Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

2025

Einfache Suche in 72 Jahren parlamentarischem Diskurs mit Pollux Political Corpora. Ein Beitrag von Nina Smirnova

Pollux bietet Forschenden eine einfache Möglichkeit, politische Textsammlungen (Korpora) auf der neuen Plattform Pollux Political Corpora (PoliCorp) (https://demo-pollux.gesis.org/) zu durchsuchen und zu analysieren. PoliCorp bietet Politikwissenschaftler*innen und interdisziplinär Forschenden Zugang zu strukturierten Daten, die über die Web-Suchschnittstelle leicht durchsuchbar sind. Die Plattform enthält derzeit Daten aus dem GermaParl-Korpus - eine Sammlung von Transkripten von Bundestagsdebatten, die 72 Jahre Parlamentsdebatten - von 1949 bis 2021 - abdeckt und über 958.000 Redebeiträge umfasst.

Frauenanteil im Bundestag sinkt um fast 3%-Punkte. Wie Wahlrechtsreform und Rechtsruck die Frauen aus dem Parlament drängen. Ein Beitrag von Corinna Kröber und Lena Stephan

Im neuen Bundestag wird sich vieles ändern: Er wird kleiner. Er wird ideologisch weiter rechts angesiedelte Mehrheiten haben. Und er wird männlicher. Bei der Wahl am 23. Februar 2025 wurden nur 32,38% Frauen gewählt, während es 2021 noch 35,20% waren. Wir analysieren wie die Verschiebung der politischen Mehrheiten nach rechts und die Wahlrechtsreform sich auf den sinkenden Frauenanteil im Parlament auswirken und diskutieren, was das kurz- und langfristig für die Repräsentation von Frauen bedeutet. Außerdem zeigen wir verschiedene Hebel wie paritätische Quotenregelungen oder Anreize für Parteien auf, um den beschriebenen Entwicklungen aktiv entgegenzuwirken.

The Times They Are A-Changing: Wahlkreisgewinner*innen gestern und heute. Ein Beitrag von Thorsten Faas und Ansgar Wolsing

Bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag wird erstmals das neue Wahlrecht gelten. Der Bundestag wird eine fixe Größe von 630 haben; der Preis dafür ist, dass es keine Garantie mehr gibt, dass alle Wahlkreisgewinner tatsächlich in den Bundestag einziehen. Wie schlimm ist das? Die Autoren sagen: Nicht extrem dramatisch, da Wahlkreise ohnehin mit immer geringeren Stimmenanteilen gewonnen werden.

Feindliche Arbeitskultur, sexuelle Belästigung und sexualisierte Gewalt. Befunde und Handlungsnotwendigkeiten an Hochschulen. Ein Beitrag von Heike Mauer

Aktuelle Forschungen belegen, dass sich sexualisierte Diskriminierung und Gewalt durch alle akademischen Disziplinen und Statusgruppen zieht und dass insbesondere Frauen, trans* und intergeschlechtliche Menschen betroffen sind. Der Beitrag stellt Ergebnisse des Gender-Reports 2022 zu Benachteiligungserfahrungen und sexueller Belästigung im Mittelbau vor und stellt die Frage, welchen Beitrag die DVPW als Fachvereinigung leisten kann, um in der Politikwissenschaft ein diskriminierungsarmes Klima zu schaffen.

Klarer Regierungsauftrag? Wie Wähler*innen ein Regierungsmandat aus Wahlergebnissen ableiten. Ein Beitrag von Alejandro Ecker, Thomas M. Meyer und Carolina Plescia

Ergebnisse von Parlamentswahlen werden von politischen Akteuren oft als Auftrag der Wähler*innen für eine bestimmte Politik oder als Mandat für eine bestimmte Parteienkonstellation in der Regierung interpretiert. Aber existiert ein solches Mandat auch aus Sicht der Wähler*innen? Wir präsentieren Ergebnisse einer Befragung im Kontext der Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen im Herbst 2024. Wähler*innen interpretieren Wahlergebnisse sehr verschieden und teils auf Basis ihrer politischen Präferenzen. Trotzdem sehen viele Wähler*innen auch ein Mandat für Regierungen, in denen die eigene Partei nicht vertreten ist. Wähler*innen der AfD weichen von diesem Muster ab.

