Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft

Einleitung zur neuen Rubrik: Pollux. Für die Politikwissenschaft

Die DVPW und der Fachinformationsdienst Politikwissenschaft - Pollux kooperieren seit einigen Jahren, um gemeinsam die Forschungsinfrastruktur für die Politikwissenschaft in Deutschland zu verbessern. Im Rahmen dieser Kooperation wird das Pollux-Team künftig in der Rubrik “Pollux für die Politikwissenschaft” regelmäßig von neuen Angeboten und Entwicklungen des Fachinformationsdienstes berichten. Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen, Anregungen, Fragen und Kritik an kontakt@pollux-fid.de.

Nach der Wärmepumpe ist vor den Pellets – Staat, Interessengruppen und das Gebäudeenergiegesetz. Ein Beitrag von Sebastian Fuchs und Detlef Sack

Das so genannte „Heizungsgesetz“, genauer: das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist bekanntermaßen umstritten. Die Aufmerksamkeit gilt dem parteipolitischen Streit und Medienkampagnen. Selbstverständlich positionieren sich jedoch auch Interessengruppen in der Debatte. Dieser Beitrag nimmt die Beziehungen zwischen Staat und Interessengruppen in der Aushandlung des GEG in den Blick. Diese lobbyieren nicht nur, sie haben eine strategische (und von der Bundesregierung zeitweise zu wenig beachtete) Bedeutung für die Umsetzung der „Heiz- und Energiewende“.

Klimakrise und Wissenschaft – Die Bewegung Scientists for Future im Spannungsfeld von Expertise und Aktivismus. Ein Beitrag von Laura Herzog, Andrea Lenschow und Jan Pollex

Die Scientists for Future haben sich in Reaktion auf und als Unterstützung für die Fridays for Future Bewegung gegründet. Sie stellen als soziale Bewegung von Wissenschaftler*innen ein neues Phänomen für die Umwelt- und Bewegungsforschung dar. In unserem Beitrag untersuchen wir, welche Ziele und Überzeugungen die Aktivist*innen dieser Bewegung teilen und verorten sie mit Blick auf den Nachhaltigkeits-Demokratie-Nexus.

Esoterische Überzeugungen und Widerstand gegen Corona-Beschränkungen in Deutschland. Ein Beitrag von Nils Weidmann

Esoterische Überzeugungen und Anthroposophie wurden häufig mit Ablehnung staatlicher Corona-Maßnahmen in Verbindung gebracht. Eine Studie in der Politischen Vierteljahresschrift analysiert diesen Zusammenhang unter Verwendung neuer, räumlich aufgelöster Indikatoren. Die Ergebnisse zeigen, dass eine hohe Dichte homöopathischer Ärzt*innen und das Vorhandensein einer Waldorf-Schule mit einem erhöhten Wahlergebnis für die maßnahmenkritische Partei dieBasis zusammenhängen.

Die Elektronische Aufenthaltsüberwachung in Deutschland – Die Fallkonferenzen als entscheidendes Koordinationsinstrument einer progressiven Policy-Maßnahme im Strafsystem? Ein Beitrag von Anna-Lena Wiegand und Nadin Fromm

Vor über zehn Jahren wurde die sog. Elektronische Aufenthaltsüberwachung in Deutschland in Folge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte eingeführt. Die EAÜ kommt in allen Bundesländern zum Einsatz, wenn auch zahlenmäßig sehr unterschiedlich. Zur besseren Koordination hat man dazu auf Verwaltungsebene sog. Fallkonferenzen eingeführt, die über den Einsatz der EAÜ im Einzelfall entscheiden. Eine wissenschaftliche Bewertung der EAÜ hinsichtlich der Verwaltungskoordination steht noch aus. Der folgende Beitrag möchte diese Forschungslücke schließen und konzentriert sich auf das Bundesland Hessen, welches Vorreiter in Bezug auf die EAÜ ist.

(Noch) Keine Zeitenwende: Öffentliche Meinung in Deutschland vor und nach Russlands Einmarsch in die Ukraine. Ein Beitrag von Matthias Mader und Harald Schoen

Wie hat die deutsche Bevölkerung auf den russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 reagiert? Dieser Frage gehen wir in einem Aufsatz nach, der gerade in der Politischen Vierteljahresschrift erschienen ist. Unsere Analyse von Umfragedaten, die vor und nach der Invasion erhoben wurden, zeigt zwar gewisse Meinungsänderungen zu spezifischen Sachfragen der deutschen Außen- und Verteidigungspolitik. Ansonsten erweisen sich die Einstellungen der Deutschen auf diesem Gebiet jedoch als stabil. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass es bislang keine Zeitenwende in der öffentlichen Meinung gegeben hat. Wir präsentieren hier ausgewählte Befunde und diskutieren einige Implikationen.

