facetten von Netzwerken und Bewegungen einerseits und Parteien andererseits verbinden. Kitschelts (2006) Definition von „Bewegungsparteien“ als Koalitionen von Aktivistinnen und Aktivisten bildet dabei häufig die Grundlage. Almeida (2010) spricht in diesem Kontext vom „social movement partyism“, Bennett und Segerberg (2013) von „connective action networks” und vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung von (Partei-)Organisation von „connective parties“ (Bennett, Segerberg und Knüpfer 2017). Hier zeigt sich, dass internet-basierte Technologien und das Verständnis horizontaler und netzwerkartiger Aushandlungsprozesse die Art und Weise wie sich soziale Bewegungen und daraus entstandene Parteien organisieren und mobilisieren verändert (e.g., Bolleyer et al. 2015; Castells 2015; Bennett 2005; Weissenbach/Beyer 2020).

Nachdem die Sozialwissenschaften lange zwischen Bewegungsforschung, Forschung zu Zivilgesellschaft und Parteienforschung getrennt haben, wurden zuletzt stärker Versuche unternommen diverse Stränge (wieder) zusammenzubringen (McAdam/Tarrow, 2010, 2013; Schwartz 2010; Hutter/Kriesi 2013; della Porta et al. 2017; Jun 2019; Bolleyer/Correa 2020; i.E.), eine Entwicklung auf der das geplante Panel aufbaut. Das Panel ist an theoretisch-konzeptionellen, sowie empirischen (sowohl international vergleichenden als auch fallstudien-orientierten) Beiträgen interessiert. Folgende Schwerpunkte sollen diskutiert werden:

1. Erklärungen des Zusammenspiels von sozialen Bewegungen und politischen Parteien

Welche Erklärungsfaktoren beeinflussen die Art der Interaktion zwischen sozialen Bewegungen und (alten und neuen) Parteien?

2. Prozess der Formierung von „Bewegungsparteien“ und deren Institutionalisierung

Unter welchen Bedingungen entstehen neue Parteien aus Bewegungen?

Wie verlaufen Formierungsphasen neuer Parteien aus Bewegungen? Welche Interaktionsmuster sind zu beobachten?

Welche Faktoren erklären den Erfolg/Misserfolg solcher Formierungsprozesse?

Welche Bedeutung hat der Ursprung einer neuen Bewegungspartei für ihre Institutionalisierung?

3. Konsequenzen von „Bewegungsparteien“

Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Aufkommen neuer „Bewegungsparteien“ für ‚traditionelle‘ Parteien (Organisation, Programmatik) und die Entwicklung von Parteiensystemen?

Welchen Effekt haben „Bewegungsparteien“ auf Demokratie?

 

 

P194 Wahl mit Auswahl. Demokratisierung der Parteivorsitzendenwahl

Organisator*innen:

  • Höhne, Benjamin, Dr.; Institut für Parlamentarismusforschung (IParl)
    hoehne@iparl.de
  • Küppers, Anne, Dr.; Friedrich-Schiller-Universität Jena
    anne.kueppers@uni-jena.de

 

Beschreibung:

Studien schätzen, dass in westlichen Demokratien mittlerweile zwischen 30 und 50 Prozent aller Parteien ihren Mitgliedern ein direktes Mitspracherecht bei der Personalauswahl gewähren. Die deutschen Parteien haben sich dem internationalen Trend hin zu mehr Mitsprache für die Mitglieder bei der Auswahl des Spitzenpersonals bislang jedoch (weitestgehend) verweigert, sodass Deutschland lange Zeit als Beispiel für außerordentliche Stabilität bei den Verfahren der Parteivorsitzendenwahl galt und die deutschen Parteien in komparativen Studien zu Leadership Selection Change oft kaum Beachtung fanden. Eine gravierende Veränderung stellen die jüngsten Vorsitzendenwahlen in den Bundesparteien von CDU und SPD dar, bei denen es gleich mehrfach zu sogenannten ‚Kampfkandidaturen’ kam und die Parteimitglieder über Regionalkonferenzen bzw. eine konsultative Befragung in den Entscheidungsfindungsprozess eingebunden wurden. Mit dieser ‚Demokratisierung‘ vollziehen die deutschen Parteien einen internationalen Trend nach, setzen aber gleichzeitig mit den zunehmend verbreiteten Doppelspitzen neue Akzente. Das Panel will Erscheinungsformen, Ursachen und Folgen der ‚Demokratisierung‘ näher beleuchten. Eingeladen sind Beiträge, die die Wahl von Parteichefs in der Bundesrepublik zum Gegenstand haben, genauso wie solche, die vergleichende Perspektiven einnehmen.

