Die Lehrveranstaltung NRW debattiert Europa 2024 brachte Studierende der Universitäten Duisburg-Essen, Köln, Münster, Wuppertal, Bielefeld und der niederländischen Radbound Universität zusammen, um gemeinsam über die Zukunft der EU zu diskutieren. Die monatelange Vorbereitung der Dozent*innen und Studierenden gipfelte in einer großangelegten Finaldebatte an der Universität Duisburg-Essen. Das Format ermöglichte das Erlangen von Debattierfähigkeiten in Zeiten, in denen wir gelebte Demokratie dringend brauchen. Clou der Veranstaltung ist die Vermittlung politikwissenschaftlichen Fachwissens in Kombination mit einer praxisrelevanten Fertigkeit, nämlich der Debatte als spezifische Form der Argumentation.
Antisemitismus ist ein gesellschaftliches Problem, tief in der Mitte der Gesellschaft verwurzelt – mit steigender Tendenz. Zudem ist Antisemitismus moralisch stark aufgeladen und durch Ambivalenzen geprägt. (Politik-)Lehrkräfte müssen mit Antisemitismus in Schule und Unterricht umgehen, scheuen dies aber häufig, weil sie vermeintlich zu wenig wissen oder Angst haben, Fehler zu machen. Daher haben wir ein Seminarkonzept entwickelt, welches handlungsorientierte medienpädagogische Projektarbeit mit einer Exkursion und Lernreflexion verbindet. Dabei wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch eine kritisch-reflexive Haltung, demokratische Einstellungen, Mut zu kollektivem Handeln und Selbstwirksamkeit befördert. Um eine Brücke zwischen Wissen und Handeln zu bauen, setzen wir auch bewusst auf Begegnungen, die wir auf vielfältige Weise ermöglichen: durch Expert*innengespräche, Gesprächsrunden sowie Besuche von Ausstellungen, Bildungszentren und Gedenkstätten. So werden angehende Lehrkräfte darin bestärkt, auch im Sinne der Demokratiebildung, sich später in ihrer beruflichen Tätigkeit gegen Antisemitismus und aktiv für Menschenrechte einzusetzen.
Das vom Arbeitsbereich Politisches System Deutschlands und Vergleich politischer Systeme an der TU Darmstadt verantwortete Lehrkonzept zielt auf die veranstaltungsübergreifende und niedrigschwellige Vermittlung von digital und data literacy. Die traditionelle Hochschullehre wird dabei ergänzt durch digitale Werkzeuge, die den praktischen, kollaborativen und interaktiven Umgang mit sozialwissenschaftlichen Daten erlauben. Methodisch und substanziell ausgerichtete Veranstaltungen ergänzen einander in der Absicht, praktische und kritische Kompetenzen im Umgang mit Daten zu entwickeln, die in und außerhalb der Wissenschaft fruchtbar werden.
Ziel des Lehrprojektes „Film und Nachhaltigkeit“ war es, anhand ausgewählter Spielfilme popkulturell vermittelte gesellschaftliche und politische Kontroversen rund um Nachhaltigkeit kritisch-analytisch zu durchdringen. Dabei stand ein interdisziplinärer Ansatz im Mittelpunkt, durch welchen Lehrende und Studierende aus Politikwissenschaft und Medienbildung zusammenkamen, um die jeweils disziplinären Perspektiven zu einer gemeinsamen interdisziplinären Analyse zu nutzen. Politikwissenschaftlich ging es um die Frage, wie in Spielfilmen Wissenschaft und Politik in Nachhaltigkeitskonflikten inszeniert werden und welche realen politischen Prozesse dem fiktionalen Inhalt zugrunde lagen. Perspektive der Medienbildung waren u.a. Fragen der Veränderung der Selbst- und Weltverhältnisse von Filmcharakteren und welche Antworten auf Nachhaltigkeit als pädagogische Herausforderung im Film nahegelegt werden. Alle Filme wurden in interdisziplinären Teams der Studierenden analysiert. Dabei wurde auch das innovative webbasierte Filmanalysetool „Lichtblick“ verwendet. Die Ergebnisse wurden innerhalb einer ganztägigen Mini-Konferenz vorgestellt, in deren Rahmen die Studierenden typisch wissenschaftliche Austauschformate erproben konnten.
