Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

2025

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) – Eine populistische Partei? Ein Beitrag von Jan Philipp Thomeczek

Die programmatische Einordnung des BSW als links-konservative Partei wurde in der Öffentlichkeit bereits breit diskutiert. Weniger Beachtung hat jedoch die Frage nach der populistischen Ausrichtung von Wagenknecht und ihrer neuen Partei gefunden. In einem neuen Beitrag zeigt J. Philipp Thomeczek (Universität Potsdam) mithilfe von quantitativen und qualitativen Analysemethoden, dass sowohl Wagenknecht als auch das BSW das Etikett „populistisch“ verdienen.

Probleme und Potenziale der Forschungsinfrastrukturförderung für die Politikwissenschaft. Ein Beitrag von Michael Czolkoß-Hettwer

Die Forschungsinfrastrukturförderung in Deutschland ist, wie die Forschungsförderung insgesamt, stark auf Projekte orientiert und von Drittmitteln abhängig. Diese Konstellation birgt einerseits Potenziale, zum Beispiel für technische Innovationen zur Anpassung an den digitalen Wandel. Andererseits bringt diese Ausgangslage auch Probleme mit sich, vor allem im Hinblick auf einen nachhaltigen Betrieb der Forschungsinfrastruktureinrichtungen und die großen Herausforderungen von Open Science. Der vorliegende Beitrag beleuchtet diese Konstellation anhand des Beispiels des DFG-geförderten Fachinformationsdienstes (FID) Politikwissenschaft – Pollux und fragt danach, welche Rolle Forschende für die Weiterentwicklung der Forschungsinfrastruktur spielen können.

Welchen Parteien steht das BSW nahe? Eine Analyse mithilfe von Wahl-O-Mat Positionsdaten. Ein Beitrag von Philipp Thomeczek

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat sich im Januar 2024 gegründet und tritt im Juni erstmals zu einer Wahl, nämlich der Europawahl an. Aufgrund der besonderen programmatischen Ausrichtung stellt sich die Frage, mit welchen anderen Parteien sich Schnittmengen ergeben. Dieser Fragestellung habe ich mithilfe der Positionsdaten der Parteien aus dem Wahl-O-Mat zur Europawahl analysiert.

Sympathien für Putin: Eine Folge politischer Entfremdung. Ein Beitrag von Lucca Hoffeller und Nils Steiner

Warum sympathisieren Menschen in Deutschland auch nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine noch mit Wladimir Putin und seinem Regime? Was bringt Menschen aus demokratischen Gesellschaften dazu, Autokraten aus dem Ausland zu schätzen? Unsere Forschung zeigt: Politische Entfremdung spielt eine zentrale Rolle. In Längsschnittanalysen mit dem GLES-Panel erweisen sich insbesondere mangelndes politisches Vertrauen und eine Neigung zu Verschwörungsdenken als zentrale Prädiktoren positiver Haltungen zu Putin und seinem Regime.

Rekorde im Westen – welche Faktoren erklären die Zugewinne der AfD in Hessen und Bayern? Ein Beitrag von Marc Debus, Julius Kölzer und Christian Stecker

Die AfD hat in Hessen und Bayern im Herbst 2023 ihr bislang höchstes und dritthöchstes Ergebnis bei einer westdeutschen Landtagswahl erzielt und gegenüber der letzten Landtagswahl 2018 deutlich hinzugewonnen. Wir gehen in diesem Beitrag der Frage nach, welche Faktoren die Höhe des Stimmenanteils der AfD sowie ihre Zugewinne erklären. Dazu ziehen wir die das Abschneiden der AfD auf Ebene der Städte und Gemeinden sowie deren sozioökonomische Eigenschaften heran. Diese kleinräumliche Analyse zeigt, dass die AfD heute besonders in Gegenden stark ist, in denen die Erfolge der Republikaner in den 1990er Jahren bereits auf ein bestehendes rechtsautoritäres Wählermilieu hinwiesen. Allerdings können diese womöglich weiterhin bestehenden Wählermilieus nicht mehr die Zugewinne der AfD seit 2018 erklären. Dies deutet darauf hin, dass die AfD inzwischen breitere Wählerschichten außerhalb einer rechtsradikalen Kernwählerschaft anspricht. Auch wenn unsere Analyse keine Schlüsse auf individuelle Wahlmotive zulässt, könnten zukünftige Betrachtungen der AfD-Wählerschaft von einer stärkeren Differenzierung zwischen Kernwähler*innen und neueren Wähler*innen profitieren.