Folgende Fragestellungen können aufgegriffen werden:

  • Welche Erscheinungsformen nimmt die ‚Demokratisierung‘ im Hinblick auf Dezentralisierung, Formalisierung, Öffnung zur Parteiumwelt, Inklusion, Wettbewerb oder Digitalisierung an?
  • Welche Ursachen auf der gesellschaftlichen sowie der parteiorganisationalen Ebene liegen den Demokratisierungsentscheidungen zugrunde?
  • Welche Effekte haben ‚Demokratisierungen‘ auf der parteiorganisationalen Ebene (z.B. Folgen für die Mitgliederentwicklung), auf der Ebene des Parteiensystems (z.B. in Form von ‚Ansteckungseffekten‘ zwischen den Parteien) sowie für die Parteien in öffentlichen Ämtern, d.h. in Parlamenten und Regierungen (z.B. für die Stabilität von Koalitionen)?
  • Wie lässt sich der Wandel bei der Führungsauswahl demokratietheoretisch bewerten?

Wir freuen uns ausdrücklich über Vorschläge von Nachwuchswissenschaftler*innen.

 

P195 Wahl und Auswahl von Gestaltungsoptionen in Politikwandel- und Policy-Lernprozessen

Organisator*innen:

  • Plümer, Sandra,  Universität Duisburg-Essen, NRW School of Governance
    sandra.pluemer@uni-due.de
  • Schiffers, Maximilian, Dr.; Universität Duisburg-Essen, NRW School of Governance
    maximilian.schiffers@uni-due.de

 

Beschreibung:

Wahlen sind zentraler demokratischer Kristallisationspunkt für Debatten um die politische Lösung gesellschaftlicher Probleme. Allerdings machen Wahlen als Richtungsentscheidungen das zukünftige Regierungshandeln nicht „alternativlos“. Vielmehr werben die politischen Entscheidungs- und Einflussträger*innen für verschiedene Optionen der Politikgestaltung, denn auch hier haben politische Akteure die Wahl. An diese doppelte Bedeutungsebene des Tagungsthemas setzt das Panel an und thematisiert Politikgestaltungsprozesse im Sinne von Policy Making.

Im Fokus stehen Prozesse und Mechanismen von Politikwandel und Policy-Lernen, die sich gegen die Beharrungskräfte des Status Quo und Pfadabhängigkeiten durchsetzen. Doch wie genau werden die Policy Agenden von verschiedenen Akteuren – Regierungen, Parlamentsfraktionen, Interessengruppen, Gerichte – gestaltet? Wie lassen sich Mechanismen des Wandels und Lernens konzeptionell und empirisch fassen – oder deren Ausbleiben systematisch skizzieren? Die steigende Komplexität von Entscheidungsfindungsprozessen sowie die Zunahme an spezialisiertem Policy-Wissen zeigen, dass es auch abseits von Wahlen und Abstimmungen lohnt, sich diesem Thema zu widmen. Insbesondere Beiträge zu folgenden Fragestellungen sind herzlich willkommen:

  • Wie vollziehen sich Politikwandel- und Lernprozesse in verschiedenen Politikfeldern?
  • Wie werden Entscheidungs-, Austausch- und Interaktionsprozesse im Spannungsfeld von Kooperation und Konfrontation strukturiert?
  • Welche Rolle spielen politikfeldspezifische Arbeitskulturen, strittige Policy-Wissensstände, Aufmerksamkeitszyklen sowie der Eindruck von Erfolg und Scheitern im politischen Diskurs?