Im Master-Seminar „How to Study the International Effects of Populism” (Universität Freiburg, Sommersemester 2023) entwickelten die Studierenden in Kleingruppen innovative Forschungsdesigns zu Fragestellungen rund um die internationalen Auswirkungen des Populismus. Sie erarbeiteten Poster und stellten ihre Projekte im Rahmen eines internationalen Workshops mit renommierten Expert*innen vor. Dadurch lernten sie nicht nur wie man gemeinsam Forschungsdesigns entwickelt und vorstellt. Sie lernten auch Feedback anzunehmen, sich in eine wissenschaftliche Diskussion mit etablierten Wissenschaftler*innen zu begeben, und sie trugen zur Weiterentwicklung eines wachsenden Forschungsfelds in den Internationalen Beziehungen bei. Dieses Seminarformat ist in Master-Studiengängen im Rahmen ohnehin geplanter wissenschaftlicher Workshops gut replizierbar.
Die DVPW und die Schader-Stiftung haben in diesem Jahr bereits zum vierten Mal den „Lehrpreis Politikwissenschaft“ verliehen. Der Preis hat zum Ziel, die besondere Bedeutung der Hochschullehre in der Disziplin sichtbar zu machen und die Qualität der Lehre in der deutschen Politikwissenschaft zu stärken. Ausgezeichnet werden können Lehrprojekte, die inhaltlich und/oder methodisch innovativ sind und sich durch eine besonders gute Didaktik und herausragendes Engagement der Lehrenden auszeichnen. 2024 hat die Jury den Lehrpreis Prof. Dr. Sandra Destradi von der Albert-Ludwigs Universität Freiburg für ihr Lehrprojekt „How to Study the International Effects of Populism“ zuerkannt, das sie im Sommersemester 2023 an der Albert-Ludwigs Universität Freiburg durchgeführt hat.
Der Fachinformationsdienst (FID) Politikwissenschaft – Pollux befragt regelmäßig Politikwissenschaftler*innen zu Bedarfen und Wahrnehmung seiner Services. Die aktuelle Umfrage zeigt eine leichte Steigerung der Bekanntheit von Pollux, was die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit weiterhin unterstreicht. Wichtigste Ressourcen für die Literaturrecherche sind Literaturverzeichnisse und Zitationsangaben aus Zeitschriftenartikeln und Büchern. Open Science und Forschungsdatenmanagement gewinnen an Relevanz und in der Wissenschaftskommunikation zeigt sich ein Wandel: Plattformen wie Bluesky und LinkedIn gewinnen an Bedeutung. Die Umfrage liefert wichtige Einblicke für die strategische Weiterentwicklung von Pollux.
Die Wahlsysteme in Deutschland erlauben den Wählerinnen und Wählern nur zum Ausdruck zu bringen, welche Partei sie am besten finden. Wie sie zu den anderen Parteien stehen, und welche Parteien sie nicht an der Macht sehen wollen, bleibt unberücksichtigt. Wir nutzen aktuelle Umfrageergebnisse aus Sachsen und Thüringen um zu zeigen, dass bei der vollständigen Berücksichtigung der Wählerpräferenzen die CDU eine deutliche Wählermehrheit hätte. Würden zusätzlich die Regeln der Regierungsbildung und -beendigung reformiert, könnte die CDU eine stabile und demokratisch legitimierte Alleinregierung bilden und im Parlament mit wechselnden Mehrheiten regieren.
Die medial prominenten Karten, auf denen Wahkreise und Gemeinden in den Parteifarben des Gewinners erscheinen, können zweifach in die Irre führen: Einerseits übertreiben sie visuell die Stimmenanteile von Parteien mit Hochburgen im ländlichen Raum. So wurde z. B. aus 30 Prozent Stimmenanteil der AfD bei den Europawahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen 90 Prozent blaue Fläche auf den entsprechenden Ergebniskarten. Andererseits überdecken die Karten, dass im zersplitterten Parteiensytem der Bundesrepublik die stärkste Partei oder die Wahlkreissiegerin längst keine absoluten sondern nur noch relative Mehrheiten hinter sich bringen. Der Beitrag analysiert diese optischen und demokratietheoretischen Täuschungen.
Viel wurde bereits über die Fünf-Prozent-Hürde diskutiert. Ist der Ausschluss kleiner Parteien aus dem Parlament ungerecht oder eine Notwendigkeit für das Funktionieren von Demokratie? Weniger im Fokus der öffentlichen Debatte stand bisher die staatliche Parteienfinanzierung. Auch für diese existiert eine Hürde, die bei Landtagswahlen 1% der Stimmen beträgt. In diesem Beitrag zeige ich anhand eines natürlichen Experimentes, dass die Auswirkungen der Ein-Prozent-Hürde üblicherweise unterschätzt und diejenigen der Fünf-Prozent-Hürde überschätzt werden.