Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

2019

Europawahl 2019: Nur zweite Wahl? Die Beteiligung an Europawahlen im Schatten (sub-)nationaler Wahlen. Ein Beitrag von Arndt Leininger und Lukas Rudolph

Seit der ersten Wahl zum Europäischen Parlament im Jahre 1979 nahm die Beteiligung an den Europawahlen fast durchgängig und kontinuierlich ab. In Deutschland liegt sie seit 1999 bei unter 50%. Zum Vergleich: Die Beteiligung an der Bundestagswahl 2017 betrug 76,2%, auch die Beteiligung an der jüngsten Landtagswahl in Hessen im Oktober 2018 lag mit 67% deutlich höher. Die Europawahlen werden daher ...

Europawahl 2019: Warum sind Europawahlen (immer noch) so unsichtbar? Ein Beitrag von Daniela Braun

Die Kompetenzen des europäischen Parlaments sind im Zuge der Europäischen Integration deutlich umfangreicher geworden. Eine Teilnahme an den Europawahlen, die über die Zusammensetzung des Parlaments bestimmt, ist somit zunehmend wichtiger. Dennoch zeigen politikwissenschaftliche Untersuchungen, dass bei Weitem nicht alle EU-Bürger*innen den Gang zur Wahlurne antreten. In den meisten EU-Staaten ist die Wahlbeteiligung bei Europawahlen deutlich geringer als bei nationalen Parlamentswahlen. Die Gründe für diese geringe Wahlbeteiligung sind vielfältig: ...

Selbstüberforderung durch Politikakkumulation? Moderne Demokratien in der Responsivitätsfalle. Ein Beitrag von Christoph Knill, Christian Adam, Steffen Hurka und Yves Steinbach

Dass moderne Demokratien im Zeitalter von Globalisierung, Populismus und Autoritarismus vor fundamentalen Herausforderungen stehen, kann mittlerweile schon als Binsenweisheit gelten. Mit diesem Fokus auf „externe“ Bedrohungen der Demokratie wird jedoch eine weitere Gefahr übersehen, der sich Demokratien durch die jahrzehntelange Anhäufung politischer Maßnahmen selbst ausgesetzt haben. Wir haben uns daran gewöhnt, dass ...

Europawahl 2019: Durch die Brust ins Auge: Der Einfluss der nationalen Politik auf die Europawahlen neu überdacht. Ein Beitrag von Hermann Schmitt

Es ist eine der frühen Einsichten der Nebenwahlforschung, dass das Wahlverhalten der Bürger*innen und Wähler*innen bei Europawahlen nicht von der europäischen Politik, sondern von den Innenpolitiken der Mitgliedsländer zum Zeitpunkt dieser Wahl bestimmt wird. Dies hat sich in einer Vielzahl von Studien wieder und wieder empirisch bestätigt. Allerdings sind die jeweiligen Konflikte, die nationale Parteien rund um innenpolitische Fragen austragen, durchaus verschieden. Oft, vielleicht sogar zumeist, geht es um ...

Europawahl 2019: Die entscheidende Rolle der Wahlbeteiligung bei der anstehenden Europawahl. Ein Beitrag von Aiko Wagner

Das Europäische Parlament wurde 1979 das erste Mal von den BürgerInnen der damaligen Europäischen Gemeinschaft direkt gewählt. Schon nach dieser ersten Wahl galten Europawahlen in der Politikwissenschaft als nationale Nebenwahlen: Da weniger auf dem Spiel steht, wählen die BürgerInnen weniger strategisch. Überlegungen zur Regierungsbeteiligung oder zur Überwindung einer Sperrhürde fließen weniger stark in die Wahlentscheidung ein und Protestwählen ist häufiger. Außerdem sind weniger Bürger*innen motiviert, überhaupt ihre Stimme abzugeben. In Summe sind diese Faktoren ...

Soziale Medien als gesellschaftspolitische Herausforderung. Ein Beitrag von Mathias König und Wolfgang König

Im Zeitalter der klassischen Medien, in der Massenmedien strukturell die einzig relevanten Publikations- und Kommunikationskanäle darstellten, war es für Bürger*innen schwer, sich massenöffentlich zu äußern. In der Regel dominierten deshalb Kommunikationsprofis wie z.B. Journalist*innen oder Politiker*innen mit ihren Botschaften. Der Philosoph Ralf Dahrendorf ordnete sie daher der so genannten „aktiven Öffentlichkeit“ zu. Bürger*innen verblieben meist in der Zuschauerrolle (passive Öffentlichkeit). Dank sozialer Medien können sich Bürger*innen aber aktuell ...

Braucht der Rechtspopulismus Religion? Ein Beitrag von Gert Pickel

Wie es scheint, geht es derzeit an vielen Stellen in Deutschland um die Verteidigung des christlichen Abendlandes. So prangern Rechtspopulist*innen auf der Straße oder in den Parlamenten eine (kulturelle) Überfremdung an, die besonders die christlichen Wurzeln der nationalen Kultur beschädigen soll. Diese „Gefährdungswahrnehmung“ manifestierte sich maßgeblich durch die 2015 rasant gesteigerte Zuwanderung und Migrationsbewegungen nach Europa. Und viele Bürger*innen scheinen diesen Argumenten zu folgen. Doch welche Rolle spielt Religion in diesen Diskussionen? ...

Vorhänge auf, Manuskripte weg: Symbole, Macht und Wandel im UN-Sicherheitsrat. Ein Beitrag von Elvira Rosert

Seit dem 1. April leitet Deutschland den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. In seiner noch kurzen Amtszeit hat der neue Vorsitzende bereits für produktive Irritation und für Schmunzeln gesorgt: In einer Sitzung forderte Botschafter Christoph Heusgen die Kollegen auf, die vorbereiteten Stellungnahmen zur Seite zu legen und konkrete Schritte mit Blick auf die Situation im Gaza-Streifen zu diskutieren; er stellte demonstrativ eine große Sanduhr auf den Tisch, die die Redner disziplinieren soll; und er ...

Die Europäische Union als Vorbild: Die Europäisierung der Asylpolitik in EU Nachbarstaaten. Ein Beitrag von Nina Guerin

Im Sommer 2015 brach das Asylsystem der Europäischen Union (EU), angesichts gestiegener Asylbewerbungszahlen in Europa, temporär zusammen. Bislang konnten sich die Regierungschefs der EU Mitgliedstaaten nicht in auf eine dringend notwendige Reform des europäischen Asylsystems verständigen. Um trotz dieser Blockade in Zukunft das Europäische Asylsystem vor einem erneuten Kollaps zu bewahren, ...

Wer den Sozialstaat verteidigt, kürzt Leistungen besonders stark. Ein Beitrag von Georg Wenzelburger

Die Literatur zur wohlfahrtsstaatlichen Reformpolitik hat sich in den letzten Jahrzehnten ausgiebig mit der Frage beschäftigt, welche Parteien sozialstaatliche Kürzungspolitik betreiben. Während Paul Piersons Pionierstudie zu den „New Politics of the Welfare State“ nahelegt, dass die Unterschiede zwischen den Parteien verschwinden, haben andere Arbeiten Anzeichen für die Persistenz von „old politics“ gefunden – also den traditionellen Befund, wonach sozialdemokratische Regierungen den Sozialstaat ausbauen, oder zumindest weniger stark zurückbauen als konservative Parteien. Im Gegensatz dazu argumentiert eine dritte Gruppe von Studien, ....