Um diese Thematiken zu untersuchen, begrüßen wir Papiere, die sowohl etablierte Akteure der Regierungs-, Policy- und Interessengruppenforschung, als auch neue und diffuse Akteure in den Blick nehmen. Die Papiere können einer empirischen oder theoretisch-konzeptionellen Orientierung folgen, unterschiedliche Policies skizzieren sowie verschiedene Analyseebenen und methodische Zugänge einnehmen.

 

 

P196 Wahlsystempräferenzen und Wahlsystemreform

Organisator*innen:

  • Linhart, Eric, Prof.;Dr.; Technische Universität Chemnitz
    eric.linhart@phil.tu-chemnitz.de
  • Bytzek, Evelyn, Dr.; Universität Koblenz-Landau
    bytzek@uni-landau.de

 

Beschreibung:

Mittels Wahlen verleiht der Souverän in Demokratien seine Macht an Repräsentanten; Wahlen gehören damit zu den Kernelementen repräsentativer Demokratien. Nach welchen Prinzipien und Modi dies geschieht, regeln Wahlsysteme. Da die Frage der Machtverteilung entscheidend von dem jeweiligen Wahlsystem abhängt, kommt Wahlsystemen eine große Bedeutung zu. Während die personalisierte Verhältniswahl in der Bundesrepublik lange Zeit als Vorbild eines gelungenen Wahlsystems galt (und teilweise immer noch gilt), sind in jüngerer Zeit auch verstärkt Mängel dieses Systems in den Vordergrund getreten. Exemplarisch seien die Möglichkeit des negativen Stimmgewichts bis zur Bundestagswahl 2009 genannt, sowie ein unnötig komplexer Modus der Stimmverrechnung seit der Wahl 2013, der das Resultat einer Reform ist, durch die das negative Stimmgewicht beseitigt werden sollte.

Dass weiterer Reformbedarf des Wahlsystems besteht, ist weitgehend unbestritten. Wie die Reform im Detail aussehen soll, darüber herrscht allerdings sowohl in der Politik als auch in der Politikwissenschaft Uneinigkeit. Diese Uneinigkeit beruht zumindest teilweise auf unterschiedlichen Vorstellungen darüber, welche Funktionen ein Wahlsystem idealerweise erfüllen soll. Während hier eine Debatte über konkrete Vorschläge lebhaft geführt wird, finden eine Ebene tiefer Diskurse über wünschenswerte Eigenschaften seltener statt. Insbesondere die Präferenzen des Souveräns, der Wahlbevölkerung, wurden bislang nur sporadisch untersucht. Mit ähnlichen Herausforderungen sind auch andere Staaten konfrontiert.

Das Panel soll dazu beitragen, diese Lücke zu verkleinern. Entsprechend heißen wir Beiträge willkommen, die sich – mit Blick auf Deutschland oder auch darüber hinaus – vor dem Hintergrund funktionaler Anforderungen an Wahlsysteme mit Reformoptionen beschäftigen, aus der Analyse bestehender Wahlsysteme Empfehlungen ableiten, und/oder diesbezüglich die Wählerperspektive in den Blick nehmen.

