Ziel des Lehrprojektes „Film und Nachhaltigkeit“ war es, anhand ausgewählter Spielfilme popkulturell vermittelte gesellschaftliche und politische Kontroversen rund um Nachhaltigkeit kritisch-analytisch zu durchdringen. Dabei stand ein interdisziplinärer Ansatz im Mittelpunkt, durch welchen Lehrende und Studierende aus Politikwissenschaft und Medienbildung zusammenkamen, um die jeweils disziplinären Perspektiven zu einer gemeinsamen interdisziplinären Analyse zu nutzen. Politikwissenschaftlich ging es um die Frage, wie in Spielfilmen Wissenschaft und Politik in Nachhaltigkeitskonflikten inszeniert werden und welche realen politischen Prozesse dem fiktionalen Inhalt zugrunde lagen. Perspektive der Medienbildung waren u.a. Fragen der Veränderung der Selbst- und Weltverhältnisse von Filmcharakteren und welche Antworten auf Nachhaltigkeit als pädagogische Herausforderung im Film nahegelegt werden. Alle Filme wurden in interdisziplinären Teams der Studierenden analysiert. Dabei wurde auch das innovative webbasierte Filmanalysetool „Lichtblick“ verwendet. Die Ergebnisse wurden innerhalb einer ganztägigen Mini-Konferenz vorgestellt, in deren Rahmen die Studierenden typisch wissenschaftliche Austauschformate erproben konnten.
Im Master-Seminar „How to Study the International Effects of Populism” (Universität Freiburg, Sommersemester 2023) entwickelten die Studierenden in Kleingruppen innovative Forschungsdesigns zu Fragestellungen rund um die internationalen Auswirkungen des Populismus. Sie erarbeiteten Poster und stellten ihre Projekte im Rahmen eines internationalen Workshops mit renommierten Expert*innen vor. Dadurch lernten sie nicht nur wie man gemeinsam Forschungsdesigns entwickelt und vorstellt. Sie lernten auch Feedback anzunehmen, sich in eine wissenschaftliche Diskussion mit etablierten Wissenschaftler*innen zu begeben, und sie trugen zur Weiterentwicklung eines wachsenden Forschungsfelds in den Internationalen Beziehungen bei. Dieses Seminarformat ist in Master-Studiengängen im Rahmen ohnehin geplanter wissenschaftlicher Workshops gut replizierbar.
Die DVPW und die Schader-Stiftung haben in diesem Jahr bereits zum vierten Mal den „Lehrpreis Politikwissenschaft“ verliehen. Der Preis hat zum Ziel, die besondere Bedeutung der Hochschullehre in der Disziplin sichtbar zu machen und die Qualität der Lehre in der deutschen Politikwissenschaft zu stärken. Ausgezeichnet werden können Lehrprojekte, die inhaltlich und/oder methodisch innovativ sind und sich durch eine besonders gute Didaktik und herausragendes Engagement der Lehrenden auszeichnen. 2024 hat die Jury den Lehrpreis Prof. Dr. Sandra Destradi von der Albert-Ludwigs Universität Freiburg für ihr Lehrprojekt „How to Study the International Effects of Populism“ zuerkannt, das sie im Sommersemester 2023 an der Albert-Ludwigs Universität Freiburg durchgeführt hat.
Der Fachinformationsdienst (FID) Politikwissenschaft – Pollux befragt regelmäßig Politikwissenschaftler*innen zu Bedarfen und Wahrnehmung seiner Services. Die aktuelle Umfrage zeigt eine leichte Steigerung der Bekanntheit von Pollux, was die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit weiterhin unterstreicht. Wichtigste Ressourcen für die Literaturrecherche sind Literaturverzeichnisse und Zitationsangaben aus Zeitschriftenartikeln und Büchern. Open Science und Forschungsdatenmanagement gewinnen an Relevanz und in der Wissenschaftskommunikation zeigt sich ein Wandel: Plattformen wie Bluesky und LinkedIn gewinnen an Bedeutung. Die Umfrage liefert wichtige Einblicke für die strategische Weiterentwicklung von Pollux.
Die Wahlsysteme in Deutschland erlauben den Wählerinnen und Wählern nur zum Ausdruck zu bringen, welche Partei sie am besten finden. Wie sie zu den anderen Parteien stehen, und welche Parteien sie nicht an der Macht sehen wollen, bleibt unberücksichtigt. Wir nutzen aktuelle Umfrageergebnisse aus Sachsen und Thüringen um zu zeigen, dass bei der vollständigen Berücksichtigung der Wählerpräferenzen die CDU eine deutliche Wählermehrheit hätte. Würden zusätzlich die Regeln der Regierungsbildung und -beendigung reformiert, könnte die CDU eine stabile und demokratisch legitimierte Alleinregierung bilden und im Parlament mit wechselnden Mehrheiten regieren.
