Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft
Politik und Geschichte

Militär und Geschichtspolitik

Die nächste Jahrestagung des Arbeitskreises „Politik und Geschichte“ findet in Kooperation mit dem Fachbereich Human- und Sozialwissenschaften an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg statt. Sie ist den Formen und Funktionen von Geschichtspolitik in Bezug auf das Militär gewidmet.

 

Dem Militär wird gemeinhin eine große Affinität zur Geschichte nachgesagt. Die Auseinandersetzung mit Krisen, Konflikten und Kriegen der Vergangenheit hat beispielsweise im Rahmen der Ausbildung von Soldaten in den meisten Streitkräften einen festen Platz. Geschichtliche Bezüge sind für die Streitkräfte jedoch darüber hinaus und vor allem als Mittel der Legitimation und Identitätsstiftung von Bedeutung – sowohl nach innen, gegenüber den Mitgliedern der Militärorganisation, als auch nach außen, gegenüber der politischen Öffentlichkeit. Die Art und Weise, wie im Militär von Geschichte Gebrauch gemacht wird, ist dabei nicht unabhängig von allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen zu betrachten, unterliegt jedoch auch eigenen, organisationsspezifischen Gesetzlichkeiten. Dies wirft die Frage nach den daraus resultierenden Spannungsfeldern, aber auch nach den zu beobachtenden Wechselwirkungen auf. Ziel der Tagung ist es, die Merkmale, Bedingungen und spezifischen Herausforderungen der Inanspruchnahme von Geschichte durch das Militär zu diskutieren. Neben der Analyse von geschichtspolitisch relevanten Vorgängen innerhalb der Militärorganisation geht es dabei auch darum, die Streitkräfte als eigenständigen geschichtspolitischen Akteur innerhalb gesellschaftspolitischer Debatten in den Blick zu nehmen – was umgekehrt auch zur Frage nach den Konjunkturen der öffentlichen Aufmerksamkeit für das Militär sowohl als Träger des staatlichen Gewaltmonopols als auch als gesellschaftlicher Institution führt.

 

Vor diesem Hintergrund bitten wir um Beitragsvorschläge, die sich thematisch mit einem der folgenden Aspekte befassen:
* Das Militär als Objekt von Geschichtspolitik: Wann und wie wird das Militär Gegenstand geschichtspolitischer Debatten? Welche Vorstellungen vom Militär oder von ‚dem‘ Soldaten kommen dabei zum Ausdruck – und wie verändern sie sich?
* Das Militär als Akteur von Geschichtspolitik: Wann und wie werden die Streitkräfte zum Träger von geschichtspolitischen Debatten? Wie sehen ihre Interessen und Einflussmöglichkeiten im Vergleich zu anderen politischen Akteuren aus?
* Funktionalisierung von Geschichte durch bzw. innerhalb der Streitkräfte: Wozu braucht das Militär, wozu brauchen Soldaten Geschichte? Wann, wie und zu welchem Zweck wird seitens der Militärorganisation auf Geschichte zurückgegriffen? Welche Vergangenheitsbezüge werden seitens der Soldaten selbst hergestellt und tradiert?
* Militärische Traditionsbildung und Traditionspflege: Wie vollzieht sich die Auswahl und Kanonisierung bestimmter Epochen, Ereignisse und Personen, die für Soldaten als vorbildlich angesehen werden? Welche Probleme oder Herausforderungen sind damit verbunden? Welche Veränderungen lassen sich im zeitlichen Verlauf (z.B. vor bzw. nach dem Ende des Kalten Krieges oder vor bzw. nach den Terroranschlägen vom September 2001) beobachten? Welche Folgen haben diese Entwicklungen für die Praxis der Traditionspflege in den Streitkräften (offizielle vs. inoffizielle Traditionen)?
* Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede lassen sich hinsichtlich der Nutzung von Geschichte durch das Militär im Vergleich zu anderen Organisationen bzw. gesellschaftlichen Bereichen feststellen?

 

Mit einem möglichst breit angelegten Spektrum an Beiträgen zu unserer Tagung möchten wir das skizzierte Themenfeld so umfassend wie möglich ausleuchten. Deshalb bitten wir Fachleute aus dem Bereich der Sozialwissenschaften und der Geschichtswissenschaft, aber auch aus anderen Disziplinen, sich mit einem Abstract um eine Teilnahme zu bewerben. Dabei sind Beiträge, die sich inhaltlich nicht (nur) auf Deutschland beziehen, sondern auch andere Länder berücksichtigen, in besonderer Weise willkommen.

 

Wer Interesse daran hat, seine bzw. ihre Arbeit auf der Tagung zu präsentieren, schicke bitte bis zum 15.12.2011 ein Abstract (max. 1 Seite) mit einer kurzen biografischen Notiz an unsere Emailadresse: Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-Mail Arbeitskreis.

 

Wir müssen darauf hinweisen, dass der Arbeitskreis über keine finanziellen Mittel verfügt. Reisekosten können deshalb nicht erstattet werden.