 

P197 Warum (noch) wählen? Demokratie und die Digitalisierung des Demos

Organisator*innen:

  • Thiel, Thorsten, Dr.; Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft / WZB
    thorsten.thiel@wzb.eu
  • Jungherr, Andreas, Prof.;Dr.; Friedrich-Schiller-Universität Jena
    andreas.jungherr@uni-jena.de

 

Beschreibung:

Die datenintensive Vernetzung von Wählerschaft und Repräsentant:innen ist ein Großtrend der letzten Dekade. Was zu Beginn des Jahrtausends noch als digitaler Wiedergewinn der bürgernahen und subsidiären „Jeffersonian Democracy“ begrüßt wurde, wird gegenwärtig aber sehr viel skeptischer diskutiert. Herausgegestellt werden die Risiken von Manipulation und Bevormundung sowie der Einfluss von Werbeindustrie und Plattformunternehmen. Eine umfassende Verunsicherung über das Auseinanderfallen des medialen Erfahrungsraums und des demokratischen Erwartungshorizonts politischer Willensbildung ist spürbar. Das Vertrauen in demokratische Entscheidungsfindung sinkt, während das allgemeine Gefühl von Unsicherheit in westlichen Demokratien steigt. Während die Vermessung des politischen Subjekts als solches - bspw. durch die Demoskopie - eine lange Tradition hat und politikwissenschaftlich als gut reflektiert gelten darf, steht die Untersuchung der digitalen Vermessung des Demos noch ganz am Anfang. Demokratische Anforderungen an reflektierte Willensbildung der Bürger*innen treffen hier auf mediale Umgebungen, in denen die Datennutzung nicht alleine mit dem Versprechen auf Einsicht, sondern auf Steuerung verbunden ist. Topoi der Verfügbarkeit, kybernetische Steuerungsutopien und behaviouristische Konzepte auf Basis psychometrischer Profilbildung setzen, verbunden mit den Anreizen der Plattformökonomie, das Leitbild der urteilsfähigen Bürger*in als Referenzpunkt demokratischer Legitimität unter Druck. Die Gefahr einer Autokratisierung mittels Kontrolle und gezielter Manipulation nimmt zu.

Das Panel wird demokratietheoretische Perspektiven und Diskurse in der empirischen Politikforschung zu Wahlen und Digitalisierung zusammenbringen, um so neue Perspektiven  auf Wahlen, Wählerbeobachung  und politische Willensbildung zu generieren. Im Fokus steht die Frage,welche Formen der Datafizierung im Kontext von Wahlen zu beobachten sind und welche Folgen sich daraus für die Demokratie ergeben.

 

P198 Wir haben die Wahl! Verwaltungspolitik im Zeitalter der Digitalisierung

Organisator*innen:

  • Klenk, Tanja, Prof.; Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
    tanja.klenk@hsu-hh.de
  • Döring, Matthias, Dr.; University of Southern Denmark
    mdoering@sam.sdu.dk

 

Beschreibung:

OZG, Registermodernisierung, KI, digitale Daseinsvorsorge und digitale Souveränität – die Agenda der Verwaltungspolitik wird gegenwärtig stark von digitalen Themen bestimmt. Sowohl im Bund als auch auf Ebene der Länder und Kommunen wurden in den vergangenen Jahren viele Digitalisierungsvorhaben auf den Weg gebracht. Bei der Wahl zwischen einer Weberschen Bürokratie 2.0 und einer datengetriebenen, agilen und automatisierten Verwaltung 4.0 fiel die Entscheidung in den vergangenen Jahren meist auf basale Formen der Digitalisierung, bei der das digitale Format als zusätzlicher Kanal für die alltäglichen Interaktionen mit Bürger*innen und Politik, für die Steuerung und Organisation interner Prozesse und die Speicherung von Vorgängen integriert wurde. Grundlegende Strukturreformen wurden jedoch tendenziell vermieden.

Mit der Corona-Pandemie scheint es in der Verwaltungspolitik jedoch zu einem Wendepunkt gekommen zu sein. Die Pandemie wird von vielen als der Katalysator gesehen, der den Transformationsprozess beschleunigt und der digitalen Verwaltung 4.0 zum Durchbruch verhilft. Nachdem Deutschland im europäischen Vergleich lange Jahre als Schlusslicht der Verwaltungsdigitalisierung galt, wurden im Kontext der Krise in den vergangenen Monaten viele Entscheidungen im Eiltempo getroffen und umgesetzt. Was bleibt? Wie wird sich die Verwaltung dauerhaft verändern? Und welche Effekte sind zu erwarten?