Die medial prominenten Karten, auf denen Wahkreise und Gemeinden in den Parteifarben des Gewinners erscheinen, können zweifach in die Irre führen: Einerseits übertreiben sie visuell die Stimmenanteile von Parteien mit Hochburgen im ländlichen Raum. So wurde z. B. aus 30 Prozent Stimmenanteil der AfD bei den Europawahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen 90 Prozent blaue Fläche auf den entsprechenden Ergebniskarten. Andererseits überdecken die Karten, dass im zersplitterten Parteiensytem der Bundesrepublik die stärkste Partei oder die Wahlkreissiegerin längst keine absoluten sondern nur noch relative Mehrheiten hinter sich bringen. Der Beitrag analysiert diese optischen und demokratietheoretischen Täuschungen.
Viel wurde bereits über die Fünf-Prozent-Hürde diskutiert. Ist der Ausschluss kleiner Parteien aus dem Parlament ungerecht oder eine Notwendigkeit für das Funktionieren von Demokratie? Weniger im Fokus der öffentlichen Debatte stand bisher die staatliche Parteienfinanzierung. Auch für diese existiert eine Hürde, die bei Landtagswahlen 1% der Stimmen beträgt. In diesem Beitrag zeige ich anhand eines natürlichen Experimentes, dass die Auswirkungen der Ein-Prozent-Hürde üblicherweise unterschätzt und diejenigen der Fünf-Prozent-Hürde überschätzt werden.
Unsere Studie untersucht die Auswirkungen des „Nahostkonflikts“ auf das Sicherheitsgefühl von in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Durch eine Online-Befragung, die von Mai 2022 bis Februar 2023 durchgeführt wurde, ergab sich, dass die Sicherheitsbedenken von Jüdinnen und Juden in Deutschland erheblich durch das Misstrauen in Gerichte, die Medienberichterstattung sowie die öffentliche Meinung vermittelt sind: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Bedrohungswahrnehmung durch die Erwartung verstärkt wird, dass bei zukünftigen Eskalationen des „Nahostkonflikts“ die deutsche Bevölkerung nicht ausreichend zwischen Juden und Jüdinnen und israelischer Politik differenzieren wird, die Medien nicht ausreichend über Antisemitismus berichten und der Staat keinen ausreichenden Schutz gegen antisemitische Angriffe bietet.
„Warum geht das eigentlich nicht alles digital?“ ist ein Vorwurf, den Kommunen regelmäßig von Seiten der Politik, der Unternehmen sowie der Bürger*innen gestellt bekommen. Mit dieser Frage ist häufig die Hoffnung auf eine Vereinfachung im Umgang mit dem zuständigen Amt verbunden: Anträge nicht mehr ausdrucken, unterschreiben, wieder einscannen zu müssen, damit sie im Amt erneut ausgedruckt werden müssen. Aber kann dieser Erwartungsdruck die Digitalisierung in den Kommunen beschleunigen? In diesem Blogbeitrag argumentieren wir, dass die hohe Komplexität, die sich aus der Aufgabenvielfalt und der Einbettung in das föderale System ergibt, dazu führt, dass die Digitalisierung der Kommunen in Deutschland, Österreich und der Schweiz trotz des Willens der Beteiligten und der unterschiedlichen Ansätze der Digitalisierungssteuerung nur langsam und schrittweise erfolgt. Ein plötzlicher Durchbruch der Digitalisierung ist nicht zu erwarten.
Das Onlinezugangsgesetz (2017, Novelle 2024) ist Deutschlands große Aufholjagd in die ehrenhaften Ränge internationaler Digitalisierungs-Rankings und ein gigantisches Entwicklungsprogramm digitaler öffentlicher Infrastruktur. Die allgemein gehaltenen Formeln im Gesetzestext delegieren fast alle Ausgestaltung in ein komplexes Netz dezentraler Governance, das noch viel umfassender Gegenstand politikwissenschaftlicher Implementierungsforschung sein könnte, als es sich bisher abzeichnet. Eine nun vorliegende Fallstudie der Autor*innen zeigt, wie sich der Weg in die Digitalität zwischen fristgerecht-bürokratischer „Elektrifizierung von Anträgen“ und politisch gehaltvollen Visionen zukünftiger (Sozial-)Staatlichkeit abspielen kann. Innerhalb des viel gescholtenen Innovationssystems deutscher Verwaltungsdigitalisierung bilden sich im untersuchten Fall www.sozialplattform.de die Konturen eines zukünftigen Plattform-Sozialstaats heraus – wenngleich von der Existenz eines solchen noch keine Rede sein kann.