Emotionen spielen für die Dynamik lokaler Konflikte eine zentrale Rolle. In Zeiten zunehmender sozialer Polarisierung, umstrittener Migrations- und Klimapolitik und sich verschärfender Spannungen um die gebaute Umwelt wird dies einmal mehr deutlich. Um aktuelle Konflikte im Zusammenhang mit Rechtspopulismus, Migration, Klimawandel oder Flächenknappheit zu bearbeiten, greifen argumentative Auseinandersetzungen häufig zu kurz, wenn sie nicht auch deren emotionale Dimensionen einbeziehen. Zu verstehen, wie Affekte und Emotionen in Konflikten wirken, ist daher von entscheidender Bedeutung, um aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu begreifen.
Der Forschungsverbund "Lokale Konflikte und Emotionen in Urbanen Räumen – Transdisziplinäre Konfliktforschung in Wissenschaft-Praxis-Kooperationen" (LoKoNet) lädt Interessierte, die zu Konflikten, Raumfigurationen und Emotionen arbeiten, zum Austausch darüber ein, wie emotionale Dynamiken mit räumlichen Praktiken und sozialen Konflikten im Lokalen verflochten sind. In Anlehnung an den ‚emotional turn‘ in den Sozialwissenschaften betrachten wir Emotionen und Affekte als konstitutiv für Interaktionen, asymmetrische Machtdynamiken und die Wahrnehmung von und den Zugang zur Welt. Auf der Grundlage eines relationalen und prozessualen Raum- und Konfliktbegriffs betrachten wir Orte nicht als statische Hintergründe, vermessbare Einheiten oder Territorien, sondern als umkämpfte und von Spannungen und Machtverhältnissen durchzogene Arenen, die durch konkurrierende Aneignungen und Bedeutungen geprägt sind. So können Menschen am „gleichen Ort“ sich überschneidende oder widersprüchliche sozial-räumliche Realitäten wahrnehmen und konstruieren.
Wir sind besonders an Beiträgen interessiert, die sich mit folgenden Fragen beschäftigen:
Wir freuen uns über Beiträge aus einem breiten Spektrum von Disziplinen – z. B. Soziologie, Raumplanung, Sozialpsychologie, Geographie, Konflikt- und Stadtforschung – und professionellen Konfliktbearbeitungskontexten. Sowohl praxisorientierte Forschung als auch theoretische Beiträge sind ausdrücklich erwünscht.
Eine Vielzahl von Einreichungsformaten ist möglich und willkommen, um einen offenen und dynamischen Austausch zwischen eher theoretischen und eher anwendungsorientierten Beträgen zu fördern. Besonders erwünscht sind innovative und partizipative Formate, die eine inter- und transdisziplinäre Diskussion und Reflexion ermöglichen. Zusätzlich zu Einzelvorträgen sind Vorschläge für ganze Sessions möglich (max. vier Beiträge), Fishbowl-Diskussionen, runde Tische oder andere interaktive Formate wie Workshops oder dialogbasierte Panels. Wir begrüßen auch experimentelle oder andere Formate, die neue Wege der Forschungspräsentation, der Diskussionsförderung oder der Gewinnung methodischer Erkenntnisse erkunden.
Zur Anregung nachfolgend einige Beispiele für potentielle Themen; auch andere Themen sind ausdrücklich willkommen:
• Nachbarschaftskonflikte und Aushandlungen des Zusammenlebens in Vielfalt
• Migrationsbezogene Konflikte und Fragen von Zugehörigkeit und Ausschluss
• Polarisierungsprozesse in lokalen Kontexten
• Konflikte und Emotionen in der Raum- und Stadtplanung
• Emotionen bei Protestbewegungen und ihren Gegnern
• Konflikte um Energiewendeprojekte und Klimapolitik
Bitte senden Sie ihre Abstracts bis zum 13.07.2025 mit einer Länge von 300 Wörtern auf Deutsch oder auf Englisch an lokonetfh-erfurtde. Bitte schicken Sie auch eine kurze biographische Angabe mit (max. 150 Wörter). Wir melden uns mit einer Entscheidung Anfang September. Präsentationen sind in Deutsch oder Englisch möglich. Bei Interesse koordinieren wir gemeinsame Publikationsprojekte im Nachgang der Konferenz.