Obwohl es in der Literatur einen weitgehenden Konsens zum Zusammenhang zwischen Krieg und der Entstehung des modernen Steuerstaates gibt, besteht in viele Punkten Unklarheit, wie und unter welchen Umständen Kriege die Besteuerung langfristig beeinflussen. Im Folgenden skizzieren wir diese offenen Fragen und verweisen auf eine Reihe von Themenfeldern, in denen Forschungsbedarf besteht.
Ohne Steuereinnahmen, keine Staatsausgaben. Steuersysteme bilden ihre Gesellschaften ab: wie handlungsfähig diese sind, wer sie finanziert und wer nicht, was sie regulieren und was nicht. Trotz dieser zentralen Stellung wird die Analyse der Steuerpolitik in den Politikwissenschaften bisher stark vernachlässigt. Dieser Beitrag zeigt auf, was wir bereits wissen und in welche Richtung zukünftige Forschung gehen sollte.
Mit dem #WirVsVirus Hackathon sollten Bürger*innen die Chance bekommen, die Herausforderungen der Corona-Pandemie gemeinsam anzugehen. Die Politik ließ sich auf das neue Format ein. Die Entscheidungshoheit blieb am Ende dennoch den Expert*innen vorbehalten und der Raum für inhaltlichen Austausch begrenzt.
Die Übung „Klasse – Rasse – Masse: Lebt die Demokratie vom Ausschluss?“ fand im Wintersemester 2020/21 als digitale Lehrveranstaltung an der Universität Regensburg statt und richtete sich an fortgeschrittene Bachelorstudierende des Fachs Politikwissenschaft sowie Masterstudierende der Demokratiewissenschaft. Ziel der Übung war es, ausgehend von den Protesten der Black-Lives-Matter-Demonstrationen, Race und Class in der politischen Theorie und Ideengeschichte, aber auch in zeitgenössischen Debatten und gesellschaftlichen Phänomenen zu analysieren. Hierbei kamen neben Texten von Locke, Kant und Tocqueville sowie Basistexten zu Rassismus, Klassismus und Intersektionalität auch ein Theaterstück, Podcasts, journalistische Texte, Hörbuchsequenzen, Beiträge aus den sozialen Medien und Songtexte/Musikvideos zum Einsatz, um eine methodisch und inhaltlich möglichst breite Perspektive auf das Thema zu gewährleisten.
Nach Ausbruch der Corona-Pandemie wurde im bereits laufenden Semester ein Forschungsseminar angepasst: Per Videokonferenz interviewten die Studierenden insgesamt 33 Mitglieder des Bundestages zu ihrer Wahlkreisarbeit während der Krise. Dabei ging es um Fragen der Organisation, aber auch des Repräsentationsverständnisses. Die Gespräche wurden anschließend inhaltsanalytisch ausgewertet und die Erkenntnisse für eine Buchpublikation vorbereitet. So gestalteten und erlebten die Studierenden gemeinsam den gesamten Forschungsprozess.
„Und jetzt soll es Immanuel Kant an den Kragen gehen“, warnte die Welt 2020 vor der durch die BLM-Proteste in den Fokus der Öffentlichkeit rückenden Debatte um den philosophischen und politisch-theoretischen Kanon. Nun lässt sich diese Debatte als Gefahr sehen – gewinnbringender erscheint es aber doch, die gesteigerte Sensibilität für und das wachsende Wissen über Rassismus auf Seiten der Studierenden als Chance für die von ihnen gewünschte akademische Auseinandersetzung und Reflexion anzusehen.
Empirische Phänomene am Studienort in das politikwissenschaftliche Studium einzubeziehen ist eine vielversprechende Strategie, um Studierende zu aktivieren und ihnen eine forschende Haltung zu vermitteln. Die Möglichkeit eigene Befunde und Meinungen auf einem Semi-narblog zu veröffentlicht und zu diskutiert kann dabei zusätzlich den gemeinsamen Lernpro-zess unterstützen. Beides wurde im Seminar „Schlüssel zur Welt – Die Bremischen Häfen in der Globalen Politischen Ökonomie“ erfolgreich ausprobiert.
Wie können Dokumentarfilme die Grundlage für ein politikwissenschaftliches Seminar bilden? Die Pan-demie hat Anlass geboten diesbezügliche Veranstaltungskonzepte auszuprobieren und zu evaluieren. Exploring the Global Political Economy Through Film wurde im Wintersemester 2020/2021 als virtuelles Seminar im freien Wahlbereich für BA- und MA-Studierende der Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück angeboten.
Ziel des Lehrprojektes in englischer Sprache war es, Studierenden die Möglichkeit zu geben, sich mit einer Bandbreite von Themen und Trends auseinanderzusetzen, die für die politikwissenschaftliche Forschung und die internationale Zusammenarbeit von großer Bedeutung sind, weil sie globale Entwicklungen wesentlich prägen und Kontextwissen vermitteln. Zu den Megatrends zählen Klimawandel, Digitalisierung, wachsende Ungleichheiten, und zehn weitere Trends, die im Seminar engagiert diskutiert wurden, z.T. mit eingeladenen internationalen Gästen. Es gibt inzwischen eine steigende Zahl von Forschungseinrichtungen, internationalen Organisationen und Think Tanks, die zu Megatrends und anderen starken Trends („global shapers“) arbeiten. In dem Seminar wurde darauf Wert gelegt, globale Perspektiven auf Megatrends zu vermitteln, d.h. sich mit Forschungsarbeiten und Analysen aus verschiedenen Weltregionen auseinanderzusetzen.
Wie können die Theorien der Internationalen Beziehungen (IB) für Studierende verständlich erklärt und praxistauglich veranschaulicht werden? In der „Game of Thrones“-Simulation sind Studierende dazu eingeladen, die internationale Politik entlang der staffelübergreifenden Konflikte unter den Häusern des Kontinentes „Westeros“ nachzuspielen und so die unterschiedlichen politikwissenschaftlichen Erklärungsangebote von Krieg und Frieden zu erfahren.