Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft
Frist: 20.01.2025

CfP - Make Norms Research Great Again?, Hamburg

Offene Tagung der Themengruppe IB-Normenforschung

Die Normenforschung erfreut sich in der (deutschen) IB-Community weiterhin wachsender Beliebtheit, was sich nicht nur an einer Vielzahl von Studien zeigt, sondern auch an der Vielzahl konzeptioneller Vorschläge und Debatten. Deshalb wollen wir die Tagung der Themengruppe nutzen, um nach längerer Zeit einmal wieder in den direkten Austausch zu gehen und uns zu befragen, wo die Normenforschung aktuell steht, welche empirischen wie konzeptionellen Fragen unsere Aufmerksamkeit erfordern und wo gemeinsame Interessen für unterschiedliche Projekte liegen. Dazu laden wir Papiere zu folgenden Themenbereichen ein, verstehen die Tagung aber generell als thematisch offen.

·          Klimawandel, Pandemien und aktuelle Kriege unterstreichen, dass die letzten Jahre von Krisenphänomenen geprägt sind, die stets auch normative Krisen darstellen. Somit ist die Normenforschung gefragt, vor diesem Hintergrund die Robustheit, Kontestation oder Resilienz internationaler Normen zu analysieren und dabei unterschiedliche Ebenen, Akteure oder Prozesse zu thematisieren.

·          Zugleich stellt sich angesichts der weltweiten Veränderungsprozesse und normativen Polarisierungen die Frage nach der Normativität (in) der Normenforschung. Geht es der Normenforschung allein um die Analyse normativer Dynamiken oder darf/soll/muss sie explizit selbst normativ sein? Dies würde bedeuten, dass wir uns als Normenforschende auch mit unserer Situiertheit und Positionalität expliziter auseinandersetzen müssten.

·          Auch die Frage nach den angemessenen Methoden zur Erforschung von Normen erfährt eine Renaissance. Während einige Ansätze verstärkt auf quantitativ-positivistische Verfahren setzen, argumentieren andere, dass die Erforschung von normativen Dynamiken eine stärker interpretative Orientierung benötigt. Diskutiert wird auch, welche Phänomene konkret analysiert werden müssen: Normativer Diskurs, alltägliche Routinen oder bestimmte Praxen wie Implementation und Institutionalisierung.

·          Generell zeigt sich angesichts der empirischen Bandbreite und konzeptionellen Vielfalt in den Zugängen zur Analyse unterschiedlicher Institutionen, dass eine (bislang unzureichend ausbuchstabierte) Nähe zu anderen Ordnungsforschungen besteht. Somit stellt sich die Frage, wo Überlappungen und Abgrenzungen etwa zu aktuellen Ansätzen in der IO-Forschung oder praxistheoretischer Forschung sichtbar werden und wie die Verbindungen produktiver genutzt werden können.

·          Ein oftmals eher implizit geäußertes Vorurteil gegenüber der Normenforschung ist, dass sie als Zusammenhang von Forschung und Forschenden wenig global ausgerichtet sei, sondern einen starken deutschen oder deutschsprachigen Background habe. Dieses Argument möchten wir gemeinsam kritisch prüfen und eventuelle Blindstellen der (deutschen) Normenforschung ausleuchten.

·          Schließlich findet Normenforschung auch ihren Weg in die Lehre und wird zunehmend in Einführungsveranstaltungen thematisiert. Daher möchten wir auch Austausch darüber anregen, wie Normenforschung im Seminarraum didaktisch genutzt wird, welche Erfahrungen mit Textarbeit oder Methodendiskussionen vorliegen sowie von best practices lernen.

Unser Ziel ist es, den Austausch zwischen den Mitgliedern der Themengruppe zu ermöglichen und dabei explizit auch interessierte Nicht-Mitglieder anzusprechen. Dazu schlagen wir ein offenes Workshop-Format vor, das verschiedene Arbeitsformen inkludiert: Einerseits laden wir klassische Paper ein, um aktuelle Forschung vorzustellen und zu diskutieren. Andererseits laden wir auch Vorschläge für andere Formate (z.B. Roundtables, Posterpräsentationen oder Breakout-Sessions) ein, um neben der Forschung im engeren Sinne auch die Situiertheit der (deutschen) Normenforschung breit zu diskutieren. Zu beiden Formaten bitten wir um Interessensbekundungen.

Abstracts mit ca. 200 Wörtern sind bis zum 20.01.2025 an normenforschungdvpwde zu richten. Beiträge in englischer Sprache sind willkommen und können auch gerne auf Englisch präsentiert werden! Eine finanzielle Unterstützung der Teilnahme von Early Career Wissenschaftler*innen wird angestrebt. Bitte vermerken Sie bei Ihrer Bewerbung kurz, falls Sie hieran Interesse haben. Die Tagung findet vom 14. bis 16. Mai 2025 an der Universität Hamburg statt.