Vor diesem Hintergrund will das Panel den Stand und die Perspektiven der Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland kritisch reflektieren. Erwünscht sind Beiträge, die sich entweder theoretisch-konzeptionell oder empirisch mit Verwaltungsdigitalisierung auf unterschiedlichen politischen Ebenen (Bund, Länder oder Kommunen), in unterschiedlichen Politikfeldern oder in unterschiedlichen Ländern befassen und Reformprozesse betrachten, die entweder im Kontext der Corona-Pandemie oder bereits zuvor angestoßen wurde. Darüber hinaus sind Beiträge willkommen, die methodisch innovative Verfahren aus den Data Sciences (bpsw. Machine Learning) auf verwaltungswissenschaftliche Kontexte anwenden.

Das Panel wird von der Sektion Policy Analyse und Verwaltungwissenschaft sowie FoJuS, der Untergliederung für Wissenschaftler*innen in der Qualifzierungsphase, unterstützt. Die Beteiligung von Wissenschaftler*innen in der Qualifizierungsphase ist ausdrücklich erwünscht.

 

 

P199 Wirtschaftspolitische Konflikte im 21. Jahrhundert

Organisator*innen:

  • Bremer, Björn, Dr.; Max-Planck Institut für Gesellschaftsforschung
    bremer@mpifg.de
  • Neimanns, Erik, Dr.; Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung
    neimanns@mpifg.de

 

Beschreibung:

Der kumulative Einfluss der Finanzkrise 2007-2008, der Krise in der Eurozone und der COVID-19-Pandemie, sowie der säkularen Stagnation, haben zu einer außergewöhnlichen Politisierung von Wirtschaftspolitik geführt und Zweifel an technokratischen Steuerungsansätzen aufkommen lassen. Dennoch hat die Politikwissenschaft die politischen Konflikte im Zusammenhang mit Wirtschaftspolitik im einundzwanzigsten Jahrhundert bislang nicht adäquat untersucht. Es fehlt ein klares Verständnis darüber, wie sich die distributiven Konsequenzen verschiedener wirtschaftspolitischer Maßnahmen politisch niederschlagen, sowie über die Ausgestaltung der gesellschaftlichen Unterstützung für verschiedene Maßnahmen und Ansätze. Welche Präferenzen haben Wähler*innen gegenüber wirtschaftspolitischen Maßnahmen wie fiskalischer Austerität, quantitative easing oder Zentralbankunabhängigkeit? Wie schaffen es politische oder wirtschaftliche Eliten Unterstützung für ihre gewünschte Politik zu generieren? Was sind die wahlpolitischen Auswirkungen unterschiedlicher wirtschaftspolitischer Ansätze? Dieses Panel beschäftigt sich mit diesen und ähnlichen Fragen. Ziel ist es, zu verstehen, warum und wie sich die Wirtschaftspolitik in den letzten Jahren von einem technokratischen Verständnis mit lediglich geringer Salienz in der öffentlichen Wahrnehmung in den Bereich einer hohen Salienz verlagert hat und welche Auswirkungen dieser Wandel hat. Das Panel ist offen für Beiträge, die sich mit verschiedenen Bereichen von Wirtschaftspolitik befassen (z.B. Fiskalpolitik, Geldpolitik, internationale Wirtschaftspolitik) und begrüßt sowohl quantitative als auch qualitative empirische Forschung. Es zielt darauf ab, neue theoretische Ansätze und empirische Einsichten über das Verhältnis von Politik und Wirtschaft zu generieren, um zu verstehen, warum politische Akteure mitunter ökonomisch suboptimale Lösungen umsetzen und was die politischen Konsequenzen solcher wirtschaftspolitischer Maßnahmen sind.

