Von der Deindustrialisierung zum Populismus? Wie wirtschaftlicher Wandel Wahlverhalten prägt. Ein Beitrag von Michael Bayerlein, Julius Kölzer und Anne Metten
Warum löst der Niedergang der Industrie nicht überall denselben populistischen Reflex aus? Tatsächlich entscheidet weniger die Schwere des wirtschaftlichen Niedergangs als vielmehr die Frage, ob der Arbeitsplatzverlust schon eingetreten ist oder erst befürchtet wird. Menschen in ehemaligen Industrieregionen, in denen Arbeitsplätze bereits weggefallen sind, wählen häufiger linkspopulistisch, während Personen in Regionen mit nach wie vor starker Industrie und drohender Zukunftsunsicherheit eher rechtspopulistisch stimmen. Somit ist nicht nur die ökonomische Situation, sondern insbesondere deren Interpretation und emotionale Verarbeitung für populistisches Wahlverhalten ausschlaggebend.