Ist das BSW eine linke Partei? Eine Analyse der politischen Selbstverortung der Wähler*innen bei der Europawahl 2024. Ein Beitrag von Leon Heckmann

Wie positionieren sich die Wähler*innen des BSW im politischen Spektrum? In diesem Beitrag soll die Selbsteinordnung der Wähler*innen mit der inhaltlichen Einordnung der Wahlprogramme für die Europawahl 2024 verglichen werden. Es zeigt sich, dass BSW-Wähler*innen sich auch selbst als gesellschaftlich konservativ einordnen. In der ökonomischen Dimension tun sie dies allerdings ebenso. Damit weicht die Selbsteinschätzung von der inhaltlichen Einordnung des BSW als ökonomisch linke Partei ab.

Ob Trump oder Harris: Europa muss sich auf die US-Abkehr vom Multilateralismus vorbereiten. Ein Beitrag von Tim Heinkelmann-Wild

Der 5. November stellt für Europa eine „Schicksalswahl“ dar. Mit einer zweiten Präsidentschaft Donald Trumps verbinden sich Befürchtungen über eine Wiederholung von „America First“ und dem Rückzug der USA aus multilateralen Institutionen. Dagegen stehen große Erwartungen an eine Führungsmacht USA und die transatlantische Partnerschaft unter einer Präsidentin Kamala Harris. Die augenscheinlichen Unterschiede zwischen den Kandidat*innen verstellen jedoch den Blick darauf, dass sich die Europäer*innen auf die weitere Abkehr der USA vom Multilateralismus vorbereiten müssen – egal, wer ins Weiße Haus einziehen wird!

Deutsche Politikwissenschaft rockt! (Und Punk, teurer Freund, ist alle Theorie). Ein Beitrag von Sally A. Fitzpatrick, Philipp Harfst und Sarah P. Schmidt

Teil des Rahmenprogrammes des DVPW-Kongresses 2024 in Göttingen war eine kurze Musikumfrage, welche unter allen Teilnehmer*innen die beliebtesten Partysongs und Musikstile erfragt hat. Mithilfe der Daten wurde die Playlist für die Kongressparty empirisch unterfüttert. Zudem konnten wir die Musikstilpräferenzen der deutschen Politikwissenschaftler*innen systematisch auswerten. Die Ergebnisse, die bereits auf Postern am Partyabend zu sehen waren, tragen wir hier nochmals ausführlicher zusammen.

Haben gebrochene Wahlversprechen einen Einfluss auf Wahlentscheidungen und politisches Vertrauen? Ein Beitrag von Evelyn Bytzek, Julia C. Dupont, Melanie C. Steffens, Nadine Knab & Frank M. Schneider

Vor Wahlen wird von den Oppositionsparteien und den Medien häufig ein Kassensturz dazu gemacht, ob die Regierung ihre Wahlversprechen gehalten oder gebrochen hat. Die Erwartung ist, dass die Wähler*innen einer Partei ihre Stimme verweigern, die ihre Wahlversprechen gebrochen hat. Doch ist dies tatsächlich der Fall? Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse aktueller Forschung zur Wirkung gebrochener Wahlversprechen auf politisches Vertrauen und Wahlverhalten vor.

Empirische Sozialforschung. Ein Lehrprojekt von Maik Hamjediers, Ferdinand Geißler, Frederik Thieme und Tim Wappenhans

Der Kurs zielt darauf ab, Studierenden frühzeitig praxisorientierte Einblicke in die Methodik und Grundlagen der politikwissenschaftlichen Forschung zu vermitteln. Der Schwerpunkt liegt auf der Durchführung von eigenen Experimenten und der Anwendung von Beobachtungsdaten zur Ermittlung kausaler Zusammenhänge. Durch selbst entwickelte Forschungsprojekte und Replikationen bestehender Studien sammeln sie wertvolle Erfahrungen und entwickeln ein kritisches Verständnis für die quantitative Politikwissenschaft. Wir hoffen durch diese Praxisnähe nicht nur ihre methodischen Kompetenzen, sondern insbesondere auch ihre Motivation für die Auseinandersetzung mit quantitativer Forschung zu stärken.