 

P200 Wissenschaft und Wissenschaftskritik in Zeiten des Populismus

Organisator*innen:

  • Mauer, Heike, Dr.; Universität Duisburg-Essen
    heike.mauer@uni-due.de
  • Dormal, Michel, Dr.; RWTH Aachen
    michel.dormal@ipw.rwth-aachen.de

 

Beschreibung:

Die Rolle von Wissenschaft in modernen Demokratien ist von zwei gegenläufigen Tendenzen geprägt. Einerseits gewinnt eine professionalisierte und spezialisierte Wissenschaft angesichts komplexer globaler Probleme an Sichtbarkeit und Gewicht. Zugleich existieren vielfältige Prozesse der gesellschaftlichen Aneignung und Kontestation von Wissen. So zeigte etwa der öffentliche Umgang mit Wissenschaftler*innen in der Corona-Pandemie, dass die Wissensproduktion mit einem Transparenz- und Kontrollgebot konfrontiert wird, das bislang auf politische Amtsinhaber*innen begrenzt war.

Erstere Tendenz entspricht grob der Idee einer „Kompetenzdemokratie“ (Willke), die auf kognitive Problemlösungsmechanismen als Legitimationsressource umstellt, zweitere einer „Aneignungsdemokratie“ (Rosanvallon), die eine breite Verfügung über und Partizipation an Wissen als genuine demokratische Praxis begreift. Erstere hat jedoch eine offene Flanke für expertokratische Rationalisierungen von Politik, die zweite für populistische Elitenkritik.

Bisweilen verschränkt sich beides auch unmittelbar: So kritisieren rechtspopulistische Milieus einerseits unliebsame Wissenschaften wie etwa die Gender Studies als ideologisierte „Pseudowissenschaft“ und berufen sich formal auf das Ideal einer harten, objektiven Wissenschaftlichkeit. Oft nimmt diese Kritik die Form einer Polemik an, bezieht sich auf ‚gefühlte‘ Fakten und bringt den ‚gesunden Menschenverstand‘ gegen wissenschaftliche Expertise in Stellung. Auch in anderen Kontexten wie der Klima- oder Sicherheitspolitik und jüngst der Corona-Krise kultivieren rechtspopulistische Milieus das Feindbild einer elitären, vom Volk entfremdeten Wissenschaft.

Wie sind solche Ambivalenzen vor dem Hintergrund der skizzierten gegenläufigen Tendenzen demokratischer Wissensgesellschaften einzuordnen? Existieren andere, nicht-populistische Formen der Vermittlung? Welche Wahl haben wir, um das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Demokratie zu gestalten? Zu diesen Themenkomplexen suchen wir konzeptionelle Überlegungen sowie exemplarische Fallstudien aus allen politikwissenschaftlichen Teilbereichen, gerne mit geschlechtertheoretischem Fokus.

 

P201 Zeit sozialwissenschaftlicher Wahrheit? Legitimations-(Ver-)Handlungen in Bildung und Schule

Organisator*innen:

  • Klee, Andreas, Prof.; Universität Bremen, Institut für Politikwissenschaft
    aklee@uni-bremen.de
  • Grün-Neuhof, Julia, Dr.; Universität Bremen, Zentrum für Arbeit und Politik
    juneuhof@uni-bremen.de

 

Beschreibung:

Politisches Handeln kann als ungerecht oder gerecht, richtig oder falsch, rechtmäßig oder unrechtmäßig anerkannt werden. Welche Relevanz, Rolle und Formen haben Wissenswahrheiten bei dem Zustandekommen legitimer Entscheidungen und in welchen (digitalen) sozialen Räumen entstehen sie? Die Fragen werden in dem Panel unter den Aspekten von Schule und Bildung diskutiert. Zum einen stellt Schule einen sozialen Raum dar, der dauerhaft in Wandlungsprozesse verwickelt und durch deren Implikationen in seinem institutionellen Selbstverständnis herausgefordert ist. Es ist ungeklärt, wie Prozesse der Vertrauenserosion von Schule als „Wissens- und Wahrheitsgarantin“ mit Herausforderungen der Demokratie zusammenspielen. Zum anderen produzieren und reproduzieren Bildungsakteure Wissenswahrheiten und tragen dazu bei, wie Wissen Geltung und Gültigkeit erlangt. Konkret, aber auch gesamtgesellschaftlich bedeutsam ist, was passiert, wenn die Legitimität des von Lehrkräften präferierten Wissens nicht mehr unhinterfragt bleibt, die Frage nach Wahrheit der Wissensbestände sich pluralisiert und stärker als ‚Glaubensfrage‘ (Frage der Überzeugung/Meinung/Haltung/Einstellung) verhandelt wird.