Progressiv oder regressiv? Parteipositionen zur Geschlechterpolitik in Deutschland. Ein Beitrag von Stefan Wallaschek, Monika Verbalyte und Monika Eigmüller

Geschlechterpolitik gehört wohl derzeit zu den meistdiskutierten Politikbereichen – sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern. Anhand einer Parteiexpert*innenumfrage vor der Bundestagswahl 2021 untersucht der vorliegende Beitrag, wie die im Bundestag vertretenen Parteien zu verschiedenen Fragen der Geschlechterpolitik stehen. Dabei zeigt sich, dass die Parteipositionen zu kulturellen Fragen zentraler für die Erklärung der Geschlechterpolitik-Positionen sind als die klassische Links-Rechts-Positionierung der Parteien. Die Parteien weisen jedoch auch Positionsunterschiede je nach geschlechterpolitischen Bereich auf.

Archivieren und Teilen von qualitativen, sensiblen Forschungsdaten aus politikwissenschaftlicher Forschung: Das Forschungsdatenzentrum Qualiservice. Ein Beitrag von Paula Lein

Qualitative politikwissenschaftliche Forschungsdaten sind in der Regel sensibel und basieren oftmals auf einem engen Vertrauensverhältnis zwischen Forschenden und Forschungsteilnehmenden. Zugleich sind diese Forschungsdaten aber reichhaltig, einzigartig und entstehen häufig in schwer zugänglichen Forschungsfeldern, weshalb sie besonders wertvolle Datenschätze darstellen. Um das Teilen von Daten zu ermöglichen und gleichzeitig Forschungsteilnehmende ausreichend zu schützen, sind daher hohe Anforderungen an die Archivierung dieser Forschungsdaten und spezielle Schutzvorkehrungen notwendig. Das Forschungsdatenzentrum Qualiservice stellt für solche hochsensiblen Forschungsdaten eine angemessene Archivierungsumgebung bereit.

Mit Beteiligung gemeinsam Probleme lösen. Ein Beitrag von Daniel Oppold und Ortwin Renn

Bürgerbeteiligung und Stakeholderbeteiligung sind bislang oft getrennte Welten. Dabei liegt in ihrer Kombination großes Potential, um die Wirksamkeit und Legitimität von Beteiligungsprozessen zu steigern. Fallbeispiele aus der Stadt Erlangen und dem Land Baden-Württemberg zeigen, wie das gelingen kann.

Repräsentativ, direkt-demokratisch oder im Dialog: Welche Entscheidungsmodi präferieren Bürgerinnen und Bürger? Ein Beitrag von Angelika Vetter und Frank Brettschneider

Die meisten Bürger*innen wollen in politischen Sachfragen nicht unbedingt selbst entscheiden. Allerdings ist ihr Wunsch nach mehr Dialog und Kommunikation im Vorfeld von Entscheidungen sehr stark. Das gilt sowohl für die Bundes- als auch für die Landes- und die kommunale Ebene des politischen Systems. Dies ist das Ergebnis zweier repräsentativer Umfragen aus den Jahren 2021 und 2022, in denen ein neuer Messansatz verwendet wurde.

Bürgerräte als Praxis und Forschungsobjekt. Ein Beitrag von Detlef Sack und Nora Freier

Bürgerräte sind en vogue. Sie generieren einen neuen Forschungszyklus in der politikwissenschaftlichen Forschung. Der Beitrag plädiert dafür, zwischen den Sichtweisen einer „partizipationsorientierten Deliberationsforschung“ (pD) und einer „prozessorientierten Public-Policy-Forschung“ (pPF) zu unterscheiden. Damit sollen die theoretischen, methodischen und praktischen Differenzen bei der Analyse von Bürgerräten reflektiert werden.