Ein gemeinsamer europäischer Strommarkt? Der Teufel steckt im Detail. Ein Beitrag von Simon Fink, Eva Ruffing, Hermann Lüken genannt Klaßen und Luisa Maschlanka

Ein gemeinsamer europäischer Strommarkt gilt als Voraussetzung für eine europaweite Energiewende. Über einen gemeinsamen Markt können erneuerbare Energien da erzeugt werden, wo die Sonne scheint oder der Wind stark weht, und die Mitgliedsländer der Europäischen Union (EU) können ihre Stromerzeugung und -bedarfe gemeinsam ausgleichen. Mittlerweile vier europäische Richtlinien sollen diesen gemeinsamen Strommarkt erzeugen. Unser Beitrag zeigt, dass durch die nationale Umsetzung dieser Richtlinien Konflikte entstehen, da es bei der Umsetzung eben nicht um technische Details, sondern um politische Verteilungsfragen geht. Dies führt dazu, dass es auf der abstrakten Ebene gemeinsame Regeln für den Strommarkt gibt, die aber in den Mitgliedstaaten höchst unterschiedlich implementiert werden.

Politische Akteure und Institutionen in Deutschland. Eine forschungsorientierte Einführung in das politische System. Ein Beitrag von Dorothee Riese und Lisa H. Anders

Dieser Beitrag informiert über die Zielsetzung und den forschungsorientierten Zugang eines neuen Lehrbuchs zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland. Entlang der Frage nach der Rolle von Akteuren und Institutionen vermittelt dieses, wie das politische System Deutschlands aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und untersucht werden kann. Als Sammelband zeichnet es sich durch eine Vielfalt theoretischer und empirischer Zugänge aus, die an Beispielen aus der Forschung der Autor*innen veranschaulicht werden.

Sorgen um Zuwanderung erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Wanderung von der CDU/CSU bzw. SPD zur AfD. Befunde am Beispiel der Bundestagswahl 2017. Ein Beitrag von Antonia Görtz und Daniel Baron

Welche sozialstrukturellen und einstellungsbezogenen Ursachen bedingen die Wanderungen von Wähler*innen sogenannter Volksparteien zur AfD? Diese Frage untersuchen wir in dem jüngst in der Politischen Vierteljahresschrift erschienenen Artikel. Auf Basis der Bundestagswahlen 2013 und 2017 mithilfe des Sozioökonomischen Panel (SOEP), zeigt sich, dass vor allem die subjektive Sorge um Zuwanderung einen Einfluss auf die Abwanderung von den ehemaligen Koalitionsparteien CDU/CSU und SPD zur AfD hat.

Die Unterrepräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund in deutschen Parteien – und was dagegen unternommen wird. Ein Beitrag von Joris Frese

Migrant*innen und Menschen mit Migrationshintergrund sind in politischen Parteien unterrepräsentiert. Dies ist unter anderem dahingehend problematisch, dass eine Parteimitgliedschaft eine der wenigen Formen politischer Beteiligung in Deutschland ist, die auch Menschen ohne Staatsbürgerschaft offensteht und somit für viele Menschen mit Migrationshintergrund besonders attraktiv sein sollte. Bisher haben sich die meisten Forschungsarbeiten zu diesem Thema jedoch auf Migrant*innen in politischen Spitzenpositionen fokussiert. Um diese Analysen zu erweitern und die Mitgliederebene einzubeziehen, habe ich eine Umfrage an Vertreter*innen aller Kreisverbände der sechs größten deutschen Parteien verschickt, welche die parteipolitische Integration von Migrant*innen auf der Mitgliederebene untersucht und der Fragestellung nachgeht, welche Maßnahmen die Parteien ergreifen, um Mitglieder mit Migrationshintergrund zu gewinnen (und wie erfolgreich diese Maßnahmen ggf. sind). Die Ergebnisse zeigen, dass Parteien wie die Grünen und die Linke neue Mitglieder mit Migrationshintergrund bevorzugen, während Parteien wie die CDU/CSU und die AfD eine Präferenz für Mitglieder ohne Migrationshintergrund haben. Außerdem wird deutlich, dass nur wenige Parteiverbände einen Fokus auf die parteipolitische Integration von Migrant*innen und Strategien zu diesem Zweck haben.