Ziel des Panels ist es, gemeinsam den Forschungs- und Themenkomplex von Wissen/Wahrheit, Demokratie und Schule/Bildung reflektierend weiter zu entwickeln und konkrete Antworten auf Legitimitäts-(Ver-)Handlungen und deren strukturellen Kontexte zu finden. Das Panel soll Fragen nach dem Zustandekommen legitimer Entscheidungen sowohl mit Blick auf Wissenspraktiken im politischen Schulunterricht und innerhalb demokratischer Schulbildung sowie deren strukturellen Rahmungen in Form von Zugängen zu Wissen, Wissensregimen und Netzwerken nachgehen, die zentrale thematische Bedeutung für die politische Bildung und Schulgovernance haben. Dazu zählen empirische und theoretische Beiträge insbesondere aus politischer Bildungsforschung und Politikdidaktik, Demokratieforschung und politischer Soziologie. Eingereicht werden können quantitative und qualitative Zugänge ebenso wie konzeptionelle didaktische Beiträge.

 

P202 Geld- und Fiskalpolitik im Wandel: Verliert Austeritätspolitik ihre gesellschaftliche Basis?

Organisator*innen:

  • Scherrer, Christoph, Dr.; Prof.; Universität Kassel
    scherrer@uni-kassel.de
  • Wullweber, Joscha, Dr.; Prof.; Universität Witten/Herdecke
    Joscha.Wullweber@uni-wh.de

 

Beschreibung:

Seit der Finanzkrise ist geldpolitische Lockerung zur Norm geworden. Die wichtigsten Zentralbanken der Welt haben in signifikanter Weise die Kriterien für den Aufkauf von Schuldpapieren aufgeweicht. Entsprechend haben sich ihre Bilanzen stark erhöht. Die bereits in der globalen Finanzkrise 2007-2009 gezeigte Bereitschaft, die Staatsverschuldung drastisch zu steigern, ist seit der COVID-19 Pandemie noch ausgeprägter. Bereits zuvor hat die drastische Steuersenkung in den USA die dortige Staatsverschuldung massiv in die Höhe getrieben. Gerade in den USA und in Großbritannien wurde dieser Kurswechsel von Parteien betrieben, die sich zuvor für geldpolitische Zurückhaltung und fiskalische Austeritätspolitik eingesetzt haben. Dieser Wandel wirft Fragen auf, die das Panel diskutieren möchte:

  • Welche gesellschaftlichen Gruppierungen und welche Expert*innengemeinden haben ihre geld- und fiskalpolitische Vorstellungen im letzten Jahrzehnt geändert?
  • Welche Diskursfiguren unterstützen den Einstellungswandel?
  • Inwiefern haben die konkreten Erfahrungen ausbleibender inflationäre Tendenzen trotz expansiver Geld- und Fiskalpolitik zum Sinneswandel beigetragen?
  • In welchem Zusammenhang steht dieser geld- und fiskalpolitische Wandel zum Phänomen der Finanzialisierung?
  • Inwiefern werden Geldtheorien aus dem heterodoxen, progressiven Lager von den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, die sich zuvor für Austeritätspolitik eingesetzt haben, aufgegriffen?
  • Inwiefern ist dieser Wandel im Kontext des aufstrebenden nationalistischen, autoritären Populismus zu verstehen?